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Schenna e.motion: Zwischen Kurven, Kulinarik und Charakter

Schenna e.motion: Zwischen Kurven, Kulinarik und Charakter

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Was passiert, wenn man die Ruhe und Schönheit der Südtiroler Alpen mit dem Zukunftsversprechen der Elektromobilität verbindet? Wenn Fahrspaß auf regionale Kulinarik trifft, nachhaltige Landwirtschaft auf moderne Ladeinfrastruktur? Die Schenna e.motion gibt darauf auch in ihrer zweiten Auflage eine überzeugende Antwort: Vom 26. bis 28. Mai wurde das kleine Dorf Schenna oberhalb von Meran zum Treffpunkt für E-Auto-Enthusiasten und Neugierige, die nicht nur ein E-Auto bewegen wollten – sondern auch etwas in Bewegung setzen.

Die dreitägige Veranstaltung ist keine klassische E-Rallye, kein Showroom mit Hochglanzpolitur. Vielmehr ist sie ein Format mit Haltung – bodenständig, herzlich, bewusst reduziert. „Wir wollten vor Ort einen Impuls geben – dass die Ladeinfrastruktur schneller wächst, dass sich Betriebe mit E-Mobilität beschäftigen und dass die Leute erleben, dass das auch in den Bergen funktioniert“, erklärt Stefan Kaserbacher, Geschäftsführer des Tourismusvereins Schenna und einer der Initiatoren gegenüber Elektroauto-News (EAN). Für ihn ist Schenna e.motion mehr als ein Event – es ist ein Werkzeug, um Wandel konkret und anschaulich zu machen.

Das gelingt, weil hier nicht nur Technik, sondern auch Mensch und Region im Mittelpunkt stehen. Für mich persönlich war es gerade diese bewusste Mischung aus Touristik, Technik und Genuss, die den Charakter der Veranstaltung ausmachte. Es gab keine dominante Richtung – sondern ein fein abgestimmtes Gesamtbild. Ob beim Austausch in kleiner Runde, beim Verkosten regionaler Spezialitäten oder bei den Fahrten über Pässe und durch Täler: Die Schenna e.motion 2025 spielte auf vielen Ebenen – und traf dabei genau den Ton zwischen Entschleunigung und Entdecken.

Besonders eindrücklich war für mich die Auffahrt auf den Jaufenpass. Bei fast freier Strecke konnte man das E-Auto nicht nur genießen, sondern erleben: flüssiges Fahrverhalten, dynamisches Kurvennehmen und beim anschließenden Bergabfahren ein permanenter Blick auf die steigende Rekuperationsleistung – Elektromobilität zum Spüren, nicht zum Nachlesen. Und genau darum geht es auch den Veranstaltern: „Es macht einfach Spaß, Elektroauto zu fahren. Gerade auf den Pässen kann man das anders erleben, da kann man das ruhiger leben“, so Kaserbacher.

Dabei war das Teilnehmerfeld ebenso bunt gemischt wie das Programm selbst. Nicht nur eingefleischte E-Mobilisten der ersten Stunde waren vertreten, sondern auch Neugierige, Spontanentschlossene und Urlaubsgäste, die sich vor Ort kurzerhand entschieden hatten, ebenfalls teilzunehmen. Das sorgte für lebendige Gespräche – nicht nur über Modelle, Reichweiten oder Ladetarife, sondern auch über persönliche Verbindungen zur Region. Eine Atmosphäre, die neugierig, offen und fast familiär wirkte.

Diese Offenheit war nicht nur unter den rund 20 bis 40 Teilnehmenden spürbar (je nachdem wie viele Tagesteilnehmer:innen am Start waren), sondern auch im Ort selbst. Spätestens beim Austausch am Raiffeisenplatz wurde klar, dass Elektromobilität in Schenna längst keine abstrakte Zukunftsvision mehr ist. Über 60 Beherbergungsbetriebe bieten mittlerweile Ladeinfrastruktur an – ein Wert, der für eine Gemeinde dieser Größe bemerkenswert ist. Und doch bleibt noch Luft nach oben: Gerade im ÖPNV dominieren nach wie vor Dieselbusse, wie wir selbst sehen konnten. Dabei wäre es ein naheliegender Schritt, auch hier elektrisch umzusteigen – um die Mobilitätswende in Südtirol sichtbar weiterzudenken.

