#renault #scenic #news #futur #mobility #drivethechange #electric #together

USA: Neue Emissionsstandards der EPA

USA: Neue Emissionsstandards der EPA

Warning: Undefined array key "use_custom_image" in /var/www/htdocs/web9/treffen/wp-content/plugins/custom-about-author/display-about-author-block.php on line 134

Die Environmental Protection Agency (EPA) hat kürzlich neue Vorschriften für den Straßenverkehr in den USA veröffentlicht. Die US-amerikanische Behörde für Umweltschutz kündigte zuvor die strengsten Emissionsvorschriften in der Geschichte des Landes an, jedoch blieben sie hinter den Erwartungen vieler Expert:innen und Umweltaktivist:innen zurück.

Die endgültige Fassung der Emissionsvorschriften der EPA gilt für leichte und mittelschwere Fahrzeuge, die zwischen 2027 und 2032 verkauft werden. Das Ziel ist es, bis 2032 die Emissionen deutlich zu senken. Die neuen Emissionsstandards der EPA sollen zu einem schrittweisen Umstieg auf Elektroautos führen, jedoch würde ihre Umsetzung künftig durch Spielraum für Autohersteller die Verbreitung von E-Autos verlangsamen.

Der ursprüngliche Vorschlag, den die EPA im April 2023 veröffentlicht hatte, empfahl den Autoherstellern, ihren Anteil an batteriebetriebenen Elektroautos bis 2032 auf zwei Drittel ihrer neuen PKW-Verkäufe zu erhöhen, um die CO2-Emissionskriterien zu erfüllen. Während dieser Entwurf von Umweltgruppen mit überwältigender Mehrheit unterstützt wurde, lehnten ihn andere jedoch strikt ab.

Nach monatelanger Lobbyarbeit wich die EPA schließlich von ihrem ursprünglichen Programm ab. Die Autohersteller, Händlergruppen und Mineralölunternehmen argumentierten, dass das Land und seine Ladeinfrastruktur für eine solch drastische Veränderung noch nicht bereit seien.

Schrittweiser Umstieg auf Elektroautos

Die „Alliance for Automotive Innovation“, der wichtigste Interessenvertreter der Autoindustrie, der fast alle Autohersteller mit Ausnahme von Tesla angehören, beispielsweise Toyota, General Motors oder Ford, spielte wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der endgültigen EPA-Vorschriften. Sie habe die Regulierung bereits 2023 als weder vernünftig noch erreichbar bezeichnet und forderte, dem Markt Zeit zu geben, um sich organisch zu entwickeln.

„Tempo ist wichtig. Das Tempo der Einführung von Elektroautos in den Jahren 2027, 2028, 2029 und 2030 zu drosseln, war die richtige Entscheidung, weil sie vernünftigen Elektrifizierungszielen in den nächsten (sehr kritischen) Jahren des Übergangs zu Elektroautos Vorrang einräumt. Und das Wichtigste? Die Vorschriften berücksichtigen die Bedeutung der Wahlfreiheit der Autofahrer und bewahren ihnen die Möglichkeit, das für sie richtige Fahrzeug zu wählen.“ – John Bozzella, Präsident und CEO der Alliance for Automotive Innovation

Außerdem, so Bozzella, gäben die neuen Ziele dem Markt und den Lieferketten eine Chance zum Aufholen. Damit bekomme die Industrie die nötige Zeit, bis mehr öffentliche Ladestationen in Betrieb genommen werden und die Anreize und Maßnahmen des „Inflation Reduction Act“ wirken.

Die aktuelle Entwicklung von Elektromobilität in den USA entwickelt sich derzeit eher schleppend, was die Begeisterung einiger Autohersteller dämpft. Ford macht mit seiner elektrischen Sparte eher Verluste und auch General Motors hat angesichts der geringen Nachfrage einige Produktionsprozesse von Elektroautos verschoben. Im vergangenen Jahr machten Elektroautos in den USA etwa 8 Prozent der Verkäufe aus.

