
Erster Blick auf den DS N°4 – live in Rüsselsheim
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Bei der statischen Premiere im Werk Rüsselsheim präsentierte DS Automobiles den überarbeiteten DS N°4 zum Kennenlernen und Sitzprobe. Das Modell markiert nicht nur eine optische Weiterentwicklung, sondern auch einen strategischen Neuanfang für die französische Premiummarke innerhalb des Stellantis-Konzerns. Bisher als DS 4 bekannt, tritt das Kompaktmodell künftig unter dem Namen DS N°4 auf – ein Schritt, der bewusst an die neue Namenslogik der Marke anknüpft, wie sie mit dem Flaggschiff DS N°8 eingeführt wurde.
Der neue Auftritt ist klarer, kantiger und ausdrucksstärker. Mit geschärfter Designsprache, technischer Aufwertung und neuen Antriebsoptionen – darunter erstmals eine rein elektrische Variante namens E-Tense – zeigt DS, wohin die Reise geht: in Richtung eigenständiger, stilistisch klar positionierter Premiumanbieter. Das gezeigte E-Auto versteht sich nicht als reines Facelift, sondern als Bekenntnis zum französischen Luxusanspruch mit Pariser Handschrift – umgesetzt in Europa, für Europa. Dabei setzt die Marke auf eine Kombination aus hochwertigem Design, nachhaltigen Materialien, digitaler Vernetzung und europäischer Fertigung. „Wir wollen eine echte Alternative im Premiumsegment bieten – mit Charakter, Kultur und Komfort“, so die zentrale Botschaft von Christine Schulze Tergeist, Brand Country Director Deutschland für DS Automobiles, Alfa Romeo und Lancia, bei der Veranstaltung in Rüsselsheim.
Auftritt mit Leuchtkraft – Design als visuelle Botschaft
Schon im Stand signalisiert der neue DS N°4 seinen gestalterischen Anspruch. Die Frontpartie zeigt sich deutlich überarbeitet und wirkt nun breiter, klarer und selbstbewusster als beim Vorgängermodell. Zentraler Blickfang ist das neu entwickelte, horizontal ausgerichtete Lichtdesign: Ausgehend vom erstmals beleuchteten DS-Logo verlaufen filigran segmentierte LED-Streifen schräg zu den Fahrzeugflanken und fassen die Tagfahrlichter optisch ein. Die Lichtsignatur zieht sich wie ein visuelles Band durch das gesamte Fahrzeugdesign – ein Thema, das am Heck mit lasergravierten 3D-Rückleuchten im Schuppenmuster aufgegriffen und weitergeführt wird.
„Wir haben uns beim neuen DS N°4 vom Tagfahrlicht unseres Konzeptfahrzeugs DS E-Tense Performance inspirieren lassen“, erklärte Designchef Thierry Métroz am Rande der offiziellen Premiere im Mai 2025. „Die Kombination ergibt eine dramatische und unverwechselbare Lichtsignatur – sie soll Emotionen wecken, ohne plakativ zu sein.“ Besonders in der Dämmerung oder bei Nacht entfaltet die neue Lichtinszenierung ihre volle Wirkung. Das beleuchtete Markenlogo an der Front sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert – gerade im Rückspiegel anderer Fahrzeuge, so unsere Einschätzung. Dabei wirkt das Element nicht über inszeniert, sondern gezielt integriert: ein leuchtendes Statement, das Eleganz und moderne Präsenz miteinander verbindet.
Diese Balance ist typisch für den überarbeiteten Auftritt des DS N°4. Das Fahrzeug wirkt nicht nur frischer und moderner, sondern auch klarer in der Formensprache. Anders als viele Mitbewerber setzt DS nicht auf überzeichnete Proportionen, sondern auf subtile Linienführung, die durch hochwertige Lichttechnik akzentuiert wird. Die neu gestalteten Front- und Heckpartien schaffen ein stimmiges Gesamtbild – ein Design, das auffällt, aber nicht laut wird. Gefällt.