Selbst waren meine Frau und ich als Teilnehmer vor Ort dabei – an allen drei Tagen. Wir waren im Cadillac Lyriq unterwegs, mit dem wir den Tagessieg am zweiten Tag und schließlich auch den Gesamtsieg der Tour mit nach Hause nehmen konnten. Aber abseits aller Zahlen und Prüfungen war es vor allem die Haltung hinter dem Event, die mich überzeugt hat: Es geht nicht um Prestige, sondern um Perspektiven. Nicht um Geschwindigkeit, sondern um Gleichmäßigkeit, Geschick und Gemeinschaft.

Tag 1: 150 Kilometer durch Südtirol – mit Kurven, Kartons und Charakterköpfen

„Bei uns geht’s nie um Geschwindigkeit. Es geht immer um Spaß und Selbsteinschätzung.“ – Mit diesen Worten eröffnete Manfred, einer der Köpfe hinter der Schenna e.motion, den ersten Veranstaltungstag. Seine Begrüßung am Raiffeisenplatz war herzlich, persönlich und gespickt mit Anekdoten. Zwischen den Zeilen spürte man sofort: Hier steckt Herzblut drin – und ein Konzept, das auf Gemeinschaft und Gelassenheit setzt. Zu Gute kommt dem Ganzen, dass Manfred schon seit einigen Jahren entsprechende Rallyes im OIdtimer-Umfeld veranstaltet. Von den dort gesammelten Erfahrungen und Learnings profitiert die Elektro-Genuss-Rallye in Schenna ganz deutlich.

Rund 20 bis 24 Teilnehmer:innen sammelten sich am Morgen im Zentrum von Schenna. Die E-Autos wurden in Reih und Glied abgestellt, die markanten „Schenna e.motion“-Aufkleber angebracht – und schon hier kamen erste Gespräche in Gang. Es wurde gelacht, gestaunt, gefragt. Wer kam woher? Wer fährt was? Und wie lange schon elektrisch unterwegs? Zwischen dem leisen Summen der Antriebe und dem Duft frischer Snacks entstand ein Moment, der sinnbildlich für die kommenden drei Tage stand: ungezwungener Austausch in entspannter Atmosphäre.

Nach einer kurzen Einweisung, in der Manfred die Strecke skizzierte, ging es los: Rund 150 Kilometer lagen vor uns – wobei ein größerer Teil davon auf die Rückfahrt nach dem abendlichen Dinner entfiel. Doch zunächst führte uns die Route durch das Etschtal, über kurvige Passstraßen und vorbei an Obstwiesen, Weinbergen und Weitblicken. Die erste Etappe hatte es in sich – nicht wegen ihres Tempos, sondern wegen der Erlebnisdichte. Die erste Etappe führte über die kurvige Auffahrt zum Gampenpass – eine Strecke, die nicht nur landschaftlich beeindruckte, sondern auch fahrerisch viel Raum ließ, um sich mit seinem E-Auto einzufühlen. Ob sportlich oder gleitend, jede:r fand hier seinen Rhythmus. Besonders eindrucksvoll: der erste Weitblick über das Tal, der sich kurz unterhalb der Passhöhe eröffnete.

In Grfill, in der Tierwelt Rainguthof, stand dann die erste Fun-Prüfung auf der Agenda. Denn neben der reinen Ausfahrt durfte man sich auch bei Prüfungen in und abseits des E-Autos unter Beweis stellen. Wer entsprechend ablieferte profitierte hierbei durch möglichst wenige Strafpunkte, die am Ende der Schenna e.motion über die Platzierung entscheiden sollten. Wie wenig das Ganze mit E-Autos und E-Mobilität zu tun haben kann, haben wir beim erwähnten ersten Stopp erfahren.

Gesucht war das Gewicht eines Tiroler Grauvieh-Stiers – ohne Hilfsmittel, allein per Blickkontakt. Die Lösungen lagen teilweise weit auseinander, der tatsächliche Wert: 480 Kilogramm. Für jede Abweichung gab es Strafpunkte, die sich später auf die Gesamtwertung auswirkten. Eine Übung in Selbst- und Fremdeinschätzung – und ein humorvoller Start in die Welt der „Gleichmäßigkeit statt Geschwindigkeit“-Rallye.

Was wiegt wohl dieser Stier?

