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Plan des VDA für „klimaneutrale Mobilität“ würde E-Auto-Hochlauf verzögern

Plan des VDA für „klimaneutrale Mobilität“ würde E-Auto-Hochlauf verzögern

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Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat im Vorfeld der geplanten Fortsetzung des Strategischen Dialogs über die Zukunft der europäischen Automobilindustrie in Brüssel einen 10-Punkte-Plan für klimaneutrale Mobilität vorgelegt. Das „klimaneutral“ allerdings sollte man in Anführungszeichen setzen, da der VDA unter anderem eine Aufweichung der CO₂-Ziele der EU – deren grober Pfad den Autoherstellern bereits seit 2009 bekannt ist – und einen Weiterverkauf von teilelektrifizierten Verbrennern über 2035 hinaus fordert. Beim Thema E-Fuels betreibt der VDA Greenwashing und preist sie als klimafreundlicher an, als sie es tatsächlich sind.

Zwar spricht der VDA zu Beginn einer aktuellen Mitteilung noch davon, dass die Politik in Brüssel und Berlin dafür sorgen sollte, die notwendigen Rahmenbedingungen für einen langfristigen und nachhaltigen Erfolg der Elektromobilität zu etablieren und die notwendige Flexibilisierung und Technologieoffenheit zur Erreichung der Klimaziele zu ermöglichen. Zudem betont VDA-Präsidentin Hildegard Müller, „die deutsche Automobilindustrie steht zu den Pariser Klimazielen und treibt die Transformation zu CO₂-neutralen Antrieben entschlossen mit Innovationen und Investitionen voran.“

Im Wesentlichen aber legt es der VDA darauf an, die Reviews der EU-Flottenregulierungen dafür missbrauchen zu wollen, die bereits verabschiedeten Klimaziele der EU wieder aufzuweichen und länger am Verbrenner festzuhalten. Statt eines entschlossenen Kurses auf die Batterie-elektrische Mobilität, die – und darin sind sich Wissenschaft und Forschung weltweit schon seit Jahren einig – der wirksamste Hebel ist, um die CO₂-Emissionen des Verkehrssektors maßgeblich zu senken, schiebt der VDA „neue Realitäten“ als Grund vor, den Hochlauf der E-Mobilität zu bremsen.

Die „Anstrengungen“ der deutschen Autoindustrie, so VDA-Präsidentin Müller, „reichen allein nicht aus, denn dem deutlichen Commitment der Autoindustrie stehen eine insgesamt schwache Nachfrage in Europa, unzureichende Rahmenbedingungen für den Erfolg der E-Mobilität, erhebliche geopolitische Veränderungen, ein reformbedürftiger Standort und ein maximal herausforderndes wettbewerbliches Umfeld gegenüber.“

Der 10-Punkte-Plan für eine „klimaneutrale“ Mobilität

Der VDA, das Sprachrohr der deutschen Autoindustrie, geht davon aus, dass die europäischen Klimaziele im Verkehr derzeit nicht zu erreichen seien. Und legt mit dem 10-Punkte-Plan einen strategischen Vorschlag für die Weiterentwicklung der bisherigen Regulierung vor, der Klimaschutz mit einer erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung verbinden soll. „Ziel ist es, die CO₂-Emissionen im Verkehr zu senken und zugleich den Industriestandort Deutschland und Europa in einer sich wandelnden Welt zu stärken sowie die Wettbewerbsfähigkeit der Automobilindustrie zu sichern“, erläutert Müller. „Was wir brauchen, ist ein regulatorischer Rahmen, der Investitionen in alle klimafreundlichen Technologien ermöglicht, industrielle Resilienz sichert und Innovationen freisetzt.“ Unkommentiert hier die Vorschläge des VDA:

