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E-Auto-Brände: Wahrnehmung und Wirklichkeit

E-Auto-Brände: Wahrnehmung und Wirklichkeit

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Die Social Media Feeds sind voll von Berichten über brennende E-Autos, garniert mit aufmerksamkeitswirksamen Fotos regelrechter Feuersbrünste. Wasser auf den Mühlen der ewigen Strom-Gegner, Grund für die Verunsicherung jener, die der Elektromobilität grundsätzlich positiv gegenüberstehen. Noch immer geistern Fotos und Berichte jenes Teslas durchs Web, der nach einem Unfall und Brand 2019 in Tirol wochenlang keinen Entsorger fand, der sich seiner annehmen wollte. Überhaupt scheinen Teslas deutlich öfter zu brennen als alle anderen E-Fahrzeuge. Oder doch nicht?

Muss man als E-Auto-Fahrer tatsächlich Angst haben, im Falle eines Unfalls – oder noch schlimmer, völlig überraschend während der Fahrt – in einem Feuerball zu verglühen? Darf man das Auto zuhause in der Garage noch ruhigen Gewissens an die Wallbox stecken, ohne die Feuerversicherung des Hauses deutlich aufgestockt zu haben? Was tun, wenn der gefürchtete Fall eines Fahrzeugbrandes tatsächlich eintritt?

Gleich vorweg: nein, E-Autos brennen nicht öfter als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, und Teslas nicht öfter als andere E-Modelle. Und ja, sollte der Fall dennoch eintreten, stellt er für Einsatzorganisationen und Entsorger tatsächlich eine Herausforderung dar, mit der viele noch nicht professionell umgehen können.

Pro Jahr brennen in Deutschland etwa 15.000 Fahrzeuge, kleine Schmorbrände nicht mitgerechnet. Spezialisten des TÜV SÜD haben sich genau angeschaut, wie viele davon E-Autos waren. Ihren Angaben zufolge haben „Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor statistisch gesehen eine fünf- bis zehnmal höhere Brandgefahr„, wie Dr. Robert Hermann, Geschäftsbereichsleiter für Green Energy und Sustainability des TÜV SÜD in Österreich betont. Dass dies in den Medien ganz anders dargestellt wird, liegt an der selektiven Wahrnehmung.

Die Elektromobilität ist eine junge Technologie, die polarisiert und deshalb mit Argusaugen beobachtet wird. Beinahe jeder Brandfall, und sei er aus dem hintersten Winkel der Welt, reist medial um die Welt. Aber kümmert es irgendjemanden, wenn in Hintertupfing der alte Mercedes vom Bauer Bolle abbrennt? Fakt ist, das Bild ist maximal verzerrt, die Wahrscheinlichkeit eines Fahrzeugbrandes ist bei E-Autos geringer als beim Verbrenner. Auch die Brandlast ist bei Neufahrzeugen vergleichbar, befindet sich doch in einem modernen Verbrenner ähnlich viel Kunststoff und Elektronik wie in einem E-Auto. Hersteller sind gesetzlich verpflichtet, die Batterien mit Crash- und Abuse-Tests umfassend zu testen und Schutzmaßnahmen einzubauen. Ein Stromschlag bei einem verunfallten E-Auto ist so gut wie ausgeschlossen. Keine Ausrede also, den Insassen keine Erste Hilfe zu leisten.

Tesla hat aufgrund des medialen Brand-Storms für den Zeitraum 2012 bis 2020 selbst analysiert, wie oft seine Fahrzeuge in Flammen aufgehen. Das war im genannten Zeitraum einmal pro 330 Millionen gefahrenen Kilometern der Fall. Die nationale Brandschutzvereinigung der USA (NFPA) gibt hingegen an, dass es allein auf amerikanischen Autobahnen pro 28 Millionen gefahrenen Kilometern zu einem Fahrzeugbrand kommt. Auch diese Zahlen verdeutlichen also, dass die Brandgefahr bei einem Verbrenner deutlich höher ist. Tesla hat aber dazugelernt. Im Zeitraum von 2012 bis 2018 brannte noch ein Tesla auf 170 Millionen gefahrenen Kilometern, Fahrer neuerer Modelle sind also auf der sicheren Seite.