Nach diesem Stopp führte uns die Route weiter durch das Etschtal in Richtung Tisens und Nals, von dort aus über Prissian nach Sirmian. Auf der Fahrt eröffnete sich ein abwechslungsreiches Landschaftsbild: Weinberge, Apfelplantagen, schmale Bergstraßen und kurze Stadtdurchfahrten wechselten sich ab. Technisch bot die Strecke vor allem eines: die Möglichkeit, durch gezielte Rekuperation und vorausschauendes Fahren die Qualitäten des eigenen E-Autos auszuloten.

In Nals wartete bereits die zweite Herausforderung. Mit dem E-Auto möglichst präzise an eine Markierung heranfahren – ohne sie zu überfahren, aber auch nicht zu weit entfernt zum Stehen kommen. Jeder Zentimeter zählte. Unser Ergebnis: 0,5 Zentimeter Abstand. Subjektiv ein Volltreffer – objektiv durchaus auch. Nach einem kurzen Stück entlang der Weinstraße, vorbei an Burgschänken und mediterranen Hängen, erreichten wir schließlich Kaltern – genauer gesagt das Weingut Dominikus. Ein Ort, der auf den ersten Blick nicht viel mit E-Mobilität zu tun hat, auf den zweiten aber genau das widerspiegelt, was das Event ausmacht: neue Perspektiven entdecken, offen sein für ungewöhnliche Kombinationen.

Georg gewährt Einblicke hinter das Weingut Dominikus, benannt nach seinem Vater

Das Weingut wird seit Generationen biologisch-dynamisch bewirtschaftet, mit Fokus auf natürliche Prozesse und Charakterweine. Winzer Dominikus hat den Hof mit viel Idealismus und Experimentierfreude in einen lebendigen Ort verwandelt, der mit Terrassenweinbau, Permakultur und eigenem Hügelkeller weit über die Region hinaus Aufmerksamkeit erzeugt. Mittlerweile führt sein Sohn Georg das Weingut und sprach mit uns über Böden, Zeit, Geduld und Passion, die man für ein solches Projekt aufbringen muss, um einen Unterschied zu machen. Sieht man allein schon daran, dass sein Vater über 26 Jahre, Tag für Tag nach der Arbeit und am Wochenende, am eigenen Weinkeller arbeitete. Über 130 Meter unterirdische Wege, Räume und Lagerstätten hat er hierbei geschaffen.

Magnum-Karton falten für mehr Punkte bei der Schenna e.motion

Dass die passende Fun-Prüfung nicht lange auf sich warten ließ, war da nur konsequent. Einen Karton für eine Magnumflasche falten stand auf dem Plan – passend zum Weingut. Für viele von uns Neuland. Für andere: der Moment, in dem endlich das Basteln aus Kindheitstagen wieder relevant wurde. Bei mir war das eher so ein Zwischending, zwischen dem Anspruch, einer einfachen Anleitung folge leisten zu können und der Tatsache, dass ich mit “zwei linken Händen” gesegnet bin. Das Ergebnis musste sich dann aber auch nicht verstecken.

Ausblick auf den Kalterer See

Nach Kaltern ging es über St. Josef am See und durch Margreid, das sich mit seinen engen Gassen, Laubengängen und malerischen Höfen als eines der charmantesten Weindörfer der Region präsentierte. Kurz vor dem Ziel – dem Restaurant Amalia Pernter 1896 im Ansitz Liebenstein in Salurn – wartete die letzte Prüfung: So nah wie möglich an einen Tennisball heranfahren, der auf einer Pylone platziert war – ohne ihn zu berühren, aber eben auch nicht zu weit weg zu stoppen. Die Maximaldistanz: 80 Zentimeter. Präzision war gefragt – und ein gutes Gefühl für das eigene E-Auto.

Der Abend klang schließlich dort aus, wo Kulinarik, Geschichte und Geselligkeit aufeinandertreffen. Im historischen Ansitz Liebenstein wurden wir mit einem mehrgängigen Menü im Amalia Pernter 1896 empfangen. Zwischen den Gängen, begleitet von Südtiroler Weinen, blieb viel Zeit zum Austausch über die erste Etappe – und über das Tiramisu, das aus einer original Espressokanne am Tisch serviert wurde. Eine Szene, die sinnbildlich für diesen Tag steht: überraschend, handgemacht, unaufgeregt besonders.

