
Deutsche Autohersteller können Lage in China stabilisieren
- Kommentare deaktiviert für Deutsche Autohersteller können Lage in China stabilisieren
- Allgemein
Der chinesische Automobilmarkt zeigt sich auch im Jahr 2025 tiefgreifend im Wandel. Im ersten Quartal des Jahres wuchs der weltweit größte Automarkt, wo knapp ein Drittel aller globalen Neufahrzeuge zugelassen wird, auf 5,1 Millionen Fahrzeuge, was einem Anstieg von 6,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Treiber des Wachstums sind wie schon in den Jahren zuvor Elektroautos und Plug-in-Hybride, die um 36,4 Prozent zulegen, während die Verbrenner um 11,8 Prozent an Volumen verlieren. Im März lag der Elektroanteil bereits bei 51 Prozent der Neuzulassungen.
Zwei Trends zeichnen sich dabei besonders ab: Zum einen die ungebrochene Vormachtstellung von BYD, zum anderen das dynamische Wachstum weiterer chinesischer Automobilhersteller, während deutsche Hersteller ihre teils herben Verluste der vergangenen Jahre langsam eindämmen können, wie es scheint. Das sind die Ergebnisse des Electromobility Report 2025 des Center of Automotive Management (CAM), der regelmäßig die Markt- und Performancetrends der Branche analysiert.
Als klarer Marktgewinner positioniert sich der chinesische Automobilkonzern BYD, der seinen Marktanteil von 3,5 Prozent im Jahr 2021 auf 16,2 Prozent bis 2024 steigern konnte. Im ersten Quartal 2025 lag der Anteil bei 13,6 Prozent, was trotz eines leichten Rückgangs immer noch die Marktführerschaft bedeutet.
Trotz seiner anhaltend starken Marktstellung verzeichnet Volkswagen, der jahrzehntelange Marktführer in China, einen Rückgang von vormals 14,4 Prozent im Jahr 2021 auf 12,2 Prozent im Jahr 2024. Im ersten Quartal 2025 stabilisierte sich VW bei 12,1 Prozent. Allerdings wird die Position als zweitgrößter Anbieter in China bereits durch Geely bedroht, der ein starkes Wachstum aufweist: Nach moderaten Werten um die 6 bis 7 Prozent in den Vorjahren erreichte der Konzern im ersten Quartal 2025 einen Marktanteil von 12,0 Prozent – und zieht somit erstmals fast gleichauf mit VW.
Toyota verzeichnet hingegen einen schrittweisen Rückgang auf nun 6,7 Prozent, nach zuvor mehr als 8 Prozent im Jahr 2022. Changan hält sich mit 6,1 Prozent stabil auf Vorjahresniveau. Einen weiteren Wachstumssprung vollzog Chery, dessen Marktanteil im ersten Quartal 2025 auf 6,6 Prozent zulegte – ein deutlicher Anstieg gegenüber 4,1 Prozent im Jahr 2021.
CAM
General Motors setzt der Abwärtstrend besonders zu: Der Marktanteil des US-Herstellers sank von 6,3 Prozent (2021) auf 2,3 Prozent im Jahr 2024, für 2025 liegen noch keine Daten vor. BMW konnte sich im ersten Quartal 2025 leicht erholen und erreichte 3,0 Prozent, nachdem der Anteil 2024 bei 2,7 Prozent lag. Mercedes-Benz lag 2024 bei 2,7 Prozent. Die beiden deutschen Premium-Hersteller waren 2021 beide noch im Bereich von 4 Prozent.
Elektro-Marktanteile in China von 2021 bis 2024
Im wachstumsstarken NEV-Markt (New Energy Vehicles), der sowohl rein batterieelektrische E-Autos als auch Plug-in-Hybride bzw. die immer beliebteren Elektroautos mit Range-Extender umfasst, behauptet sich BYD weiterhin als unangefochtener Marktführer. Mit einem Marktanteil von 34,1 Prozent im Jahr 2024 erreicht das Unternehmen nicht nur einen historischen Höchstwert, sondern konnte seinen Anteil im Vergleich zu 2021 (17,6 Prozent) nahezu verdoppeln. Im ersten Quartal 2025 bleibt BYD mit 28,8 Prozent weiterhin führend, auch wenn der Anteil leicht unter dem Vorjahreswert liegt.