Einstieg in die elektrische Zukunft
Im Zentrum der statischen Premiere stand jene Variante, die den DS N°4 zukunftsfähig machen soll: die rein elektrische Version mit dem Namenszusatz E-Tense. Damit bietet DS erstmals für dieses Modell einen vollelektrischen Antrieb an – ein Schritt, der die strategische Ausrichtung der Marke unterstreicht, aber auch deren technologische Herkunft nicht ganz verbergen kann. Der E-Motor leistet 156 kW (213 PS) und stellt 343 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung. Als Energiespeicher dient eine Lithium-Ionen-Batterie mit 58,3 kWh Nettokapazität. Damit sind laut WLTP-Zyklus Reichweiten von bis zu 449 Kilometern möglich. Werte, die sich sehen lassen können – zumindest auf dem Papier. Im Alltag dürfte der Praxiswert je nach Fahrprofil, Temperatur und Nutzung der Komfortfunktionen darunterliegen.
Positiv zu vermerken: Die Ladezeit an Schnellladesäulen bleibt mit rund elf Minuten für 100 Kilometer durchaus im vertretbaren Rahmen – allerdings bei einem Maximalwert von lediglich 120 kW. In einem Segment, das sich zunehmend durch Ladeleistungen von 150 kW und mehr definiert, wirkt diese Zahl eher zurückhaltend. Gerade mit Blick auf das Preisniveau von über 45.000 Euro für die E-Tense-Variante stellt sich die Frage, ob DS hier nicht mutiger hätte agieren können. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Fahrleistung. Der DS N°4 E-Tense ist kein Stromer, der auf maximale Dynamik ausgelegt ist – und will das auch gar nicht sein. Dennoch bleibt ein leicht konservativer Eindruck zurück: Die Plattform, auf der der DS N°4 basiert, limitiert das technische Potenzial sichtbar. Beschleunigungswerte oder Ladegeschwindigkeit erreichen nicht das Niveau mancher Wettbewerber, die bereits auf 800-Volt-Technik oder sportlichere Setups setzen.
Dafür punktet der DS N°4 mit feiner Detailarbeit bei der Effizienz. Die Aerodynamik wurde spürbar optimiert, unter anderem durch die um zehn Millimeter tiefergelegte Karosserie bei der E-Tense-Version. Hinzu kommt eine dreistufige Rekuperation, die sich bequem per Schaltwippen hinter dem Lenkrad anpassen lässt – von sanftem Segeln bis hin zum One-Pedal-Feeling in der stärksten Stufe. Das schafft Spielraum für unterschiedliche Fahrgewohnheiten und unterstreicht den Komfortanspruch der Marke. Zumindest hat man uns dies beim Event vermittelt, ein Fahrtest steht noch aus.
Stilvoll, hochwertig und eigenständig unterwegs beim Interieur des DS N°4
Kaum ein Bereich macht die Markenidentität von DS so greifbar wie der Innenraum. Hier zeigt sich, dass französischer Premiumanspruch weit über technische Daten oder Materiallisten hinausgeht – er spiegelt sich im Detail, in der Inszenierung, in einer Formensprache, die eher an Haute Couture als an Mainstream-Automobilbau erinnert. Beim neuen DS N°4 wurde dieser Anspruch weiter geschärft – und das spürt man bereits beim ersten Platznehmen.
Die Ausstattungslinie Étoile, die bereits beim bisherigen DS 4 die mit Abstand beliebteste war, bleibt auch beim DS N°4 im Zentrum des Angebots. „Etwa 92 Prozent unserer Kund:innen haben sich bisher für die Étoile-Version entschieden“, erklärte Dorothea Knell, Head of PR der Stellantis Premium Brands, während der Premiere – in Bezug auf die Vorgänger-Version. „Das ist ein klares Votum für das, wofür DS steht – für französischen Stil, feine Materialien und einen eigenen Charakter.“
Und genau das findet sich auch im neuen Modell wieder. Alcantara®, Nappaleder im Uhrenarmband-Look, die DS-typischen „Clous de Paris“-Gravuren sowie farblich abgestimmte Dekoreinlagen sorgen für ein Ambiente, das sich vom Wettbewerb abhebt. Selbst in der Einstiegsvariante überzeugt der DS N°4 mit hoher Verarbeitungsqualität und durchdachtem Materialmix. Die haptische Qualität von Schaltern, Blenden und Polsterungen ist stimmig – nichts wirkt aufgesetzt, vieles scheint in Funktion und Form zu Ende gedacht.