Tag 2: Über den Jaufenpass zur Punktlandung – zwischen Gleichmaß, Genuss und Gespräch

Der zweite Tag der Schenna e.motion startete früh. Treffpunkt war um 8:15 Uhr – was im Grunde machbar war, hätte das Frühstück im Schenna Resort nicht erst ab 7:30 Uhr begonnen. Es scheint hier einfach ein anderes Verständnis von früh zu geben in Südtirol. Aber kein Thema. Ein schneller Espresso, ein Stück Gebäck, ein kurzes Lächeln – und schon standen über zwanzig E-Autos in Reih und Glied auf dem Platz. Deutlich mehr als am Vortag. Einige neue Gesichter waren dabei, denn zur zweiten Etappe hatten sich gezielt zusätzliche Tagesteilnehmer:innen angemeldet. Eine willkommene Erweiterung der Runde – mit neuen Autos und Perspektiven.

Beim Briefing war die Müdigkeit bei einigen noch spürbar, der Koffeinkonsum entsprechend erhöht. Doch kaum ging es los, wich das Gähnen dem Grinsen – schließlich stand eine der fahrerisch schönsten Etappen der gesamten Tour bevor: der Jaufenpass. Die Auffahrt war – mit etwas Glück – nahezu frei befahrbar. Kaum Gegenverkehr, gute Sicht, griffiger Asphalt. Es dauerte keine fünf Minuten, bis man im eigenen Rhythmus war. Die Kurven kamen flüssig, das Vertrauen ins Auto wuchs mit jeder Serpentine. Und wer nicht nur auf Performance achtete, konnte bei der Talfahrt die hohe Rekuperationsleistung seines Stromers in Echtzeit beobachten. Eine Etappe, die eindrücklich zeigte, wie gut E-Mobilität mit alpinem Terrain harmoniert. Insbesondere, da es bei der Schenna e.motion nicht auf die schnellste Zeit, sondern auf Genuss und Entspannung ankommt.

Natürlich fehlten auch an Tag zwei die Fun-Prüfungen nicht – und erneut war Vielfalt Programm. Direkt nach dem Start galt es, das E-Auto auf exakt zwölf Meter rollen zu lassen. Gemessen wurde am rechten Vorderreifen. Kein Tempolimit, keine Begrenzung – nur Intuition und Erfahrung. Mit etwas über 12,5 Metern lagen wir erfreulich nah an der Vorgabe. Dennoch gehört hier natürlich eine gewisse Portion Glück dazu oder wie gut kann man so etwas wirklich einschätzen?

Vermeintlich einfacher gestaltet sich hier die zweite Aufgabe, am zweiten Tag der E-Rallye. Eine Gleichmäßigkeitsprüfung, bei der eine rund 600 Meter lange Strecke in exakt 1 Minute und 48 Sekunden absolviert werden musste. Klingt einfacher, als es ist. Denn weder war das Ziel direkt sichtbar, noch ließ sich die Strecke aus dem Stand exakt einschätzen. Und auch wenn die eigene Smartphone-Stoppuhr etwas anderes anzeigte als die offizielle Messung – jede Hundertstelsekunde Abweichung brachte Strafpunkte. Wer das Ganze mit einem drängelnden Linienbus im Rückspiegel absolvierte, hatte nicht nur mit der Zeit, sondern auch mit den Nerven zu kämpfen. Das waren in diesem Fall wir.

Noch eine Spur simpler: Rückwärts einparken, in einem Zug, möglichst mittig. Klingt nach Fahrprüfung, fühlte sich aber eher wie Teamarbeit an – denn oft war der Beifahrersitz mindestens so aktiv wie der hinter dem Lenkrad. Gerade dann, wenn es darum ging abzuschätzen, wie gut man sich auf dem Lösungsweg befindet. Oder um auf dem Rückweg die Stoppuhr erneut zu bedienen. Denn es wartete noch eine weitere Gleichmäßigkeitsprüfung. 100 Meter in 24 Sekunden – eine Herausforderung in Sachen Taktgefühl. Wer zu früh beschleunigte oder zu spät bremste, wurde gnadenlos aus dem Gleichklang katapultiert.

