3 Jahre unterwegs im Hyundai Kona electric 64 kWh – ein Fazit
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Es ist eine Sache über Entwicklungen aus der Welt der E-Mobilität zu berichten. Eine andere sind ausführliche Testberichte und Eindrücke, welche nicht nur wir, sondern auch unsere Leser mit ihren E-Autos gesammelt haben. In diesem Fall Jürgen, welcher auf mittlerweile drei Jahre mit seinem Hyundai Kona elektro zurückblickt. Seine Erfahrungen, Eindrücke und subjektive Meinung zum Stromer von Hyundai haben wir nachfolgend für euch aufbereitet. Übrigens hatte er 2020 schon einmal ein Fazit nach einem Jahr E-Auto gezogen…
Hyundai Kona Elektro: Drei Jahre, 39.916 Kilometer und 5.315 geladenen Kilowattstunden
Aber zunächst einmal: wo stehen wir im Augenblick am 1. Mai 2022 mit dem Kona electric.
Ein bisschen Zahlenwerk:
Tachostand: 39.916 km
Verbrauch (accu to wheel): 13,32 kWh/100 km über die gesamte Distanz gemittelt
Verbrauch pro Woche maximal: 17,9 kWh/100 km
Verbrauch pro Woche minimal: 9,7 kWh/100 km
Energie total: 5.315 kWh (berechnet aus der Verbrauchsanzeige im Fahrzeug, accu to wheel, also ohne allfällige Ladeverluste – die Verluste auf dem Weg in den Tank eines Verbrenners werden ja auch bei deren Verbrauchsangaben ignoriert).
Fahrmodi (gerundet): Eco 94,95%, Comfort: 4,82%, Sport: 0,25%.
Mittlere Reichweite real: 478 km (WLTP 449 km) – min. 365 km (Winter) – max. 580 km (Sommer).
Kosten des Ladens mit Ladeanbietern (Plugsurfing, Chargemap, EVpass, Move, Swisscharge, Plug’n’Roll, EnBW+, Maingau, Fastned) für 1461,3 kWh – für Schweizer Anbieter 387.32 CHF, für Anbieter im Euroraum 508,85 Euro – macht zusammen 888 Euro also im Schnitt: 0,61 € pro kWh.
Kosten des Ladens zu Hause: 28,46 Euro für 194 kWh (kein Witz – ich bevorzuge gratis zu laden). Das klappt noch erstaunlich gut, wird aber in Zukunft weiter abnehmen und auf Null gehen.
Gratis geladen: 3.660 kWh (beim Arbeitgeber, in Hotels, Einkaufzentren, …) für ca. 562,27 Euro, unter der Annahme der Preis pro kWh läge bei 0,153 Euro – das ist mein aktueller Niedertarif in der Nacht und am Wochenende.
Verteilung der Energiequellen
Energie gratis geladen: 68,9%,
Energie geladen an kostenpflichtigen Ladestationen: 27,5%
Energie zu Hause geladen: 3,7%
Energie Kosten für den aktuellen Durchschnitt (68,9%/27,5%/3,7%):
2,39 Euro pro 100 Kilometer, beim aktuellen Verbrauch
Was wäre wenn …
Szenario 1: Nur zu Hause im Niedertarif laden (0,15 €/ kWh) für die Strecke von 39.916 km:
Gesamtkosten Energie: 814,59 Euro oder pro 100 km: 1,95 €/ 100 km).
Szenario 2: Nur an öffentlichen und kostenpflichtigen Stationen laden für die Strecke von 31.071 km:
Gesamtkosten Energie: 3.374,13 Euro oder pro 100 km: 8,08 €/ 100 km.
Szenario 3: Wenn ich stattdessen den fast baugleichen Benziner Kona mit 5.5 Litern Normal Benzin pro 100 km nach WLTP gefahren hätte (Durchschnittspreis von 2019 bis 2022 ca. 1,67 €/ Liter):
Gesamtkosten Benzin: 3.680,28 Euro oder pro 100 km: 8,82 Euro.
Benötigte Menge Benzin: 2195,4 Liter für die Strecke 39.916 km.
Gewicht des (theoretisch) verbrauchten Benzins: 1,65 Tonnen (das würde dem Verbrenner im Tankwagen dahinter folgen) und unterscheidet sich nur wenig vom Gewicht des Kona electric mit 1,8 Tonnen.
