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VWs Astypalea-Projekt: Inselparadies für E-Mobilität

VWs Astypalea-Projekt: Inselparadies für E-Mobilität

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Für Freunde nachhaltiger Mobilität klingt das schwer nach Paradies: die landesweit höchste Dichte an Ladestationen, smarte Stromzähler allüberall – und ein pfiffiges System aus elektrischen Rufbussen, E-Scootern und E-Bikes. Gespeist selbstverständlich aus grünem Strom. Ganz so, wie es sonst allenfalls in Werbebroschüren steht.

Und doch gibt es diesen Garten Eden tatsächlich. Allerdings liegt er einigermaßen abgelegen auf Astypalea: eine griechische Insel der Südlichen Sporaden mit 97 Quadratkilometern Fläche und gerade mal 1334 Einwohnern. Die Zahl der Touristen indes liegt pro Jahr fast dreißig Mal so hoch. Die meisten von ihnen kommen – natürlich – in den Sommermonaten. Da ist dann ordentlich was los auf dem schmetterlingsförmigen Eiland inmitten der Ägäis.

Wolfgang Plank

Saison für Saison kurvten jede Menge Verbrenner über die unweit von Kos gelegene Insel. Schließlich landen Besucher per Schiff oder Flugzeug und brauchen dann etwas Fahrbares für ihre Exkursionen zu den besonders schönen Orten. Und vermutlich wären das in der Hauptsache noch immer Autos mit Auspuff – wenn es da nicht Nikolaos Komineas gäbe. Der 67-jährige Architekt kam einst ebenfalls als Tourist nach Astypalea, entschied sich 40 Jahre später zur Wiederkehr und ist heute Bürgermeister. Die Umwelt sei nun mal keine Privatsache, glaubt er – und schon gar nicht tauge sie für den Profit einiger weniger.

Seinem ausgeprägten Sinn für Nachhaltigkeit dürfte es zu verdanken sein, dass Astypalea heute nicht bloß ein beschauliches Plätzchen mit viel Strand ist, sondern obendrein eine Art Labor für moderne Mobilität. Im Rahmen eines Projekts, an dem unter vielen die griechische Regierung und der deutsche VW-Konzern beteiligt sind, soll die Insel Schritt für Schritt auf E-Autos, digitale Lösungen und grüne Energie umgestellt werden. „Wenn wir das Klima retten wollen“, sagt Komineas, „bleibt uns keine Zeit mehr.“

Rund zwei Jahre nach dem Start fällt die Bilanz des im Wortsinn spannenden Versuchs positiv aus: Ein Viertel der Einwohner nutzt regelmäßig den Ridesharing-Dienst Astybus. Der hat das bislang eher mäßige Angebot der traditionellen Linie ersetzt, ist anders als früher das ganze Jahr über in Betrieb und fährt bei maximal 15 Minuten Wartezeit sehr viel mehr Orte an. Je nach Saison sind bis zu fünf ID.Buzz im Einsatz – alleine in den vergangenen zwölf Monaten kamen so bei rund 27.000 Touren mehr als 200.000 Kunden-Kilometer zusammen. Der Strom dafür stammt zu 100 Prozent aus einer PV-Anlage auf dem Dach der Zentrale.

Wolfgang Plank

Auch die Elektrifizierung der Insel-Flotte macht Fortschritte: Praktisch alle Neuwagen, die auf Astypalea zugelassen werden, sind inzwischen reine E- Autos. Die Zahl der Stromer ist innerhalb kurzer Zeit von null auf 84 gestiegen. Was selbstverständlich nicht nur an persönlicher Überzeugung der Bürger liegt, sondern vor allem daran, dass die griechische Regierung auf Astypalea die landesübliche Förderung für Elektroautos verdoppelt. Ein ID.3 ist damit schon ab 19.000 Euro zu haben. Davon kann man in Deutschland nur träumen. Reichweitenangst muss auf Astypalea ohnehin niemand haben: Die längste Fahrtstrecke misst nur 13 Kilometer.

Der VW-Konzern unterstützt Astypalea mit seinem Mobilitäts-Know-how sowie mit Fahrzeugen. Zum Projekt gehören neben ID.Buzz und anderen Mitgliedern der ID.-Familie auch E-Scooter von Seat Mó und E-Bikes von Ducati für das per App buchbare Miet-Angebot Astygo. Dazu kommen der Aufbau der Ladeinfrastruktur sowie die Fahrzeuge von Polizei und Flughafen-Verwaltung. Für die ebenfalls elektrischen Krankenwagen gibt es sogar eine Gleichstrom-Säule. Mit deutlich mehr Power – aber bei weitem nicht so idyllisch gelegen wie die Wallbox der Uniformierten direkt am Hafen.

Doch noch ist nicht alles grün, was brummt. Die größte Herausforderung ist der Umbau des örtlichen Elektrizitätswerks. Aktuell tuckern dort vier Achtzylinder, die über Generatoren zusammen rund 7000 MWh im Jahr erzeugen – aber in dieser Zeit eben auch 1,8 Millionen Liter Diesel verfeuern. Das macht umgerechnet 4700 Tonnen CO₂. Von den immensen Kraftstoffkosten gar nicht zu reden.

Wolfgang Plank

Als nächsten Schritt plant Astypalea daher den Aufbau eines hybriden Energiesystems, das 2024 ans Netz gehen soll und aus einem Solarpark mit 3,5 Megawatt Leistung und einem Batteriespeicher bestehen wird. Die Sonnenkollektoren sollen künftig 100 Prozent der E-Mobilität abdecken und bis zu 60 Prozent der sonstigen Energie für die Insel. Bis 2026 soll die Anlage weiter ausgebaut werden und dann mindestens 80 Prozent des Gesamtenergiebedarfs liefern.

Und was sagen die Menschen auf Astypalea? Sie sind überaus zufrieden, zeigt eine Begleitstudie von Wissenschaftlern der Universität der Ägäis und der schottischen Universität Strathclyde. Etwa 80 Prozent sehen E-Autos und Mobilitätsdienste demnach positiv – eine deutliche Verbesserung gegenüber der ersten Umfrage zu Beginn des Projekts 2021. Besonders gut bewertet wird der Ridesharing-Dienst Astybus, der auf 97 Prozent Zustimmung stößt. Geschätzt wird unter anderem die flexible Nutzung in Verbindung mit günstigen Preisen.

Trotz aller Erfolge aber will sich zumindest VW nicht auf ewig engagieren. Sechs Jahre sollten genug sein, heißt es. Es gehe schließlich um einen Anschub – irgendwann müssten sich die noch jungen Unternehmen auf der Insel dann selbst tragen.

Ein wenig länger will Nikolaos Komineas bleiben. Er kandidiert im Herbst für eine zweite Amtszeit auf Astypalea. Seine letzte, sagt er. An der Wiederwahl hat er wenig Zweifel. Auch wegen des Modellprojekts. „Die Menschen sind informiert und sie sehen den Nutzen.“ So müsse gute Politik sein.

Der Beitrag VWs Astypalea-Projekt: Inselparadies für E-Mobilität erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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