Zwischen den Fahrabschnitten gab es Raum für Austausch – besonders beim entspannten Zusammentreffen am Raiffeisenplatz – am Nachmittag. Während die Stromer geparkt wurden, warteten regionale Köstlichkeiten, frischer Apfelsaft und kleine Spezialitäten aus den umliegenden Höfen. Besonders spannend: der Austausch mit Biobauern, die ihre Höfe längst elektrifiziert haben – teils mit E-Nutzfahrzeugen, meist aber mit PV-Anlagen und Batteriespeichern im Betrieb. Nachhaltigkeit zum Anfassen, nicht zum Ausstellen. Vor allem auch für die Bewohner:innen Schennas und die Touristen vor Ort, welche mit uns und unseren Elektro-Gefährten in den Austausch gekommen sind.

Dazu gesellten sich Gespräche mit anderen Teams, gegenseitige Tipps für die einzelnen Prüfungen und natürlich: ein Blick auf das Ranking. Offenbar hatten wir keinen schlechten Tag erwischt – anders lässt sich der Tagessieg wohl kaum erklären. Und das bei einer stark erweiterten Gruppe mit über zwanzig E-Autos. Ein kleines Erfolgserlebnis, das den Tag stilvoll abrundete. Vor allem aber eins, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Am Abend war dann kein offizielles Programm angesetzt – ein kluger Schachzug der Veranstalter, um Raum für individuelle Erlebnisse zu lassen. Wir entschieden uns für einen ruhigen Ausklang im Schenna Resort – mit Blick über das Tal, einem alkoholfreien Hugo in der Hand und dem guten Gefühl, einen Tag erlebt zu haben, der sich richtig angefühlt hat: Tempo raus, Qualität rein.

Tag 3: Schweine, Slalom, Scherze – und ein starker Abschluss

Der letzte Tag der Schenna e.motion begann noch eine Spur entspannter als die beiden zuvor. Vielleicht lag es am individuell gestalteten Vorabend, vielleicht an der Vorfreude auf das Finale – oder ganz einfach an der Tatsache, dass mehr Zeit fürs Frühstück blieb. Wie gewohnt sammelten sich alle Teilnehmer:innen mit ihren E-Autos am Raiffeisenplatz in Schenna. Im Rahmen des morgendlichen Briefings wurde der Tagesablauf skizziert: noch einmal vier Prüfungen, ein Besuch auf dem Obertimplerhof – und zum Abschluss ein gemeinsamer Abend, der es in sich haben sollte.

Die erste Fun-Prüfung des Tages knüpfte nahtlos an das Thema Präzision und Gleichmaß des Vortags an: zwei Runden in exakt gleicher Zeit. Die erste Durchfahrt setzte die Benchmark, in der zweiten sollte möglichst exakt diese Zeit erneut erreicht werden – auf die Hundertstelsekunde genau. Keine einfache Aufgabe, aber eine, die mit Gefühl und Konzentration zu meistern war. Zumindest, wenn man zugehört hat. Es soll einem Teilnehmer gelungen sein, auf einer recht übersichtlichen Strecke die korrekte Richtung zu verlieren… Und nein, wir waren das nicht.

Erster Programmpunkt des Tages, nach der Prüfung, war der Besuch bei Franz auf dem Obertimplerhof in Vöran. Ein Betrieb, der eindrucksvoll zeigt, wie sich traditionelle Landwirtschaft mit modernen Konzepten verbinden lässt. Franz, ursprünglich Maurer, hat in den vergangenen Jahren Stück für Stück umgesattelt – vom Bauen zum Bewirtschaften. Heute leben rund fünfzig Schweine in Freilandhaltung auf dem Hof. Ihr Fleisch wird vor Ort zu Speck verarbeitet und fast ausschließlich direkt an Kund:innen vor Ort oder über den Onlinehandel verkauft.

„Wir garantieren zu 100 Prozent: Was wir hier verkaufen, sind unsere Schweine – alles andere hat bei uns keine Berechtigung“, betont Franz. Auch beim Thema Energie geht er eigene Wege: Mit knapp 60 kWh Batteriespeicher und PV-Leistung von rund 40 kWp wird am Hof ein Großteil des Strombedarfs autark gedeckt. Nachhaltigkeit zum Anfassen – im besten Wortsinn.

