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Neue Ford-Strategie: Der amerikanische (Elektro-)Weg

Neue Ford-Strategie: Der amerikanische (Elektro-)Weg

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Vielleicht muss man tatsächlich einmal in den Staaten gewesen sein. Und zwar kein bisschen in New York, von dem alle glauben, dass dort Amerika sei, sondern irgendwo abseits der Küsten und der Metropolen. Da, wo man die unendliche Weite dieses Landes erleben kann, die riesigen Entfernungen, die schnurgeraden Interstates, das gemächliche Tempo. Wo es noch immer so aussieht, als seien gerade erst die Trecks der Siedler vorbeigezogen.

Nur dann kann man verstehen, warum die Menschen dort so ganz anders ticken in Sachen Auto. Und warum sie gerne zuverlässige Begleiter mit Allrad kaufen, die Lasten schleppen und einen selbst dahin noch bringen, wo keine Straßen mehr sind. Die man braucht, weil sie nützlich sind – und nicht, um damit anzugeben.

Derart viel Tradition ist auch eine Bürde. Lange Zeit kam beim US-Autobauer Ford in Sachen E-Auto keine rechte Spannung auf. Man mochte sich nicht recht erwärmen für Technik jenseits des Brennraums. Wie sollte der Wandel auch leichtfallen, wenn man im Heimatmarkt USA seit 40 Jahren ununterbrochen die Zulassungsstatistik anführt. Mit dem Pick-up-Truck F-150 – dem Sinnbild der Fortbewegung nach Pilgerväter Sitte.

Dennoch hat Ford die Abkehr vom Verbrenner beschlossen. Der Konzern steht unter Strom. Und zwar massiv. Ab 2026 verspricht er für alle Pkw-Baureihen mindestens eine E-Version oder ein Plug-In-Modell. Und ab 2030 werden alle Modelle ausschließlich elektrisch fahren. Zumindest in Europa. Zu diesem Zweck investiert Ford eine Milliarde Dollar in die Modernisierung des Standortes Köln. Zwei E-Modelle – ein fünfsitziges Crossover (2023) sowie ein Sport-Crossover (2024) werden dort von den Bändern rollen. Eine vollelektrische Version des Ford Puma startet 2024 im rumänischen Werk Craiova.

Zunächst aber musste der Funke überspringen. Und da bediente man sich einer ähnlichen Ikone, wie sie der F-150 darstellt – des Ford Mustang. Als Mach-E trägt er Tradition wie Aufbruch im Namen – auch wenn der natürlich ein wenig täuscht, weil Fords erstes E-Auto eben kein reinrassiger Sportwagen ist, sondern Züge eines SUV trägt. Egal. Das High-Performance-Modell Mach-E GT haut 487 PS und noch beeindruckendere 860 Nm Drehmoment in den Allradstrang und drückt den Fahrer in 3,7 Sekunden auf Tempo 100. Das kommt der Philosophie vom potenten Muscle Car schon sehr nahe. Welcher Mustang will schon gerne gezügelt werden?

Generell wird das die Zukunft sein bei Ford: Freiheit und Abenteuer. Den andauernden Preiskampf um Brot- und Butter-Autos mag man dort nicht mehr führen. Christian Weingärtner, Chef für Deutschland, Österreich und die Schweiz hat, genug vom Kräftemessen mit VW und Stellantis, das Ford mangels Größe nicht gewinnen kann. Weil Premium aber eben auch nicht passt, will die Marke breitbeinig und stark auftreten. „Nicht Prada, eher North Face“, wie Weingärtner das nennt. Trotz fast 100 Jahren Tradition in Deutschland lägen die Wurzeln des Unternehmens klar in den USA. Das sollen auch die Autos zeigen.

Die Folge: Nach dem Aus für Mondeo und Fiesta kommt spätestens 2025 auch das Ende für den Focus. Im künftigen Segment „Urban Escape“ bleiben damit gerade noch Puma und Kuga. Der Rest des Portfolios rangiert dann unter „Wild Performance“ (Mustang und Mustang Mach-E), „Active Adventure“ (Explorer) sowie „Ultimate Outdoor“ (Bronco und Raptor). Die beiden ersten Sparten sollen das Geld verdienen, drei und vier sind eher fürs Image.

Vom traditionsreichen Ranger liefert Ford gerade die ersten Exemplare der Top-Version „Raptor“ in Deutschland aus. Und der trägt nicht ohne Grund den Namen eines Raubsauriers. Ein Typ fürs Grobe. Dicke Backen, Allrad, fast 30 Zentimeter Luft nach unten: eine der härtesten Pritschen diesseits des Atlantiks.