Die Automobilindustrie steht zu den Pariser Klimazielen. Die CO₂-Flottenregulierungen sind nicht mit hinreichenden politischen Maßnahmen unterlegt und so nicht zu erfüllen. Wir setzen auf Anreize und gute Standortbedingungen statt auf neue Belastungen für Industrie und Verbraucherinnen und Verbraucher. Eine schnelle Verbesserung der Rahmenbedingungen wird entscheidend sein, damit Verbraucherinnen und Verbraucher so schnell wie möglich auf klimaneutrale Antriebe umsteigen können und auch wollen.
Die Nachfrage nach Elektromobilität als der wesentliche Beitrag bleibt bislang hinter den Erwartungen zurück. Daher sollten die Reviews der Flottenregulierungen für Pkw/ leichte Nutzfahrzeuge (LDV) sowie für schwere Nutzfahrzeuge (HDV) auf das Jahr 2025 vorgezogen und der Fortschritt regelmäßig politisch überprüft werden.
Für die Zielverschärfungen in 2030 und 2035 sollte eine Entlastung in Form eines zweijährigen Phase-In der Grenzwerte zur Anwendung kommen. In der Flottenregulierung für HDV sollte zudem die Höhe möglicher Strafzahlungen auf ein vergleichbares Maß wie für LDV reduziert werden.
Im besonderen Fokus der Rahmenbedingungen steht die Lade- und Wasserstoff-Tankinfrastruktur (LDV/HDV) mit der notwendigen Erhöhung des AFIR-Ambitionsniveaus, in Verbindung mit einem beschleunigten Netzausbau. Der Ausbau muss vorauslaufend und orientiert an den Zielen der CO₂-Gesetzgebung und des entsprechenden Fahrzeughochlaufs erfolgen.
Zudem ist die robuste Versorgung mit Rohstoffen und Vorprodukten von zentraler Bedeutung. Die EU-Kommission muss die europäischen und außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen dringend verbessern, mögliche Risiken analysieren und insbesondere das Netzwerk der Abkommen und Partnerschaften zügig ausbauen.
Stärkung der Technologieoffenheit durch eine stärkere Berücksichtigung der Rolle von Plug-in-Hybriden über 2035 hinaus und ein Aussetzen der geplanten Anpassung des Utility Factor (Gewichtungsfaktor, der den Anteil elektrischer Fahrten abbildet) ab 2025. Plug-in-Hybride mit großer elektrischer Reichweite sind als neue Fahrzeugkategorie zu definieren. Bis zu einem bestimmten Volumen der Flotte wären diese Fahrzeuge unabhängig von der Betankung als Nullemissionsfahrzeug nach 2035 zulassungsfähig.
Größerer Fokus auf erneuerbaren Kraftstoffen, indem deren durchschnittliche CO₂-Minderungswirkung in der LDV-Flottenregulierung berücksichtigt wird, da derzeit Emissionen von Verbrennungsmotoren unabhängig vom getankten Kraftstoff als 100 Prozent fossil betrachtet werden. Dies kann auch ein möglicher Mechanismus für HDV sein. Die EU-Kommission muss zudem gemäß Erwägungsgrund 11 umgehend einen technisch und am Markt umsetzbaren Rahmen entwickeln, damit auch Carbon Neutral Fuels Fahrzeuge unmittelbar als Null-Gramm-Fahrzeuge eingestuft werden. Der Blick muss zudem noch stärker auf den Fahrzeugbestand gerichtet werden, um die Klimaziele im Verkehr auch mit Hilfe erneuerbarer Kraftstoffe zu erreichen. Auf EU-Ebene muss dabei neben einer höheren THG-Quote in der RED III auch ein Post-2030-Zielpfad geschaffen werden.
In der Flottenregulierung für LDV ist eine Anpassung des Reduktionsziels auf -90 Prozent ab 2035 und eine Sicherstellung der notwendigen Rahmenbedingungen erforderlich. Die verbliebenen CO₂-Emissionen werden über ambitioniertere Ziele für den Anteil erneuerbarer Kraftstoffe in der RED kompensiert.
Elektromobilität muss in der Gesamtbilanz einen klaren Kostenvorteil bieten. Eine Reduzierung des Ladestrompreises durch mehr Wettbewerb und Technologie, sowie durch eine Senkung von Steuern und Abgaben, ist von zentraler Bedeutung. Dies gilt in gleichem Maße für die erneuerbaren Kraftstoffe, wie beispielsweise Wasserstoff. Anreizsysteme ohne marktverzerrende Preisschwellen leisten einen erfolgreichen Beitrag zum Hochlauf klimaneutraler Antriebe. Speziell bei Nutzfahrzeugen spielt eine langfristige Perspektive für die CO₂-bezogene Maut eine entscheidende Rolle.
Das Vertrauen in die Elektromobilität muss grundsätzlich gestärkt werden. Dazu gehört eine aktive Positivkommunikation Elektromobilität. Industrie und Politik müssen hierbei an einem Strang ziehen und gemeinsame Konzepte umsetzen. Es ist zudem zu prüfen, mit welchen Maßnahmen Verbraucherinnen und Verbraucher einen praktischen Vorteil durch Nutzung emissionsfreier Fahrzeuge im Straßenverkehr erhalten können. Dazu sind europäische Erfahrungen auszuwerten und in angepasster Form zu übertragen, wo es möglich und sinnvoll erscheint.