Etwas leichter – zumindest auf dem Papier – die zweite Aufgabe: „Wie viele Schweine leben aktuell am Hof?“ Eine Frage, die sich mit aufmerksamem Zuhören beantworten ließ. Bei mir hakte es kurz, da mein Fokus beim Gespräch mit Franz eher auf der installierten PV-Leistung und den Batteriespeichern lag – aber auch wir lagen mit unserer Antwort recht gut im Rennen. Nach der Vormittagsrunde, die sich über kleinere Bergstraßen und entlang offener Täler spannte, war es Zeit für eine Pause – kulinarisch wie atmosphärisch.

Der Ansitz Kematen, ein historisches Anwesen oberhalb von Ritten, bot dafür den idealen Rahmen. Inmitten von Weinreben, mit freiem Blick auf das Bozner Becken, warteten regionale Spezialitäten in entspannter Atmosphäre. Zwischen Holzbalken, Steinböden und sonnenbeschienenen Terrassen wurde gespeist, gelacht und das bisher Erlebte reflektiert.

Gut gestärkt ging es im Anschluss an den Mittag an die Slalomprüfung auf dem Parkplatz des Restaurants. Denn nun wartete eine Prüfung, die Präzision in beide Richtungen verlangte: ein Slalom-Parcours, der erst vorwärts, dann rückwärts durchfahren werden musste – ohne eine der aufgereihten Pylonen zu touchieren. Gerade für größere Elektroautos wie unseren Cadillac Lyriq, der mit gut fünf Metern Länge zu den schwergewichtigen Teilnehmern gehörte, wurde die Aufgabe schnell zur fahrdynamischen Fingerübung. Übersicht war gefragt – nicht nur durch Rückspiegel und Kamera, sondern auch im Team. Denn ein ruhiger, aber klar kommunizierender Beifahrersitz war hier Gold wert.

Im Anschluss an die Prüfung folgte die Abfahrt Richtung Bozen – eine längere, flüssig befahrbare Strecke, auf der die Rekuperationssysteme der E-Autos erneut zeigen konnten, was technisch möglich ist. Gleichzeitig eine der landschaftlich spannenderen Etappen: Von der alpinen Umgebung des Rittens tauchte man Stück für Stück in den urbaneren Raum des Etschtals ein. Eine Übergangszone, in der die Vielfalt Südtirols auf wenigen Kilometern sichtbar wird. Womit ich mich erst anfreunden musste, waren die spiralförmigen Abfahrten, Drehwurm vorprogrammiert.

Doch bevor der Tag sich dem Ende neigte, wartete noch die letzte und wohl herausfordernste Prüfung der gesamten Schenna e.motion: Während der oder die Fahrer:in einen engen Kreis aus Pylonen möglichst konstant umrundete, musste die Person auf dem Beifahrersitz drei Tennisbälle aus dem Seitenfenster in eine Tonne werfen. Klingt einfach? War es nicht. Zwischen Fliehkraft, Timing und zielsicherem Wurf entstanden Szenen, die mehr an Kirmes als an E-Rallye erinnerten – und genau darin lag der Reiz. Ob mit sportlichem Ehrgeiz oder einem breiten Lachen im Gesicht: Hier zeigte sich noch einmal der wahre Kern der Veranstaltung – mitmachen, statt gewinnen. Und gemeinsam eine gute Zeit haben.

Doch das eigentliche Finale des Tages wartete am Abend. In stilvoller Atmosphäre und festlicher Kleidung trafen sich alle Teilnehmenden im Luminis Restaurant im Schenna Resort – dem perfekten Rahmen für einen runden Ausklang. Statt Fahrkleidung war nun Eleganz gefragt, statt Roadbook ein Menü voller Südtiroler Raffinesse. Und statt Fahrspaß auf der Straße nun Humor auf der Bühne: Dafür sorgte unter anderem Luis aus Südtirol, der Kabarettist im Blaumann, der das Geschehen der Schenna e.motion pointiert, aber liebevoll in sein Programm einbaute. Statt Standardnummern gab es viel Persönliches, Augenzwinkern inklusive – eine Hommage an ein ungewöhnliches Event in einem besonderen Rahmen.

Für uns persönlich war es ein ganz besonderer Abend. Nicht nur, weil der Abschied näher rückte – sondern auch, weil wir als Gesamtsieger der Schenna e.motion 2025 ausgezeichnet wurden. Ein unerwarteter, aber umso schönerer Schlusspunkt. Und, wenn man der Tradition folgen möchte, auch eine Verpflichtung: im nächsten Jahr wohl wieder mit dabei zu sein. Als Titelverteidiger. Versteht sich.