Während Ford die endgültige Regelung der Behörde als ehrgeizig und anspruchsvoll bezeichnete, beteuerte General Motors seine Unterstützung für die Vorschriften. Ähnlich äußerte sich auch der Konzern Stellantis, dessen Vision die Elektrifizierung sei.

Einfluss der Gewerkschaft UAW

Die Gewerkschaft „United Auto Workers“ (UAW), die Bidens Wiederwahlkampagne unterstützt hat, begrüßte die flexibleren Vorschriften. Ihre Arbeitnehmer:innen befürchten, dass E-Autos Arbeitsplätze in der Autoindustrie kosten werden. Jobs in Werken für Elektroautos seien weniger häufig und oft schlechter bezahlt, so ein Bericht des Nachrichtendienstes Reuters.

General Motors, Ford und Stellantis – die US-amerikanischen „Big Three“, die aufgrund ihrer Hauptsitze auch „Detroit Three“ genannt werden – können außerdem aufgrund einer Entscheidung des Energieministeriums Geldstrafen in Milliardenhöhe für die Nichteinhaltung der Kraftstoffeffizienzstandards bis 2032 vermeiden. Am Folgetag der Verkündung stiegen die Aktien aller drei Unternehmen. Nachdem die Autohersteller in der Vergangenheit ihre Investitionen in die verlustbringenden Elektroautos drosselten, räumten ihnen die neuen EPA-Regeln dafür nun mehr Spielraum ein.

Einlenken der EPA

Die Änderungen der EPA berücksichtigen nun die Herausforderungen von Autohersteller bei der Ausweitung ihres Geschäfts mit Elektroautos sowie die Zeit, die für den Ausbau der nationalen Ladeinfrastruktur benötigt wird. Nach eigenen Angaben räume die EPA dem Automobilsektor in den ersten drei Jahren zusätzliche Zeit ein, um die Lieferketten für saubere Fahrzeuge auszubauen, und gebe Herstellern die Flexibilität, die Emissionen effizient durch eine Mischung von Technologien zu reduzieren, die sie für sich und ihre Kundschaft als am besten geeignet erachten.

„Lassen Sie mich deutlich sagen, dass unsere endgültige Regelung die gleiche, wenn nicht sogar eine höhere Reduzierung der Umweltverschmutzung bewirkt. Wir haben die Standards technologieneutral und leistungsbasiert gestaltet, um den Herstellern die Flexibilität zu geben, die für ihre Kunden am besten geeignete Kombination von Emissionsminderungstechnologien zu wählen.“ – Michael Regan, EPA-Administrator

Die Vorschriften der EPA im Überblick

Für leichte Nutzfahrzeuge beginnt das branchenweite Durchschnittsziel bei 170 Gramm CO2-Emissionen pro Meile bis 2027 im Gegensatz zu 152 Gramm pro Meile im ursprünglichen Vorschlag. Bis 2032 wird dieser Wert schrittweise auf 85 Gramm pro Meile gesenkt, anstelle von ursprünglich 82 Gramm pro Meile. Herabgesetzt wurden die Grenzwerte also vor allem in der Anfangsphase, während das Endziel nahezu gleichbleibend ist. Damit bekommen Hersteller anfangs mehr Flexibilität in der Entwicklung.

Im Vergleich zu den bestehenden Normen für das Jahr 2026 bedeuten die endgültigen Vorschriften für das Jahr 2032 eine Verringerung der prognostizierten durchschnittlichen Treibhausgasemissionen für leichte Fahrzeuge um fast 50 Prozent und für mittelgroße Fahrzeuge um 44 Prozent.

Außerdem verlangen die neuen Regelungen eine Verringerung der Kohlenwasserstoff-, Stickoxid- und Partikelemissionen von Fahrzeugen. Als strengste Schadstoffnormen aller Zeiten bezeichnete die EPA die Regelungen in einer Pressemitteilung.

Wie groß der elektrifizierte Flottenanteil eines Herstellers sein soll, wird den Autoherstellern selbst überlassen bleiben. Aus der ursprünglichen Empfehlung, zwei Drittel der Modelle als Elektroautos anzubieten, wurde eine deutlich niedrigere Empfehlung zwischen 30 und 56 Prozent. Die genauen Prozentsätze sind hierbei jedoch nebensächlich, solange die Kriterien für Schadstoffe und die Emissionswerte in Gramm pro Meile erfüllt werden. Damit versucht die EPA, dem Markt für Elektroautos die nötige Zeit zur Entwicklung zu geben.

