
DS-Chefin Schulze Tergeist über Stil, Strom und Strategie
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Seit über 100 Tagen verantwortet Christine Schulze Tergeist die Marken DS Automobiles, Alfa Romeo und Lancia als Brand Country Director Deutschland. Anlass für ein ausführliches Gespräch bot die statische Präsentation des neuen DS N°4 in Rüsselsheim – einem Modell, das für den Aufbruch der französischen Premium-Marke in eine neue Ära steht.
Im Interview spricht Schulze Tergeist über die Herausforderungen und Chancen im deutschen Markt, die Neuausrichtung von DS im Rahmen der Stellantis-Strategie, den wachsenden Fokus auf Elektromobilität – und darüber, warum Design, Technologie und Reiseerlebnis für DS untrennbar zusammengehören.
Dani Heyne | DS Automobiles – Sitzprobe im DS N°4
„Travelling is an art“ – DS-Deutschland-Chefin im Gespräch
Sebastian Henßler, Elektroauto-News: Frau Schulze Tergeist, Sie sind seit rund 100 Tagen in Ihrer neuen Position. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?
Christine Schulze Tergeist: Die ersten 100 Tage sind unglaublich schnell vergangen – was sicherlich auch daran liegt, dass ich mit sehr besonderen Marken arbeiten darf. DS Automobiles als Premium-Marke mit Wurzeln in Paris, großartigem Design und handwerklicher Exzellenz ist ebenso faszinierend wie Alfa Romeo mit seiner Performance-Orientierung und historischen Tiefe. Ich habe das Glück, Marken zu managen, die Menschen wirklich lieben. Und dieses Feuer spüre ich auch in meinem Team und bei unseren Händlern. Das ist mein großes Learning: Ich darf in einem Umfeld arbeiten, das von echter Begeisterung getragen wird.
Beim Thema Elektromobilität steht DS aktuell noch am Anfang. Wie wollen Sie den Absatz vollelektrischer Modelle steigern?
Der aktuelle Marktanteil bei E-Autos spiegelt unsere bisherige Produktpalette wider – bislang ist nur der DS 3 vollelektrisch erhältlich. In Deutschland haben wir im ersten Quartal 2025 aber insgesamt 70 Prozent mehr Zulassungen als im Vorjahr erreicht – über alle Antriebsarten hinweg. Das zeigt: Wir sind auf einem guten Weg. Mit dem neuen DS N°8, unserem vollelektrischen SUV-Coupé, und dem kommenden DS N°4, der ebenfalls als reine Elektrovariante erhältlich ist, weiten wir unser Angebot nun aus. Jedes neue Modell wird eine Elektroversion bieten – das ist unser klares Bekenntnis zur Elektromobilität.
Ursprünglich wollte DS ab 2025 nur noch E-Autos anbieten. Gilt dieser Plan noch?
Grundsätzlich halten an unserer Elektrostrategie fest – aber wir reagieren auch auf die Marktentwicklung. Deshalb setzen wir auf eine Multi-Energy-Strategie. Unsere Kund:innen können zwischen Hybrid-, Plug-in-Hybrid- und vollelektrischen Varianten wählen. Entscheidend ist, dass jedes Modell auch als vollelektrische Version erhältlich ist. Unser Flaggschiff, der DS N°8, ist sogar ausschließlich elektrisch. Er zeigt, wie wir Elektromobilität denken: kompromisslos in Design, Qualität und Anspruch – und das „Made in Europe“.
DS positioniert sich über Design, Pariser Stil und handwerkliche Exzellenz. Kommt das in Deutschland an?
Deutschland ist ein besonderer Markt – mit dem höchsten Premiumanteil in Europa und starken lokalen Marken. Das ist eine Herausforderung für jede ausländische Premiummarke, genauso wie für uns bei DS, aber auch eine große Chance. Unsere Herkunft aus Paris, unsere Verbindung zu Kunst, Kultur, Stil und Handwerkskunst machen uns einzigartig. Wir sehen in Studien und im Feedback unserer Kundschaft, dass diese Werte geschätzt werden. Die Herausforderung liegt vor allem darin, die Bekanntheit der Marke weiter zu steigern.
Wer gehört zur Zielgruppe von DS?
Unsere Kund:innen sind Individualisten mit Sinn für Stil und Qualität. Viele sind Selbstständige: Architekten, Ärzte, Agenturchefs, Designer – Menschen, die nicht ein Auto fahren möchten, das alle fahren. Sie möchten sich abheben und identifizieren sich stark mit der Marke. DS ist für sie mehr als ein Auto – es ist Teil ihres Lebensstils.
Wie grenzt sich DS innerhalb des Stellantis-Konzerns ab?