Erzeugtes CO2: 5,14 Tonnen (Faktor 2,34 kg CO2 / Liter Benzin). Das wäre dann rund um das Fahrzeug in unserer gemeinsamen Atemluft zu finden.
Vergleich mit den Emissionen aus einer kWh aus dem Schweizer Strommix (22,3 Gramm CO2 pro kWh) und gerechnet mit den 5315,1 kWh für die 39.916 km: 118,53 kg CO2.
Differenz: 5,02 Tonnen CO2.
So was mit Stecker hat für mich eindeutig mehr Sozialprestige als ein russiger Auspuff und dazu die „sieben Wohlgerüche“ des Orients: Stickoxide NOx, teilverbrannte Kohlenwasserstoffe CxHy, andere flüchtige organische Substanzen wie das krebserregende Benzol, Kohlenmonoxid CO, Schwefeldioxid SO2, Feinstaubpartikel aller Größen und natürlich das klimaschädliche Kohlendioxid.
Das sind ja wohl auch die sieben gute Gründe, warum der Auspuff hinten am Fahrzeug ist und die nachfolgenden Verkehrsteilnehmer beduftet und nicht erst durch die Passagierkabine geleitet wird.
Unterhalt
Reparaturen: keine
Service: Radwechsel Sommer/Winter und Winter Sommer sowie Jahrescheck in der Hyundai Garage: Inkludiert im «Full Leasing».
Und hier noch ein bisschen die statistischen Daten in Grafiken verpackt:
Jürgen Baumann
Hier sieht man gut, wie der Verbrauch pro 100 km im Sommer und Winter (wegen Heizung, Bereifung) variiert. Der kumulierte Verbrauch pendelt sich bei 13,32 kWh / 100 km ein.
Jürgen Baumann
Die typische Sommer Reichweite liegt bei 500+ km, im Winter bei 400 bis 450 km mit 3 Ausreißern nach unten. Herbst und Frühling liegen bei 450 bis 500 km. Auswertung über die Nutzung von drei Jahren …
Jürgen Baumann
Hier noch mal die Statistik zur Reichweite mit einer Zeitachse. Diese Werte wurden seit Mitte Juni 2019 systematisch erfasst.
Ein Fazit nach drei Jahren mit dem Hyundai Kona Elektro
Wir sind weiterhin sehr zufrieden mit dem Fahrzeug. Es ist effizient, verlässlich, fährt sich gut und zeigt bei Bedarf auch gute Sprinter Eigenschaften. Was wir auch schätzen – der Kona hat für unseren Zweier Haushalt eine gute Größe. Auch wenn wir manchmal gerne ein bisschen mehr Stauraum hätten – denn wir wollen jetzt vermehrt auf lange Reisen gehen – vielleicht zum Nordkapp in Norwegen oder mal nach Island via Faröer.
Das Laden mit bis zu 74 kW DC ist noch ganz passabel. AC könnte besser sein – wir haben nur eine Phase für 7.2 kW. War aber nie ein wirkliches Problem. Nur an den 11 kW Ladestationen ist das lästig, weil dann nur 3.6 kW fließen. Der Kona Nachfolger Modell 2022 hat bereits 3 Phasen für 11 kW. Das ist sehr in Ordnung. Die App, die es beim Nachfolger (Modell 2022) gibt, wäre noch gut. Wird etwas vermisst. Die Übersicht der Ladestellen im Fahrzeug selbst ist inzwischen hoffnungslos veraltet – «over the air» Updates wären hier angebracht. Als Folge ist das Hantieren mit den vielen Ladeapps und Ladekarten etwas lästig. Tesla ist da eindeutig kundenfreundlicher und pro kWh auch günstiger.
Zum Thema Sicherheit: Die Fahrassistenten sind schon recht gut. Manchmal springt beim Tempomat eine Anbremsung an, wo keine sein sollte. Aber das ist eher selten und eher in der Stadt. Die Stellen kennen wir inzwischen schon.
