BYD drosselt Produktion trotz Millionenverkäufen
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Der chinesische Elektroautohersteller BYD hat in den vergangenen Monaten spürbar auf die Bremse getreten. An mehreren Standorten wurde die Produktion zurückgefahren, zum Teil um ein Drittel. Nachtarbeit entfällt, geplante Erweiterungen neuer Fertigungslinien bleiben aus. Diese Maßnahmen betreffen mindestens vier der sieben Autowerke des Unternehmens in China, wie Reuters berichtet. Die Gründe dafür liegen demnach in gestiegenen Lagerbeständen und nicht erreichten Verkaufszielen.
Im Jahr 2024 setzte BYD rund 4,27 Millionen Autos ab – überwiegend im chinesischen Heimatmarkt. Für 2025 hatte das Unternehmen ursprünglich ein Wachstum auf 5,5 Millionen Einheiten angestrebt, was einer Steigerung um knapp 30 Prozent entspricht. Doch dieses Ziel gerät zunehmend in Gefahr. In den Monaten April und Mai legte die Produktion im Vergleich zum Vorjahr nur um 13 beziehungsweise 0,2 Prozent zu. Das ist der geringste Zuwachs seit Februar, als das chinesische Neujahrsfest die Fertigung kurzfristig stilllegte. Noch deutlicher fällt der Rückgang im Vergleich zum Vorquartal aus: Die durchschnittliche Produktionsmenge in April und Mai lag 29 Prozent unter dem Niveau des vierten Quartals 2024.
Der Druck auf BYD kommt auch durch die aggressive Preispolitik. Zuletzt hatte der Hersteller den Einstiegspreis für sein günstigstes Modell auf rund 55.800 Yuan – umgerechnet etwa 7480 Euro – gesenkt. Dies führte zu Reaktionen der Konkurrenz und einem allgemeinen Kursverfall chinesischer Autokonzerne an der Börse.
Hoher Lagerbestände führen zu notwendiger Produktionskürzung
Ein zentraler Faktor für die aktuelle Zurückhaltung ist der hohe Lagerbestand. Eine Händlerumfrage vom Mai ergab, dass BYD-Filialen im Durchschnitt einen Bestand von 3,21 Monaten führen – mehr als doppelt so viel wie der Branchendurchschnitt von 1,38 Monaten. In der Provinz Shandong musste ein großer BYD-Händler den Betrieb einstellen. Mehr als 20 Standorte standen leer oder waren bereits geschlossen. Diese Entwicklung deutet auf eine Marktüberhitzung hin.
Angesichts der vollen Lager hat der Verband der chinesischen Autohändler Anfang Juni die Hersteller dazu aufgerufen, ihre Produktionsziele realistisch an den tatsächlichen Absatz anzupassen. Außerdem forderte man eine Begrenzung der Auslieferungen an die Händler, um deren wirtschaftliche Belastung zu reduzieren. Die anhaltende Rabattschlacht belastet sowohl Hersteller als auch Zulieferer und Händler. Das wirkt sich negativ auf die Liquidität und die Gewinnmargen der gesamten Branche aus.
Händler fordern deshalb auch schnellere Rückzahlungen von sogenannten Cashback-Initiativen. Sie erwarten, dass diese Prämien innerhalb von 30 Tagen beglichen werden. Nur so lasse sich der finanzielle Druck etwas abfedern. Parallel dazu hat die chinesische Regulierungsbehörde in den vergangenen Monaten begonnen, die Preiskämpfe innerhalb der Branche stärker zu kontrollieren. Ziel ist es, eine weitere Eskalation zu verhindern.
BYD äußert sich nicht zur aktuellen Lage
BYD selbst hat sich bisher nicht öffentlich zu den Kürzungen geäußert. Insider berichten jedoch, dass die Maßnahmen sowohl zur Kosteneinsparung als auch als Reaktion auf enttäuschende Verkaufszahlen eingeführt wurden. Wie lange die Einschränkungen andauern werden, ist derzeit unklar. Während der heimische Markt an Dynamik verliert, verstärkt BYD seine Aktivitäten im Ausland. Damit versucht der Konzern, den stagnierenden Absatz in China zumindest teilweise zu kompensieren. Internationale Märkte könnten sich langfristig als entscheidend für das weitere Wachstum erweisen.
Die aktuelle Lage zeigt: Auch für einen Branchenführer wie BYD ist kontinuierliches Wachstum keine Selbstverständlichkeit. Trotz massiver Investitionen und rasantem Aufstieg innerhalb weniger Jahre stößt das Unternehmen nun auf Grenzen. Preisnachlässe allein reichen nicht aus, wenn gleichzeitig die Nachfrage zurückgeht und Händler auf ihren Beständen sitzen bleiben.
Quelle: Reuters – Exclusive: BYD slows production, delays capacity expansion at China factories, sources say
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