Für alle Premiummarken – DS Automobiles, Alfa Romeo und Lancia – gibt es eigene Teams und Strukturen, auch auf Konzern-Ebene. DS hat ein eigenes Designstudio in Paris, eigene Qualitätsstandards und eine klare Markenidentität. Auch wenn Plattformen gemeinsam genutzt werden, entwickeln wir eigenständig, von Technik über Design bis zur Ausstattung. Das Interieur, die Materialien, der Fahrkomfort – all das unterscheidet sich deutlich von anderen Konzernmarken.
Der DS N°4 basiert technisch auf der gleichen Plattform wie etwa der Opel Astra. Wie gelingt da die Differenzierung?
Wir haben nicht nur optisch, sondern auch technisch eine eigenständige Entwicklung umgesetzt. Das betrifft zum Beispiel die Fahrwerksabstimmung, die Materialien im Innenraum oder die Technologie. Auch werden in der Produktion strengere Qualitätsstandard angesetzt. DS steht für ein besonderes Reiseerlebnis: „Travelling is an art“ ist nicht nur ein Slogan, sondern unser Anspruch. Man spürt es, wenn man im Auto sitzt. Die Geräuschkulisse, die Sitze, die Verarbeitung – das ist Pariser Premium.
Stichwort Technologie: DS integriert als erste Stellantis-Marke ChatGPT. Wie verbessert das das Reiseerlebnis?
Ich nutze es selbst gerne – besonders mit Kindern ist das extrem hilfreich. Wenn auf Reisen Fragen zur Umgebung, Geschichte oder Natur aufkommen, liefert ChatGPT schnell passende Antworten. Man kann auch Geschichten erzählen lassen – das macht jede Fahrt angenehmer. Auch beruflich nutze ich die Funktionen, um mich auf Themen vorzubereiten oder Hintergrundinformationen zu Themen zu erfragen. Es geht uns darum, Reisen ganzheitlich zu denken und komfortabler zu machen –Technologie spielt dabei eine zentrale Rolle.
Mit dem Nummer Acht zeigt die Marke, wo es hingeht. Wird DS sich langfristig auf das Premium-Oberklassesegment konzentrieren?
Wir werden alle relevanten Segmente abdecken. Neben dem DS N°8 als Flaggschiff gibt es weiterhin den DS 3, den neuen DS N°4 und den DS 7. Es geht uns um eine strategische Marktabdeckung, nicht um einen Rückzug in ein Nischensegment. Der N°8 ist dabei ein wichtiger Imageträger, nicht zuletzt, weil er aktuell vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron gefahren wird. Übrigens war er so begeistert vom Auto, dass er sich ein weiteres Treffen mit den Designern und Schöpfern des N°8 gewünscht hat.
Der DS N°8 konkurriert mit Modellen von Audi, BMW oder Mercedes. Wie positionieren Sie sich hier?
Die Reichweite von 749 Kilometern ist in seinem Segment herausragend. Zudem bieten wir ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis: Für rund 75.000 Euro bekommt man ein hochwertig ausgestattetes, vollelektrisches Premiumfahrzeug – das ist selten. Noch seltener: Der neue N°8 wird vollzuständig in Europa gefertigt – inklusive Batterie und Motor! Hinzu kommen steuerliche Vorteile, die bei einer B2B-Ausrichtung von großem Nutzen sein können. Gerade für Geschäftskunden sehen wir hier viel Potenzial.
Der neue Nummer Vier startet bei gut 45.000 Euro als E-Variante. Wen möchten Sie damit erreichen?
Sowohl Geschäfts- als auch Privatkund:innen. Wir sehen, dass der DS N°4 sowohl für Menschen, die ihr Fahrzeug beruflich nutzen, als auch für jene, die es privat fahren, eine passende Wahl sein kann. Unser Anspruch ist es, auch im Kompaktsegment ein entspanntes Fahrerlebnis zu bieten – ein Aspekt, der für beide Zielgruppen relevant ist. Klar ist: Das Kompaktsegment bleibt äußerst gefragt. Entsprechend bieten wir attraktive Leasingmodelle für beide Kundengruppen an.
Produziert wird N°4 in Rüsselsheim – „in Europa für Europa“. Welche Rolle spielt das Thema Produktion für Sie?
Eine zentrale. Kurze Lieferketten, nachhaltige Materialien wie recyceltes Alcantara oder Hanf im Innenraum, aber auch ein besseres Verständnis für unsere Qualitätsansprüche sprechen klar für die Produktion in Europa. Und ja: Auch die kürzeren Lieferzeiten sind ein Vorteil. Wer jetzt bestellt, kann ab Herbst mit relativ kurzen Wartezeiten rechnen – etwa ein bis zwei Wochen nach Fertigstellung ist der Wagen beim Händler.
Frau Schulze Tergeist, vielen Dank für das Gespräch.
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