Batteriebrände des Hyundai Kona elektro – eine Überlegung
Es hat einige Batteriebrände beim Kona electric gegeben. Wie groß ist denn nun vergleichsweise die Gefahr, die potentiell besteht? Machen wir doch mal eine Rechnung:
Wir haben ca. 82.000 betroffene Fahrzeuge. Hyundai meldete 14 Vorfälle, davon 2 in Kanada, je einer in Finnland und in Österreich, die anderen in Korea. In der Presse kursiert die Zahl 15. Nehmen wir mal die 15 als Berechnungsbasis. Auf 82.000 Fahrzeuge seit Auslieferung über mehrere Jahre seit 2018 also 15 Vorfälle.
Ursache: Es kann auf Grund eines seltenen Produktionsmangels zu einem Kurzschluss mit anschließendem Brand kommen. Ein Update des Batteriemanagements wurde bereits bei unserem Fahrzeug implementiert, reicht aber augenscheinlich nicht vollständig aus, denn der Akku soll noch getauscht werden.
Also bei ca. jedem 5.500sten Fahrzeug gab es ein Problem – teilweise heftig. Das wäre eine Quote total von 0,0183% (seit der Erstauflieferung 2018 bis zur Entdeckung 2021 und der gestarteten Eliminierung des Problems über gut vier Jahre verteilt – oder pro Jahr dann ¼ davon – also 0,0046%).
Jetzt machen wir mal einen Vergleich mit unserem nördlichen Nachbarland – Deutschland. Dort waren am 1.1.2022 genau 48.540.878 PW zugelassen. Davon ziehen wir die 618.460 reinen Elektrofahrzeuge ab und landen bei 47.922.418 PW mit Verbrennungsmotor.
Gemäß Wiki kommt es pro Jahr (!) in Deutschland im Schnitt zu 15.000 Vollbränden. Das heißt jedes 3.195zigste Fahrzeug ist betroffen (oder 0,0313%). Nimmt man noch die Schmorbrände hinzu, landet man bei rund 40.000 Vorfällen – das entspricht einer jährlichen Quote von 0,0835% – oder jedes 1.200te Fahrzeug ist betroffen.
Das sind je nach Sichtweise ein Faktor 2, 5 bis 10 mehr, weil sich die bis jetzt aufgetretenen Kona Brände über mehrere Jahre verteilen. Trotzdem findet jetzt ein Akku Tausch statt. Ob das wirklich nötig ist? Hyundai hat sich jedenfalls dazu entschlossen. Die Information dazu kommt allerdings nur spärlich bei den Fahrern an. Da könnte Hyundai Schweiz noch dazu lernen. Typischerweise ist die online Presse schneller mit den Informationen.
Angekündigt wurde der Tausch im August 2021. Auf Nachfrage wurde nun ein Termin im April 2022 in Aussicht gestellt. Aber bis heute (1. Mai) habe ich noch keine Nachricht dazu.
Aber trotzdem und alles in allem: Immer noch das beste und effizienteste Fahrzeug, das wir je hatten. Wir sind im letzten Jahr des Leasings und es braucht nun einen Nachfolger.
Der Hyundai IONIQ 5 tritt die Nachfolge des Kona elektro an
Im September 2021 haben wir uns definitiv entschieden, nachdem wir den KIA e-Niro, den Kona electric (2022), den ID.3, den ID.4 und den Tesla 3 mal ausprobiert haben: Es wird der Hyundai IONIQ 5 mit dem großen Akku und Hinterrad Antrieb. Er ist ein bisschen länger (40 cm), aber ungleich geräumiger innen. Der Radstand wächst von 2.60 Meter auf 3.00 Meter. Das gibt innen Platzverhältnisse wie in der Mercedes S-Klasse. Deshalb hat er auch schon – obgleich leider noch nicht geliefert – einen Spitznamen: Das «Raumschiff». Meine Frau wird dann immer sagen: «Jürgen, hol schon mal das Raumschiff … «
Und er kann in 18 Minuten von 10% auf 80% geladen werden – mit über 200 kW bei 800 Volt. Angekündigt war die Auslieferung für den April 2022. Aber das hat sich leider verschoben. Wir hoffen nun nach Pfingsten, also Anfang Juni, das neue Fahrzeug zu bekommen. Als Übergang haben wir den Kona einfach gekauft. Wir wollen nämlich bald einmal nach Lissabon und zurück in Schleifen durch Spanien und Frankreich. Das sind gut 5.000 km.
Hinweis zur Umrechnung: Jeweils gerechnet 1 € = 1,0223 CHF mit dem Kurs vom 30.4.2022.
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