US-Zölle drosseln Lieferungen über den Seeweg deutlich
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Der Import von Autos über den Seeweg in die Vereinigten Staaten ist im Mai stark zurückgegangen, wie Automotive News berichtet. Grund dafür sind die von Donald Trump eingeführten Zölle auf ausländische Pkw. Laut Daten des Handelsspezialisten Descartes Datamyne sank das Volumen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 70 Prozent. Rund 9380 weniger 20-Fuß-Container mit Autos wurden demnach im Mai verschifft. Je nach Modell entspricht ein Container etwa einem einzelnen Auto. Dieser drastische Rückgang lässt darauf schließen, dass die Strafzölle konkrete Folgen für Entscheidungen der Hersteller haben.
Seit April gilt ein Aufschlag von 25 Prozent auf importierte Fahrzeuge. Diese Maßnahme scheint dazu geführt zu haben, dass viele Hersteller geplante Verschiffungen zunächst ausgesetzt haben. Beobachter gehen davon aus, dass man auf mögliche Änderungen oder eine Lockerung der Maßnahmen hofft. Jackson Wood, ein Handelsexperte bei Descartes Systems Group, sieht in den Zahlen klare Anzeichen dafür, dass viele Importeure derzeit abwarten. Man rechnet offenbar damit, dass sich die Bedingungen mittelfristig verbessern könnten.
Nicht alle Einfuhren sind betroffen. Die Statistik bezieht sich ausschließlich auf den Seeweg. Lieferungen über die kanadische oder mexikanische Grenze bleiben unberücksichtigt. Dennoch zeigt der Rückgang der Transporte aus Europa und Asien die aktuelle Unsicherheit vieler Hersteller.
Auch Autoteile wurden weniger importiert – allerdings in geringerem Umfang. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Menge um knapp 15 Prozent zurück. Anders sieht es bei bestimmten Karosserie-Komponenten aus. Hier verzeichnete man im Mai sogar einen Zuwachs von 18 Prozent.
Die Handelspolitik der US-Regierung ist weiterhin im Fluss. Die Administration hat inzwischen klargestellt, dass keine doppelten Zölle auf Aluminium, Stahl und Autos fällig werden. Auch Erstattungen für bestimmte Teileimporte werden derzeit geprüft. Gleichzeitig wird an einer neuen Struktur für länderspezifische Zollsätze gearbeitet. Einzelne Vereinbarungen wurden bereits getroffen. Mit dem Vereinigten Königreich wurde ein Deal geschlossen, der britischen Herstellern eine Exportquote von bis zu 100.000 Autos zu einem reduzierten Zollsatz von 10 Prozent erlaubt.
Hersteller warten auf klare Regelungen zu den Zöllen
Offene Fragen bestehen dennoch. Viele Hersteller warten auf klare Regelungen, insbesondere zur Rückerstattung gezahlter Zölle bei Teilen, die in amerikanischen Werken verbaut werden. Inzwischen schlagen sich die Zölle auch in den Preisen nieder. Obwohl Autohändler noch auf Lagerbestände zurückgreifen, die vor der Einführung der Zölle importiert wurden, zeigen sich erste Anstiege. Im April lagen die durchschnittlichen Preise laut der US-Notenbank leicht über dem Vorjahresniveau.
Asiatische und europäische Marken geraten stärker unter Druck. Wer auf Verschiffung angewiesen ist, zahlt meist mehr als Wettbewerber mit lokaler Produktion. Hersteller wie Ford, General Motors oder Stellantis können flexibler reagieren. Sie verfügen über Produktionskapazitäten in Nordamerika, was ihnen Vorteile verschafft.
Laut Analyst Steve Man von Bloomberg Intelligence sind diese Konzerne besser aufgestellt als viele europäische Anbieter. Das erschwert es ausländischen Marken, ihre Position auf dem US-Markt zu halten oder auszubauen. Die aktuelle Entwicklung macht deutlich, dass Zollpolitik direkten Einfluss auf globale Lieferketten nimmt – und dass Hersteller genau abwägen, wann und wohin sie ihre Autos verschiffen.
Quelle: Automotive News – Tariff impacts begin as vehicle shipping volume drops by more than 70%
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