Geely festigt seine Rolle als wachstumsstarker Herausforderer und steigert seinen Anteil im NEV-Segment auf 7,9 Prozent (2021: 2,4 Prozent). Der Aufwärtstrend setzt sich auch 2025 fort: Mit einem Marktanteil von 13,3 Prozent im ersten Quartal 2025 nähert sich Geely zwar dem Branchenprimus BYD an, bleibt jedoch weiterhin deutlich hinter dem Marktführer zurück. Dennoch unterstreicht das Unternehmen seine Ambitionen, im NEV-Segment eine führende Rolle einzunehmen.
Auch Changan verzeichnet einen bemerkenswerten Anstieg auf 5,7 Prozent, mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2021 (2,3 Prozent). Im ersten Quartal 2025 konnte das Unternehmen seinen Anteil sogar weiter auf 6,5 Prozent ausbauen. Chery erreicht 2024 einen NEV-Marktanteil von 4,0 Prozent, nach 2,9 Prozent im Jahr 2021, und steigert diesen im ersten Quartal 2025 auf 4,8 Prozent.
Tesla und deutsche Hersteller hinken bei E-Autos hinterher
Internationale Hersteller wie Tesla geraten unterdessen zunehmend unter Druck. Der Marktanteil des US-Elektropioniers sank von 9,7 Prozent (2021) auf 6,0 Prozent im Jahr 2024 und lag im ersten Quartal 2025 bei nur noch 5,6 Prozent. Auch SAIC, einer der größten traditionellen Anbieter in China, verliert massiv an Boden: Der Rückgang von 13,0 Prozent im Jahr 2021 auf 5,9 Prozent im Jahr 2024 wird im ersten Quartal 2025 mit einem leichten Anstieg auf 6,5 Prozent unterbrochen.
Deutsche Hersteller spielen im chinesischen Elektrofahrzeugmarkt weiterhin kaum eine Rolle. Während Volkswagen mit einem Marktanteil von 2,0 Prozent im Jahr 2024 deutlich hinter der lokalen Konkurrenz zurückbleibt, weisen BMW und Mercedes Anteile von lediglich 0,9 Prozent bzw. 0,5 Prozent auf. Trotz ihrer globalen Markenbekanntheit gelingt es den deutschen Premiumherstellern bislang kaum, im dynamischen und innovationsgetriebenen chinesischen Elektromobilitätsmarkt Fuß zu fassen.
„Der chinesische Automobilmarkt hat sich mit rasanter Geschwindigkeit zu einem Elektromobilitätsmarkt entwickelt, der wesentlich von den einheimischen Herstellern getrieben wurde. Im ersten Quartal 2025 waren 47,2 Prozent der Neuzulassungen reine Elektroautos bzw. Plug-in-Hybride oder Range-Extender Fahrzeuge. Im Jahr 2021 lag dieser Wert noch bei 14,8 Prozent“, sagt Studienleiter Stefan Bratzel vom CAM. „Die ausländischen Hersteller haben diese Entwicklung sowie die Innovationsstärke der chinesischen Automobilhersteller massiv unterschätzt.“
Die Stärke der lokalen Marken beruht Bratzel zufolge nicht nur auf attraktiven Produkten, sondern auch auf ihrer Fähigkeit, neue Technologien schnell in marktfähige Fahrzeuge umzusetzen und diese gezielt auf die Bedürfnisse chinesischer Kunden auszurichten. Entsprechend ging der Marktanteil der deutschen als auch der japanischen und koreanischen Hersteller deutlich zurück.
Diese Veränderung werde seit etwa zwei Jahren befeuert durch einen starken Preiskampf und einer Vielzahl von chinesischen Herstellern und neuen Marken. Aufgrund hoher Überkapazitäten von rund 40 bis 50 Prozent und teils hohen Verlusten der Akteure sei jedoch in den nächsten Jahren mit einer breiten Konsolidierungswelle zu rechnen. Experten gehen davon aus, dass von aktuell fast 140 Autoherstellern in China bis Ende des Jahrzehnts nur etwa 20 übrig bleiben dürften.
Quelle: CAM – Pressemitteilung vom 22.04.2025
Der Beitrag Deutsche Autohersteller können Lage in China stabilisieren erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.