Beim Probesitzen fällt auf: Die Vordersitze bieten nicht nur einen sehr guten Seitenhalt, sondern auch langstreckentauglichen Komfort – ein typisches Merkmal der Marke. Im Fond zeigt sich eine clevere Lösung: Die Aussparungen an den Rückenlehnen der Vordersitze sorgen für spürbar mehr Knieraum, auch wenn große Personen (über 1,85 Meter) bei der Kopffreiheit leicht an Grenzen stoßen. Angesichts der Fahrzeuggröße ein nachvollziehbarer Kompromiss. Der Kofferraum des E-Tense bietet mit 390 Litern Volumen ausreichend Platz für Alltag und Wochenendausflüge. Ein separates Unterfach für das Ladekabel ist vorhanden. Ein Frunk unter der Frontklappe fehlt hingegen – vermutlich auch deshalb, weil sich hier konstruktiv wenig Spielraum bietet – bedingt durch die Antriebsvielfalt bestehend aus Hybrid, Plug-in-Hybrid, reiner E-Variante und bald auch Diesel.
Ein besonderes Augenmerk verdient die Mittelkonsole, deren zentrales Gestaltungselement – das sogenannte „Schwert“ – nicht nur optisch, sondern auch funktional wirkt. Hier sind Luftausströmer, Bedienelemente und Zierelemente auf einer horizontalen Achse angeordnet, was das Cockpit aufgeräumt und elegant erscheinen lässt. Der Eindruck: visuell beruhigend und zugleich hochwertig inszeniert. Technologisch bietet der Stromer alles, was man in dieser Klasse erwarten darf – und ein kleines Ausrufezeichen obendrauf. Das neue 10,25-Zoll-Kombiinstrument ist gestochen scharf und kontrastreich. Ergänzt wird es durch den zentralen 10-Zoll-Touchscreen, der mit dem weiterentwickelten DS Iris System arbeitet. Eine Besonderheit: die Integration von ChatGPT, die über Spracheingabe Zugriff auf KI-basierte Informationen und Services bietet – ein Schritt, der auch zeigt, wie DS digitale Technik in eine stilistische Erzählung einbettet, anstatt sie als bloßes Feature zu präsentieren.
Produktion in Rüsselsheim: Premiumanspruch in präzisen Schritten
Die Produktion des neuen DS N°4 ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis gezielter Fertigungskompetenz am traditionsreichen Standort Rüsselsheim. Wie bereits der Vorgänger wird auch das neue Modell hier gebaut – allerdings nicht vollständig entlang der gesamten Wertschöpfungskette, sondern in klar abgegrenzten Teilbereichen, die den hohen Premiumanspruch der Marke unterstreichen. Vor Ort konnten wir uns den Karosseriebau (Bodyshop) sowie die Fertig- und Endmontage anschauen.
Dani Heyne | DS Automobiles – Michael Lehmann im Audit des Werk Rüsselsheim
Im Bodyshop übernehmen Roboterzellen die Verschweißung der Blechteile, die zuvor manuell eingelegt werden. Hier herrscht eine beeindruckende Choreografie aus Mensch und Maschine: Die „Rohkarosse“ entsteht in mehreren Stufen, wobei drei zentrale Qualitätsstationen permanent Maße, Spaltverläufe und mögliche Schäden kontrollieren. Michael Lehmann, SCA Manager am Standort, betont: „Auch wenn Roboter den Großteil der Arbeit übernehmen – ohne das menschliche Auge und manuelle Eingriffe wäre unser Qualitätsniveau nicht haltbar.“
Besonders eindrucksvoll ist der Moment der sogenannten „Hochzeit“ in der Fertig- und Endmontage – also dem präzisen Zusammenschluss von Karosserie und Antriebsmodul. „Der gesamte Vorgang ist in nur 80 Sekunden vollautomatisiert abgeschlossen – komplett ohne menschlichen Eingriff“, erklärt unser Werksführer vor Ort. Der Fokus liege jedoch nicht nur auf Effizienz, sondern vor allem auf Fehlervermeidung und Wiederholgenauigkeit. Jedes fertige Auto durchläuft im Anschluss ein zweistufiges Qualitätsaudit. Zunächst greifen Sensoren und KI-gestützte Systeme ein, danach folgt ein umfassender manueller Check durch speziell geschulte Mitarbeitende. Dabei wird nicht nur die Optik – wie Spaltmaße, Lack oder Sitze – überprüft, sondern auch die Software, Bedienlogik, Konnektivität und die Fahreigenschaften. Für die finale Freigabe wird jedes Fahrzeug – insbesondere in der Vorserie – bis zu 2000 Kilometer unter realen Bedingungen gefahren, um mögliche Schwachstellen frühzeitig zu erkennen.