Mit den neuen Standards schätzt die EPA, dass die durchschnittlichen Einsparungen amerikanischer Autofahrer:innen über die Lebensdauer eines Fahrzeugs für Kraftstoff und Wartung bei umgerechnet über 5500 Euro liegen werden. Außerdem werde die USA bis 2055 knapp 53 Milliarden Liter Öl einsparen. Während der Laufzeit des Programms sollen damit CO2-Emissionen von über 7 Milliarden Tonnen verhindert werden.

Der errechnete jährliche Nettonutzen für die amerikanische Gesellschaft soll, so die EPA in ihrer Pressemitteilung, bei umgerechnet über 90 Milliarden Euro liegen, von denen knapp 12 Milliarden allein auf die öffentliche Gesundheit aufgrund der verbesserten Luftqualität entfallen. Durch die Reduzierung von Feinstaub sowie Ozon sollen dabei bis zu 2500 vorzeitige Todesfälle im Jahr 2055 verhindert sowie die Zahl von Herzinfarkten, Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert werden. Außerdem wurden die reduzierten Kraftstoffkosten sowie Wartungs- und Reparaturkosten für Autofahrer:innen einberechnet.

Soziale Komponente der Klimavorschriften

Der EPA-Pressemitteilung zufolge sind die neuen Vorschriften eingebettet in Präsident Bidens Agenda „Investing in America“, die sich auf ein Wachstum der amerikanischen Wirtschaft aus dem Mittelstand heraus konzentriere. Die neuen Umweltstandards sollen zu einem Anstieg der Beschäftigung in der US-Automobilindustrie führen und dadurch gut bezahlte, gewerkschaftlich organisierte Arbeitsplätze im Bereich sauberer Mobilität schaffen.

Seit dem Amtsantritt Bidens, so die EPA, haben Unternehmen bereits Investitionen in Höhe von umgerechnet knapp 150 Milliarden Euro in die US-Herstellung umweltfreundlicher Fahrzeuge angekündigt. Außerdem seien seither im Automobilsektor des Landes mehr als 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden.

„Präsident Biden investiert in Amerika, in unsere Arbeiter und in die Gewerkschaften, die unsere Mittelklasse aufgebaut sowie den US-Autosektor als führend in der Welt etabliert haben.“ – Ali Zaidi, Bidens nationaler Klimaberater

Außerdem unterstützt die Biden-Harris-Regierung nach eigenen Angaben Gemeinden in ganz Amerika bei der Umstellung auf eine umweltfreundlichere Zukunft im Verkehrswesen. Dazu gehören unter anderem der Aufbau eines nationalen Netzes von Ladestationen und Tankstellen für alternative Kraftstoffe sowie die Finanzierung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln und Schulbussen.

Kritik an den neuen EPA-Vorschriften

Einige Vertreter:innen äußerten sich positiv über die neuen Vorschriften, wie die gemeinnützige Umweltorganisation Sierra Club:

„Die neuen Standards der Regierung Biden für saubere Autos werden Leben und Geld für Familien retten. Mit den laufenden Investitionen aus dem ‚Infrastructure Investment and Jobs Act‘ und dem ‚Inflation Reduction Act‘ werden diese neuen Standards die US-Hersteller beim Bau von in Amerika hergestellten und von den Gewerkschaften gestützten emissionsfreien Fahrzeugen weiter unterstützen.“ – Ben Jealous, Exekutivdirektor des Sierra Club

Andere Expert:innen wiederum sagen, dass die Standards zwar begrüßenswert seien, aber nicht weit genug gingen, um die Verpflichtungen der USA gegenüber dem Klimawandel zu erfüllen. Auch einige Umweltverbände halten die endgültigen Emissionsstandards für unzureichend.

