Händler zweifeln an Strategie chinesischer Automarken
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Viele Autohändler in Deutschland hatten sich mehr vom Einstieg chinesischer Marken erhofft. Angesichts sinkender Verkaufszahlen traditioneller Anbieter sahen sie in den neuen Marken eine mögliche Ergänzung. Doch der große Erfolg blieb bislang aus. Das Interesse der Kundschaft ist gering, und viele Autohäuser warten ab, wie die Automobilwoche jüngst berichtet.
Ein Grund dafür sei die geringe Nachfrage nach E-Autos generell. Relevanter erscheint jedoch die Tatsache, dass europäische Hersteller ihre Angebote verbessert haben. Für viele Händler besteht deshalb kein akuter Bedarf, neue Marken ins Sortiment aufzunehmen. Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft sieht darin einen nachvollziehbaren Schritt. Wer sich heute für eine chinesische Marke entscheidet, geht ein Risiko ein. Neben der Nachfrage fehlt es oft an überzeugenden Konzepten. Viele Hersteller aus China investieren zu wenig in Marketing und Kundenbindung. Händler wünschen sich klare Strategien und funktionierende Servicenetze. Die Realität sieht oft anders aus.
Die Probleme zeigen sich konkret: Firefly, eine Tochtermarke von Nio, wollte eigentlich früher starten, verschob den Termin nun aber auf das dritte Quartal. Firmengründer William Li räumte Fehler ein – man habe die Herausforderungen unterschätzt. Auch Changan, ursprünglich mit ambitionierten Plänen gestartet, setzt nun auf ein langsameres Vorgehen. Statt 50 Partnern bis Ende 2025 sind nun nur zehn im dritten Quartal vorgesehen. Selbst Marken, die schon länger in Deutschland vertreten sind, kämpfen mit Rückschlägen. Maxus, seit 2020 am Markt, verliert Händler. Auch bei der Personalbesetzung gibt es Lücken. BYD, ein weiterer großer Name, kommt bei der Umstrukturierung seines Händlernetzes nicht so schnell voran wie geplant. Eine Stellungnahme dazu blieb bislang aus.
Zwar gibt es große Ziele – BYD strebt für 2025 rund 50.000 Verkäufe an – doch die Realität sieht anders aus. Nach drei Monaten zählte das Kraftfahrtbundesamt nur rund 1200 Neuzulassungen. Andere Marken stehen vor ähnlichen Schwierigkeiten. Die gesteckten Vorgaben erscheinen zunehmend unrealistisch. Reindl zufolge wäre es bereits ein Erfolg, wenn einzelne chinesische Anbieter innerhalb von fünf Jahren einen Marktanteil von 0,5 bis einem Prozent erreichen würden. Schon die Zwei-Prozent-Marke ist für Importeure schwer zu knacken. Das gelte nicht nur für chinesische, sondern auch für andere asiatische Hersteller. Der Aufbau eines stabilen Netzes und einer verlässlichen Kundschaft dauert oft viele Jahre.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: In China herrscht aktuell ein harter Preiskampf. Dort konkurrieren rund 150 Marken um Marktanteile, davon allein etwa 100 aus China. Langfristig wird sich der Markt dort bereinigen – mit Folgen auch für den Export. Wer heute in Deutschland in eine neue Marke investiert, braucht Geduld und einen langen Atem. Nicht jeder ist bereit, diesen Weg zu gehen. Jochen Siebert, Experte für den chinesischen Automarkt, warnt sogar ausdrücklich davor. Er sieht derzeit keinen wirtschaftlichen Vorteil für Händler, auf chinesische Anbieter zu setzen. Die Entwicklung auf dem deutschen Markt zeigt: Große Ankündigungen reichen nicht aus. Ohne tragfähige Konzepte, verlässliche Partner und Geduld wird es schwer.
Quelle: Automobilwoche – Autohandel: Kaum noch Lust auf chinesische Marken
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