Wie das Konsumverhalten Unternehmen nachhaltiger macht
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Wenn Haushalte sich stärker an Umwelt- und Klimaschutz orientieren, hat das messbare Auswirkungen auf die Innovationsentscheidungen von Unternehmen. Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt: Entwickeln Verbraucherinnen und Verbraucher „grünere“ Einstellungen, also eine höhere Bereitschaft, umweltfreundliche Produkte zu kaufen, steigen bei Automobilherstellern die Forschungsinvestitionen im Bereich sauberer Technologien wie Elektro-, Hybrid- oder Wasserstoffantriebe. „Grüne Konsumpräferenzen sind eine bislang unterschätzte Stellschraube für mehr Klima- und Umweltschutz“, sagt Sonja Dobkowitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Makroökonomie im DIW Berlin, die die Studie erstellt hat.
Klimawandel und Umweltschutz sind Aspekte, die heutzutage zumindest ein Teil der Verbraucherinnen und Verbraucher bei Konsumentscheidungen mitbedenkt. Sie entscheiden also nicht nur, ob sie ein Produkt überhaupt kaufen und nutzen, sondern auch darüber, welche Umweltauswirkungen damit einhergehen. So haben beispielsweise Autokäufer:innen die Wahl zwischen emissionsarmen Elektroautos oder herkömmlichen Verbrennern.
Die Studie basiert auf Daten aus den USA für die Jahre 2006 bis 2019. Neben einem Index, der „grünere“ Einstellungen anhand von Google-Suchanfragen misst, sind in die Untersuchung auch Daten der US-Patent- und Handelsorganisation eingeflossen. So konnte der Effekt „grünerer“ Einstellungen von Verbraucher:innen auf das technologische Wissen in der Automobilindustrie anhand neuer Patentanmeldungen gemessen werden. Das Wissen im Bereich der sauberen Technologien nimmt demnach langfristig zu. Der Effekt ist dabei stärker als in einem Vergleichsszenario mit steigenden Benzinpreisen. Diese fördern saubere Technologien nur vorübergehend.
„Firmen beziehen die Einstellungen von Verbraucher:innen in ihre Innovationsentscheidungen ein. Das kann viel bewirken – die Politik sollte sich diese Erkenntnis bei Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen stärker zunutze machen“, empfiehlt Dobkowitz. Ein einfacher Ansatzpunkt wären beispielsweise transparentere Informationen darüber, welche Umweltwirkungen mit einem Produkt tatsächlich verbunden sind – nicht nur in der Produktion, sondern auch später in der Nutzung.
Im Allgemeinen gilt die Umrüstung auf elektro- oder wasserstoffbetriebene Fahrzeuge in vielen Ländern als ein wesentlicher Bestandteil der grünen Transformation und entsprechender politischer Bemühungen. Geebnet werden soll dieser Weg zum Beispiel durch Subventionen für den Kauf von Elektroautos, erhöhte Steuern auf fossile Brennstoffe oder das Verbot von nichtemissionsfreien Fahrzeugen Die Wirkungsweisen steuerpolitischer Instrumente in diesem Zusammenhang sind gut untersucht, nicht jedoch die Effekte einer intrinsisch motivierten „grüneren“ Nachfrage. Damit sind nichtmonetäre Motive gemeint, sich umweltfreundlich zu verhalten. Klima- und Umweltschutz stehen in diesem Sinne für einen Wert, dem sich Verbraucher beim Kauf entsprechend verhalten. Das kann sogar bedeuten, dass man für bestimmte Güter einen höheren Preis als in der umweltschädlicheren Variante zu zahlen bereit ist. Durch Standards für Transparenz über Emissionen und Umweltauswirkungen, die durch den Konsum und die Produktion eines Gutes entstehen, könne die Politik eine grünere Nachfrage ermöglichen und sogar fördern.
Umweltbewusstes Verhalten von Haushalten sollte gestärkt werden
Forschungsinvestitionen in emissionsfreie Technologien sind ein integraler Bestandteil der grünen Transformation. Das DIW zeigt auf, dass die Bereitschaft der Haushalte, beim Kauf von Produkten unabhängig von finanziellen Anreizen Umweltaspekte einzubeziehen, dazu einen Beitrag leisten kann. Am Beispiel der USA wird klar, dass Automobilhersteller auf eine solche „grünere“ Nachfrage reagieren, indem sie mehr Geld in die Forschung und Entwicklung emissionsarmer Technologien investieren. Im Vergleich mit einem Anstieg der Benzinpreise erhöhen „grünere“ Haushaltspräferenzen Investitionen in saubere Technologien langfristig deutlich stärker. Außerdem führen sie zu einer fundamentaleren Anpassung des Technologiemixes weg von emissionsreduzierenden zu emissionsfreien Technologien. Beide Aspekte deuten auf die Effektivität „grünerer“ Haushaltspräferenzen für eine grüne Transformation hin.
Die Politik sollte sich diese Wirkungskraft „grüner“ Haushaltspräferenzen zunutze machen und ein zusätzliches Augenmerk darauf legen, eine „grünere“ Nachfrage zu fördern. Ein Ansatzpunkt können Transparenzvorgaben zu Emissionen sein, die durch den Konsum und die Produktion eines Gutes entstehen. Gerade in fiskalpolitisch schwierigen Zeiten stellen Politikmaßnahmen, die auf Verhaltensänderungen abzielen, eine kostengünstige umweltpolitische Alternative dar.
Quelle: DIW – Pressemitteilung vom 03.06.2025
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