So fährt sich der Lexus RX 450h+ – Erste Eindrücke
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Der Lexus RX 450 h+ soll den Plug-in-Hybridversionen des BMW X5, Audi Q7 und Mercedes GLE Konkurrenz machen. Der Plan könnte aufgehen. Besonders eilig hat es Toyota mit den Teilzeitstromern nicht gehabt. Dafür legen die Japaner bei den Plug-in-Hybriden jetzt eine recht hohe Taktzahl hin.
Los ging es mit dem Toyota RAV4 Plug-in-Hybrid nun kommt der Lexus 450 h+. Was den Konkurrenten aus Wolfsburg recht ist, ist den Japanern nur billig: Man nehme eine Basisarchitektur und setze jeweils einen anderen Hut darauf. Also teilen sich die drei Japaner die GA-K-Plattform. Das bedeutet eine 18,1-Kilowattstundenbatterie (netto), die eine rein elektrische WLTP-Reichweite von bis zu 65 Kilometern verspricht. Bei uns meldete das System 61 Kilometer. „Wir gehen mit der Batterie sorgfältiger um als unsere Konkurrenten. Denn die Akkus sollen so lange halten wie das Auto“, erklärt Lexus-Techniker Paul Williamsen. Zum Beispiel wird der tatsächliche Ladezustand der Akkus nie unter 20 Prozent fallen.
Der Antriebsstrang setzt sich aus einem 2.5-Liter Vierzylinder-Motor mit 132 kW / 182 PS, einem 136 kW / 185 PS starken Elektromotor vorn und einen weiteren E-Motor mit 40 kW / 54 PS hinten zusammen, was zu einer Systemleistung von 227 kW / 309 PS führt. Damit ist man mehr als ausreichend motorisiert: In 6,5 Sekunden sind 100 km/h erreicht und bei 200 km/h schmeißt die Elektronik den Anker. Die japanischen Ingenieure haben ihr Bestes gegeben, um dem CVT-Getriebe seine dynamikhemmenden Marotten auszutreiben. Was auch ganz gut gelingt.
Der 2.240 Kilogramm schwere Crossover reagiert engagiert auf die Befehle des Gaspedals, nur bei Teillast und einem herzhaften Tritt auf das Gaspedal kann das Getriebe seine Herkunft nicht gänzlich verleugnen. Wer kein Fan dieses Gummiband-Feelings des CVT-Getriebes ist, der schiebt den Automatikhebel nach hinten in die S-Stellung und kann mit den Schaltwippen sechs Fahrstufen anwählen und so die Charakteristik weiter verschleiern. Rein elektrisch ist der Lexus RX 450h+ bis zu 130 km/h schnell, was für viele Fahrsituationen ausreichend und angesichts der Batteriekapazität durchaus hilfreich ist.
Das kann man allerdings von der Ladegeschwindigkeit nicht behaupten, die maximal 6.6 kW beträgt und so die Akkus in rund 2,5 Stunden füllt. Lexus gibt einen WLTP-Verbrauch von 1,2 l/100 km an. Wir ließen bei unserer Testfahrt per Knopfdruck dem System das Kommando. Bei vollen Akkus gibt das japanische SUV erfolgreich den Sparmeister. Wir kamen bei unserer Testfahrt, bei der wir die Batterie leerten, auf einen Durchschnittsverbrauch von 6,1
Der automatisch zuschaltbare Allradantrieb sorgt bei Bedarf für Traktion, die adaptiven Dämpfer und die optionalen 21 Zoll-Reifen hauchen dem RX eine Portion Dynamik ein, ohne den Komfort über Bord zu werfen. Ganz im Gegenteil: Das Fahrwerk macht einen ausgewogenen und harmonischen Eindruck, steckt lange Asphaltwellen genauso gut weg wie schnell aufeinanderfolgende Querfugen. Ein Resultat der Kombination aus sechs Zentimeter längeren Radstand und der um 4,5 Zentimeter breiteren Spur hinten. Ein weiterer Grund ist die deutlich erhöhte Verwindungssteifigkeit der Karosserie. Um diese zu erreichen, haben die japanischen Techniker die Ingenieursfibel ganz genau durchgelesen. Neben zusätzlichen Querträger und Streben im Heck hilft hinten auch ein nahtloser Ringrahmen. Dazu kommen um 2,6 Meter längere Klebeverbindungen um 7,4 Meter längere Schweißnähte im Vergleich zum aktuellen Modell. Der hochfeste Schaumstoff im Bereich der hinteren Türöffnung ist dann noch das i-Tüpfelchen der Maßnahmen. Vorne unterbindet eine Doppelverriegelung der Motorhaube die Torsion des Vorderwagens.
Das Infotainment, in dessen Zentrum der 14 Zoll große Touchscreen steht, stammt ebenfalls vom kleineren Lexus-NX-Bruder, was auf den ersten Blick sichtbar ist. Also finden sich auch im RX deutlich weniger Bedienelemente, Knöpfe und Tasten als bisher. Die Symbole auf dem Touchscreen sind eindeutig und wer sich auf die Logik einlässt und ein bisschen Zeit investiert, kommt gut zurecht. Dennoch erreicht das Infotainment nicht ganz die Anmutung und die Funktionsvielfalt der deutschen Konkurrenz.
Eine gute Idee ist, dass im Head-up-Display die Funktion der beiden großen Bedienelemente links und rechts im Volant angezeigt werden. Dass die Japaner ein Herz für die Nicht-Digital-Natives haben, zeigen die zwei USB-A-Anschlüsse vorne, dazu kommen je zwei USB-C-Varianten vorne und hinten sowie eine in der Konsolenbox. Bei den Helfern legt Lexus ebenfalls nach. Bei den Japanern wird Sicherheit traditionell groß geschrieben. Also überwacht der Assistent auch das Öffnen der Türen und warnt, wenn sich ein Fahrradfahrer oder ein anderes Vehikel von hinten nähert.
Bei der Optik unterscheidet sich RX-Nummer fünf deutlich von seinen Vorgängern. Der Kühlergrill ist noch mächtiger, die A-Säule weiter nach hinten versetzt und der Radstand um sechs Zentimeter auf 2,85 Metergewachsen, was vor allem die Fondpassagiere freut, da man es sich in der zweiten Reihe gemütlich bequem machen kann. Dass das Kofferraumvolumen mit 612 Litern unverändert bleibt, liegt an der dünneren Heckklappe und der niedrigeren Ladekante, was auch beim Beladen nützlich ist.
Bleibt zum Schluss noch die Frage, ob die fünfte Generation des Lexus RX endlich am Thron der deutschen Premium-Platzhirschen rütteln kann. Die Chancen sind besser als bisher, aber die Erfahrung lässt die Japaner bescheidene Ziele formulieren. Pro Jahr will Lexus in Europa 12.000 RX verkaufen, die Hälfte der Kunden soll von anderen Herstellern kommen. In Deutschland steht der japanische SUV ab Januar beim Händler.
Über den Autor: Wolfgang Gomoll; press-inform
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