Schenna Resort, unser Zuhause auf Zeit

Wer drei Tage lang mit dem E-Auto durch Südtirol fährt, braucht zwischendurch auch einen Ort zum Durchatmen. Für uns war das das Schenna Resort – nicht nur geografisch gut gelegen, sondern auch inhaltlich eine stimmige Ergänzung zur Philosophie der Schenna e.motion. Denn hier trifft alpine Gastlichkeit auf gelebte Nachhaltigkeit – ohne große Worte, sondern durch konkrete Maßnahmen. Bereits beim Ankommen fiel auf, dass das Resort auf Elektromobilität vorbereitet ist: Ausreichend AC-Ladepunkte stehen bereit. Gäste, die mit dem Stromer anreisen, werden nicht als Exoten, sondern als willkommene Normalität behandelt. Ein gutes Gefühl – gerade in einer Region, die lange vom Individualverkehr mit Verbrennern geprägt war.

Allerdings: Die Preisgestaltung der Ladevorgänge hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Mit 0,80 Euro pro Kilowattstunde liegt der Tarif über dem, was man auf deutschen Autobahnen zahlt – um einen Vergleich zu bemühen. Gerade in einem Urlaubsresort, wo Autos typischerweise über viele Stunden oder sogar über Nacht beziehungsweise auch Tage stehen, wäre ein intelligenter, netzschonender Lademodus sinnvoll – etwa durch gezieltes Laden in Nebenzeiten oder mit dynamischen Tarifen. So ließen sich nicht nur Kosten senken, sondern auch Gäste mit einem nachhaltigen Anspruch besser überzeugen. Wer mit dem E-Auto anreist, erwartet nicht zwingend kostenlose Ladevorgänge – aber zumindest eine faire und durchdachte Lösung, die zur Philosophie des Hauses passt. Zumindest gab es keine Blockiergebühr, wenn der Stromer dann über Nacht seine Energie nachgeladen hat.

Abseits der Ladesäulen zeigt das Schenna Resort jedoch, dass Nachhaltigkeit kein Zusatzangebot ist, sondern Teil des Selbstverständnisses. Die Energieversorgung basiert unter anderem auf Photovoltaikanlagen, die auf den Dächern der Hotelgebäude installiert sind. Ergänzt wird das durch Wärmepumpen und ein bewusstes Energiemanagement. Zudem legt man Wert auf regionale Produkte in der Küche, kurze Lieferketten und einen schonenden Umgang mit Ressourcen – von der Wäschepflege bis zur Beleuchtung.

Unser Zimmer mit Blick über das Meraner Land war nicht nur großzügig und hochwertig eingerichtet, sondern auch ein Rückzugsort, der Ruhe und Weite ausstrahlte. Der Spa-Bereich, der an den Abenden zum Entspannen einlud, tat sein Übriges, um die Balance zwischen Erlebnis und Erholung zu wahren. Besonders angenehm war die Möglichkeit, den Tag mit einem reichhaltigen Frühstück auf der Terrasse zu starten – selbst wenn das Frühstück ab 7:30 Uhr an den Rallyetagen eine sportliche Disziplin für sich war.

Kurzum: Das Schenna Resort war weit mehr als nur ein Ort zum Schlafen. Es war die Verlängerung der E-Rallye in den Alltag – durchdacht, freundlich, nachhaltig. Mit einem kleinen Wermutstropfen, der sich mit etwas gutem Willen sicher ausräumen ließe. Werden wir uns eventuell schon im kommenden Jahr davon überzeugen können.

Im Gespräch mit Stefan Kaserbacher

Elektromobilität trifft auf Südtiroler Lebensgefühl – und genau das macht Schenna e.motion so besonders. In diesem Video spreche ich, Sebastian Henßler, Herausgeber von Elektroauto-News, mit Stefan Kaserbacher, Geschäftsführer des Tourismusvereins Schenna und einer der kreativen Köpfe hinter diesem außergewöhnlichen Format.

Disclaimer: Wir wurden vom Tourismusverein Schenna zur Teilnahme an der Schenna e.motion eingeladen. Unsere Eindrücke und Bewertungen basieren auf persönlichen Erfahrungen und wurden unabhängig und ehrlich verfasst.

Der Beitrag Schenna e.motion: Zwischen Kurven, Kulinarik und Charakter erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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