Anders als beim normalen Ranger haben hier Spezialisten von Ford-Performance Hand angelegt, aus deren Haus üblicherweise der GT und die RS-Modelle rollen. Das Resultat: Knapp 300 PS aus einem V6, verstärkter Leiterrahmen und ein Fahrwerk, das Fortkommen selbst da noch auf vier Rädern erlaubt, wo man auf zwei Beinen kaum mehr unterwegs sein kann.

Abseits des Asphalts liegt das wahre Terrain des Raptor. Allrad, Sperre, Kriechgang – fertig ist der Vortrieb. Ziemlich egal, wie’s unter den 17-Zöllern aussieht. Den Rest erledigt das passende Fahrprogramm. Obendrein machen 2,3 Millimeter Stahlschutz sowie 85 Zentimeter Wattiefe immun gegen jedes Ungemach. Mit dem Raptor ist nicht Ende Gelände – hier ist erst der Anfang.

Mitte kommenden Jahres wird zudem eine limitierte Anzahl des Ford Bronco in Deutschland anlanden. Der kantige Kult-Kraxler ist ebenfalls für schwerstes Geläuf gebaut, steht aber eher für Spaß denn für harte Arbeit. Und für den Drang nach Freiheit. Herausnehmbare Türen, demontierbares Dach. Es gibt genügend Kombinationen, aus dem knapp fünf Meter langen und bis zu 2,3 Tonnen schweren Gefährt ein Sonnendeck zu machen.

Der F-150 „Lightning“ indes wird vorerst noch ein reines US-Modell bleiben. Zu viel Gefallen finden die Amerikaner an dem bis zu 433 kW (580 PS) starken Akku-Truck, als dass sie Exemplare davon freiwillig abgeben würden. Aber es bedurfte wohl auch eines solchen Monsters, um im traditionellen V8-Land Strom als Alternative zu Sprit überhaupt nur in Erwägung zu ziehen.

Fast sechs Meter lang ist der Lightning, 2,44 Meter breit und drei Tonnen schwer – allein die 131-kWh-Batterie bringt es auf 726 Kilo. Dafür treibt sie den Allrad-Riesen im Ziegel-Design in weniger als fünf Sekunden auf Tempo 100. Und wo andere Hersteller noch mit bescheidenen Anhängelasten kleckern, klotzt der elektrische F-150 schon mal 4,5 Tonnen hin. Das ist eine echte Ansage.

Wichtig für Amerika und sein marodes Stromnetz: Im Fall eines Blackouts dient der Lightning als rollendes Notstromaggregat und kann – wenn man denn sparsam bleibt – bis zu drei Tage lang ein ganzes Haus versorgen. Allerdings war auch selten eine Parkkamera aus der Vogelperspektive so wertvoll wie hier.

Vor allem aber verkörpert der Lightning den „American Way of Drive“. Das Lässige und Entspannte. Am Steuer thront man im Wortsinn über den Dingen, und wer hinten sitzt, hat mehr Platz als in der S-Klasse. Vor allem kommt zu keiner Zeit das Gefühl auf, vor einer Ladefläche herzufahren. Kollateralnutzen der Elektrifizierung: Dort, wo früher die großen Herzen schlugen, klafft nun ein 400 Liter fassender Frontkofferraum. Allein da passt mehr hinein als in einen Golf.

Gerade mal 15 Minuten Probefahrt sind uns mit dem Lightning vergönnt. Zeit genug, um von der schieren Größe und dem gewaltigen Vortrieb beeindruckt zu sein. Selbstverständlich ist das Trumm in schnellem Geschlängel kein wirkliches Vergnügen – auf der Geraden aber ist der F-150 der König. Und in seinem Reich gibt es nun mal kaum Kurven und schon gar keine schnellen. Nur Highways bis zum Horizont – und wenn man Glück hat, darf man 120 fahren. Dann kommt man womöglich auch den bis zu 515 Kilometern Reichweite einigermaßen nahe.

Nicht ausgeschlossen, dass der Strom-Gigant dereinst den Weg nach Deutschland findet. Zuvor, heißt es bei Ford, müssten allerdings Stromspannung, Ladeanbindung und diverse Technik-Module an europäische Verhältnisse angepasst werden. Harte Dementis klingen jedenfalls anders.

Der Beitrag Neue Ford-Strategie: Der amerikanische (Elektro-)Weg erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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