Ein weiteres Detail, das oft übersehen wird, aber zum Gesamtbild beiträgt: Viele große Blechteile – darunter die Seitenwände und Motorhauben – stammen aus dem Presswerk direkt am Standort. Die dort eingesetzten Roboter wurden hausintern programmiert, was DS volle Kontrolle über Fertigungstoleranzen und Anpassungsprozesse verschafft. Für Schulze Tergeist ist genau das ein zentraler Punkt: „Wir fertigen für Europa in Europa. Das erlaubt uns kurze Wege, schnellere Reaktionszeiten und bessere Kontrolle über Qualität und Nachhaltigkeit.“ Gerade im Premiumsegment, so ihr Tenor, werde man nicht an globalen Standards gemessen, sondern an Erlebnis, Verarbeitung und Konsequenz im Detail.
Damit zeigt der Produktionsstandort Rüsselsheim, wie sich hochautomatisierte Industrieprozesse mit handwerklicher Präzision verbinden lassen – und warum DS auf diesen Ort auch beim Schritt in die elektrische Zukunft vertraut. Doch neben Technik und Fertigung spielt auch die strategische Weiterentwicklung der Marke eine zentrale Rolle.
Marke, Markt und Zielgruppe von DS Automobiles
DS Automobiles versteht sich nicht als technologische Submarke im Schatten anderer Stellantis-Marken, sondern als eigenständiger Akteur mit klarer gestalterischer Vision. Dabei schöpft die Marke bewusst aus ihren kulturellen Wurzeln: französische Eleganz, Pariser Stilbewusstsein, handwerkliche Finesse und ein Sinn für das Besondere. All das fließt in das Selbstverständnis von DS ein – und in jedes Modell. „Unsere Kunden sind Individualisten“, erklärt die Brand Country Director Deutschland Schulze Tergeist. „Es sind Menschen mit Anspruch – Architekten, Designer, Ärztinnen oder Agenturchefs – die nicht das Auto fahren wollen, das alle fahren. Sie schätzen Design, Materialien und die Geschichte dahinter.“ Diese Haltung spiegelt sich nicht nur im Design, sondern auch in der Markenansprache wider: DS zielt nicht auf Volumen, sondern auf Charakter und Differenzierung.
Dani Heyne | DS Automobiles – Sitzprobe im DS N°4 mit Christine Schulze Tergeist, Brand Country Director Deutschland
Trotz der bisherigen Nischenposition in Deutschland will man künftig stärker sichtbar werden. Neue Produkte wie der DS N°4 – mit seiner klaren Formensprache, neuen Namenslogik und erstmals vollelektrischen Variante – sollen das Profil der Marke weiter schärfen. „Es geht nicht um Masse, sondern um Passung“, betont sie. „Und mit dem DS N°4 haben wir ein Auto, das zeigt, wie elektrischer Premiumanspruch heute aussehen kann – und zwar jenseits des Mainstreams.“
Seit Anfang Juni ist der DS N°4 bestellbar. Der Einstiegspreis für den E-Tense liegt bei 45.900 Euro. Marktstart ist für den Herbst 2025 vorgesehen. Neben der vollelektrischen Variante werden auch ein Plug-in-Hybrid (225 PS) und ein Mild-Hybrid (145 PS) angeboten – allesamt gefertigt in Rüsselsheim, für Kund:innen in ganz Europa.
Disclaimer: DS Automobiles hat zum Kennenlernen des DS N°4 nach Rüsselsheim eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.
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