Zu den Kritiker:innen gehört auch Chelsea Hodgkins, Senior ZEV Policy Advocate bei Public Citizen. Obwohl die Regelung mehr Umweltverschmutzung durch den Straßenverkehr verhindern werde und mehr Menschenleben rette als unter den derzeitigen Vorschriften, gehe sie nicht weit genug, so Hodgkins. Nicht einmal der ursprüngliche, strengere Plan der EPA wäre ausreichend gewesen, um die notwendigen Ziele zu erreichen, wie beispielsweise die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels. Daten von Climate Action Tracker zufolge bräuchten die USA dazu bis 2030 einen Anteil von 95 bis 100 Prozent an Elektroautos.

Entsprechend wenig begeistert zeigte sich Hodgkins von der Entwicklung:

„Wir wollen den Fortschritt feiern, aber wir müssen uns eingestehen, dass dies viel weniger ist, als wir brauchen, und es ist enttäuschend, dass der Druck der Industrie uns hierher gebracht hat.“ – Chelsea Hodgkins

Die EPA-Vorschriften und die verlangsamte Einführung von E-Autos bedeute, so Hodgkins, dass mittelfristig mehr fossil betriebene Fahrzeuge und Hybridautos auf den Straßen unterwegs seien werden. Plug-in-Hybride seien allerdings vor allem als Verbrennerautos in der Nutzung, weshalb ihre CO2-Emissionen im Vergleich zu Elektroautos höher und außerdem viel schlechter seien, als die EPA angibt, so der Tesla-Manager Martin Viecha.

Tatsächlich seien die Hybridverkäufe in den letzten Monaten stark angestiegen, da sich die Nachfrage nach Elektroautos verlangsamt habe, so Reuters. Dies deute darauf hin, dass die neuen Vorschriften einen Hybridboom auslösen könnten.

Andere Kritiker:innen äußerten ihre Enttäuschung über die Regelungen noch harscher:

„Diese Vorschrift hätte der größte Einzelschritt einer Nation in Sachen Klima sein können, aber die EPA hat dem Druck von Big Auto, Big Oil und Autohändlern nachgegeben und den Plan mit Schlupflöchern versehen, die groß genug sind, um einen Ford F150 hindurchzufahren.“ – Dan Becker, Direktor des Center for Biological Diversity

Fehlende Ladeinfrastruktur in den USA

Das Unternehmen für Verbraucherforschung und Datenanalyse J.D. Power wies darauf hin, dass die Ladeinfrastruktur das dringendere Problem sei, das angegangen werden müsse.

„Die Bereitschaft der Ladeinfrastruktur liegt weit hinter der Bereitschaft zurück, die Fahrzeuge zu produzieren und zu verkaufen. Solange diese Diskrepanz nicht behoben ist, wird die Forderung an die Autohersteller, mehr elektrische Fahrzeuge zu produzieren, die Verbraucher nicht dazu bringen, mehr Elektroautos zu kaufen.“ – Doug Betts, Präsident der Autoabteilung von J.D. Power

Zukunft der US-amerikanischen E-Mobilität

Die Emissionsvorschriften sind wahrscheinlich der letzte große umweltpolitische Schritt, den Biden vor der nächsten Wahl im November machen wird. Donald Trump, der vermutlich bei den anstehenden Wahlen als Kandidat der Republikaner antreten wird, hat sich bereits gegen Elektromobilität ausgesprochen und für die Rücknahme der EPA-Emissionsstandards eingesetzt.

Während also einerseits abzuwarten bleibt, ob die Regelungen nach der Präsidentschaftswahl noch Bestand haben werden, arbeiten zahlreiche Autohersteller in den USA unabhängig von staatlichen Vorgaben weiterhin an der Entwicklung von Elektromobilität.

Quellen: InsideEVs – The EPA’s New Emissions Standards Mean A More Gradual EV Transition // EPA – Pressemitteilung vom 20.03.2024 // electrive – USA: OEMs müssen CO2-Flottenemissionen bis 2032 um 49 % senken // Reuters – US eases tailpipe rules, slows EV transition through 2030

Der Beitrag USA: Neue Emissionsstandards der EPA erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Avatar


Avatar

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu. Datenschutzerklärung