Angesichts der meisten vorherigen Punkte im VDA-Plan wirkt Punkt 10 am Ende geradezu absurd. Das Vertrauen in die E-Mobilität könnte am besten dadurch gestärkt werden, indem man anerkennt, dass der Verbrenner keine Zukunft mehr hat, und sowohl von Politik als auch der Autoindustrie schnellstmöglich aufs Abstellgleis geschoben werden sollte – anstatt sein Leben künstlich zu verlängern. Dann hätten Verbraucherinnen und Verbraucher die Sicherheit, mit einem E-Auto die richtige Wahl zu treffen. Was deutlich wertvoller und zielführender wäre, als den Hochlauf der E-Mobilität mit Scheinargumenten weiter zu verzögern.

„Ein Frontalangriff auf den europäischen Klimaschutz“

Transport & Environment hat den 10-Punkte-Plan des VDA im Detail auf seine möglichen Auswirkungen hin analysiert und kommt zu dem Ergebnis, dass der Absatz von E-Autos im Jahr 2035 dann nicht bei 100 Prozent, sondern zwischen 44 und 69 Prozent liegen könnte. Die Pläne des VDA könnten demnach zu 0,5 bis 1,4 Gigatonnen an vermeidbaren CO₂-Emissionen führen, wenn die EU den Forderungen der deutschen Autoindustrie nachgeben würde, wie die vorläufige Schnellanalyse von T&E zeigt. Das entspräche einem Anstieg von 12 bis 31 Prozent der Pkw-Emissionen in diesem Zeitraum.

Laut T&E ist der Plan des VDA kein seriöser Vorschlag, sondern ein Trick, um eine spätere Abschwächung der EU-Flottengrenzwerte als Kompromiss erscheinen zu lassen. Die EU-Kommission hatte auf Drängen der Autoindustrie bereits ihr Ziel für 2025 verschoben und steht nun unter Druck, das 2035-Gesetz früher als geplant zu überprüfen.

„Genau in dem Moment, wo die Zulassungszahlen bei E-Autos in ganz Europa nach oben gehen und Finanzminister Klingbeil Milliardensubventionen an die Hersteller verteilt, startet der VDA einen Frontalangriff auf den europäischen Klimaschutz“, kritisiert Sebastian Bock, Geschäftsführer T&E Deutschland. Die Maximalforderungen des mächtigsten deutschen Lobbyverbands seien „nicht nur Gift für das Klima, sie zementieren den Rückstand auf China und gefährden damit Tausende Jobs in Europa. Während deutsche Hersteller früher die unangefochtenen Technologieführer auf dem Weltmarkt waren, will der VDA die deutsche Autoindustrie heute mit den Ideen der Vergangenheit in die Zukunft führen. Statt konkurrenzfähige und bezahlbare Fahrzeuge zu entwickeln, konzentriert sich die Industrie auf das Verwässern der Flottengrenzwerte.“

„Es regnet derzeit Geschenke für die Automobilindustrie“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert den VDA ebenfalls scharf für seine „beispiellose Abkehr vom Klimaschutz“, die er in einem „Wunschzettel an die Bundesregierung“ vorgestellt hat, heißt es in einer aktuellen Mitteilung. „Die Forderungen des VDA sind ein Frontalangriff auf den Klimaschutz. Mit der geplanten Erhöhung der Pendlerpauschale und der erhöhten steuerlichen Förderung für Luxus-Dienstwagen regnet es derzeit Geschenke für die Automobilindustrie von der Bundesregierung“, kritisiert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Erst im Mai hatte die EU die CO2-Mindeststandards aufgeweicht und Strafzahlungen ausgesetzt. „Dadurch fühlt sich die Autoindustrie scheinbar ermutigt, die Axt an den Verbrenner-Ausstieg anzulegen. Die Forderung, auch nach 2035 noch Verbrenner neu zuzulassen, steht im Widerspruch zur dringend notwendigen Treibhausgaseinsparung im Verkehrssektor und gefährdet Deutschlands verfassungsrechtliche Pflicht zur Treibhausgasneutralität“, so Resch weiter. „Wenn die Bundesregierung sich darauf einlässt, beweist sie ihre Gleichgültigkeit für die Zukunft Millionen junger Menschen. Die Autoindustrie kann sich nicht aus ihrer Verantwortung stehlen – spätestens mit unseren Klimaklagen vor dem Bundesgerichtshof werden wir sie daran erinnern.“

Quelle: VDA – Pressemitteilung vom 06.06.2025 / T&E – Pressemitteilung vom 06.06.2025 / DUH – Pressemitteilung vom 06.06.2025

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