Analyse: Öffentliche Ladesäulen oft teurer als Tanken
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Wer unterwegs Strom laden will, muss dafür oft tief in die Tasche greifen. Bei durchschnittlich 20 Kilowattstunden Stromverbrauch für 100 Kilometer Fahrt fallen an öffentlichen AC-Ladepunkten aktuell rund 10,45 Euro an. Beim Schnellladen (DC) liegt der Durchschnittspreis sogar bei 12,06 Euro für dieselbe Strecke. Das entspricht 0,60 Euro pro Kilowattstunde und damit einem merklich höheren Preisniveau.
Die aktuellen Zahlen stammen aus einer Analyse von LichtBlick in Zusammenarbeit mit Statista. Sie bestätigen einen Trend: Das Laden unterwegs ist für viele E-Auto-Nutzer mittlerweile teurer als Benzin. Im Vergleich lag der Preis für sechs Liter Super E10 im März 2025 bei 10,21 Euro – ein durchschnittlicher Wert für 100 Kilometer mit einem Verbrenner.
Aktuelles Preisniveau gefährde Akzeptanz der E-Mobilität
Diese Entwicklung sorgt für Kritik. Laut Markus Adam, Chefjurist bei LichtBlick, gefährdet das aktuelle Preisniveau die Akzeptanz der Elektromobilität. Die Sorge: Wenn das Laden auf Reisen dauerhaft mehr kostet als das Tanken, verliert der Umstieg auf Strom an Attraktivität – und das bremst die Mobilitätswende. Hinter den hohen Preisen stehen lokale Strukturen. Öffentliche Ladesäulen werden meist von nur einem Betreiber pro Standort betrieben. Das ist ökonomisch sinnvoll, weil sich mehrere konkurrierende Säulen an einem Ort nicht rechnen würden. Doch diese Situation führt dazu, dass kaum Konkurrenz auf dem Strommarkt entsteht. In der Regel handelt es sich bei den Betreibern um kommunale Energieversorger oder Netzbetreiber. Neue Anbieter haben es schwer, sich durchzusetzen.
Wer an diesen Ladepunkten Strom beziehen will, hat oft nur wenige Optionen. Die Betreiber legen die Preise fest – nicht nur für ihre Kundschaft, sondern auch für andere Anbieter, die ihren Strom über dieselbe Infrastruktur anbieten möchten. Diese Drittanbieter zahlen teils deutlich mehr: Laut Angaben können die Nutzungskosten für sie bis zu 194 Prozent über denen der Hauskunden liegen.
Zudem ist der Zugang zur Ladeinfrastruktur nach wie vor kompliziert. Unterschiedliche Zugangssysteme, Abrechnungsmodelle und Zahlungsoptionen sorgen für Verwirrung. Wer spontan laden möchte, muss je nach Anbieter-App, Karte oder Bezahlsystem nutzen – ein einheitlicher Standard fehlt. Das erschwert die Nutzung im Alltag erheblich.
Auch auf Seiten der Drittanbieter ist die Lage problematisch. Eigene Ladepunkte zu errichten ist kaum möglich. Deshalb greifen sie meist auf Roaming zurück: Ihre Kund:innen erhalten so Zugriff auf fremde Ladesäulen. Doch dieses Modell bringt zusätzliche Kosten mit sich. Neben dem regulären Stromtarif fällt ein weiteres Entgelt an, das den Gesamtpreis in die Höhe treibt. Echter Wettbewerb entsteht dadurch nicht.
Ad-hoc-Laden verteuert kWh-Kosten deutlich
Spontanes Laden ohne Vertrag – sogenanntes Ad-hoc-Laden – klingt auf dem Papier nach Freiheit, ist in der Praxis aber oft teurer. Die Preise liegen hier in stark konzentrierten Regionen rund 20 Cent pro Kilowattstunde über jenen von Vertragstarifen. Die Monopolkommission wies im neunten Sektorgutachten Energie darauf hin, dass Kund:innen dadurch benachteiligt werden. Intransparente Kosten, fehlende Angaben zur Stromqualität und uneinheitliche Preisgestaltung machen das spontane Laden unattraktiv.
Ein Lösungsansatz liegt im sogenannten Durchleitungsmodell. Dieses Konzept sieht vor, dass alle Stromanbieter ihren Strom an jeder Ladesäule einspeisen dürfen. Der Betreiber der Säule erhält im Gegenzug ein festgelegtes Nutzungsentgelt. Dieses soll die Kosten für Bau, Wartung und Betrieb abdecken – inklusive einer fairen Verzinsung. Die Preisgestaltung für den Strom übernimmt dann nicht mehr der lokale Betreiber, sondern der Markt. Anbieter könnten ihre Tarife frei kalkulieren und den Strom an Ort und Stelle liefern. Überzogene Preise wären schwerer durchsetzbar, weil Nutzer:innen problemlos zu günstigeren Anbietern wechseln könnten.
Für Fahrer:innen bringt das Modell einige Vorteile. Sie könnten mit einem Anbieter ihrer Wahl abrechnen – unabhängig davon, wo sie laden. Statt vieler Einzelrechnungen gäbe es eine zentrale Abrechnung. Auch die Transparenz würde steigen: Preise und Stromquellen wären klar ersichtlich, ein Vergleich leicht möglich. Technisch ist die Umsetzung bereits machbar. Laut LichtBlick eMobility und dem Start-up decarbon1ze läuft das Modell bereits im Regelbetrieb – ein Beweis dafür, dass es nicht bei der Theorie bleiben muss.
Quelle: Lichtblick – Ladesäulencheck 2025 per Mail
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