Nicht unter den Tisch kehren darf man allerdings die Tatsache, dass im Falle eines Unfalls oder Brands eines E-Autos viele Einsatzkräfte noch mit großen Fragezeichen über den Köpfen davor stehen. Es gibt einfach noch zu wenig Erfahrung mit solchen Einsätzen, das Löschen mit viel Wasser oder Schaum ist nur bedingt geeignet. Aufklärungsarbeit und Weiterbildung sind gefragt, wie auch Hubert Springer vom Österreichischen Feuerwehrverband weiß. „Die einsatztechnischen und -taktischen Grundlagen“ seien vorhanden, wie Springer erklärt, allein es fehle die Praxis.

Einsatzorganisationen und Entsorger sind nicht untätig, sondern arbeiten gemeinsam an Lösungen, um vor Ort und nach dem Löschen des Brandes mögliche Gefahren für Personen und Umwelt gering zu halten. Speziell entwickelte Akku-Löschlanzen sollen die hohen Wassermengen begrenzen, die bisher notwendig waren, um ein brennendes E-Auto zu löschen. Der weltweit bekannte Feuerwehrausstatter Rosenberger hat erst kürzlich ein Löschsystem entwickelt, bei dem ein Löschdorn ferngesteuert von unten in den Akku getrieben wird und das Löschwasser direkt in das Akkugehäuse einbringt. Das System ist für alle Akkubauweisen (Pouch, Prismatisch, Rundzellen) geeignet und wurde bereits von Feuerwehren in ganz Europa getestet. Libarescue wiederum ist ein feuerfester „Schlafsack“, der dem Auto übergestülpt wird, um später auftretende Nachbrände der Batterie abzufangen. Bislang musste das Fahrzeug entweder mehrere Tage in eine Container-Quarantäne, oder wurde mit Löschwasser geflutet, was mit einem Totalschaden des Fahrzeugs einhergeht. Treten unter der feuerfesten Decke noch Brände auf, werden im Gewebe Gase freigesetzt, die den Brand löschen. Entwickelt wurde diese Innovation vom nordrhein-westfälischen Unternehmen Gelkoh, in Zusammenarbeit mit dem Textilunternehmen Ibena.

Hat die Feuerwehr schlussendlich den Brand gelöscht und die Gefahr gebannt, tauchen weitere Fragen auf. Verbrannte und damit beschädigte Batterien weisen neue Lager- und Transportrisiken auf, weshalb sich „alle Mitglieder der Ressourcenwirtschaft, vom Hersteller über die Demontage, Verwertung bis zur Entsorgung an einen Tisch setzen müssen„, wie Prof. Dr. Roland Pomberger betont. Er ist Lehrstuhlleiter am Institut für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft der Montanuniversität Leoben (Steiermark) und europaweiter Pionier in Sachen Recycling von Automotive Batterien und allen damit zusammenhängenden Logistikfragen. Auf Erfahrungswerte des Recyclings herkömmlicher Autos könne praktisch nicht gesetzt werden, man brauche Platz für die sichere Aufbewahrung und das Personal müsse umfassend geschult werden.

Es ist also noch einiges zu tun, dessen sind sich alle Verantwortlichen bewusst. Und alle packen mit an, das wird allerdings nicht auf Facebook geteilt. Übrigens: die Brandursache des in Tirol gestrandeten Unfall-Teslas war nicht die Batterie, sondern ein unangemessener Kontakt zu einem herkömmlichen Baum.

Quellen: electric WOW/Ausgabe #4/2021 – Viel Rauch um nichts?, Praktisch umgesetzt//autobild.de – Geht von Elektro- und Hybridautos eine größere Brandgefahr aus?//efahrer.com – Elon Musk legt die Karten auf den Tisch: So oft brennen Teslas wirklich//lion-care.com – Brände bei Elektroautos löschen//stern.de – Österreichischer Feuerwehrausstatter entwickelt Löschsystem für Elektroautos

Der Beitrag E-Auto-Brände: Wahrnehmung und Wirklichkeit erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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