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Markus Schäfer, Mercedes: Politik muss jetzt liefern

Markus Schäfer, Mercedes: Politik muss jetzt liefern

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Im Interview mit Press-Inform spricht Markus Schäfer, Entwicklungs- und Einkaufsvorstand bei Mercedes-Benz, offen über die Herausforderungen und Strategien des Unternehmens auf dem Weg in die elektrische Zukunft. Besonders deutlich wird sein Appell für eine koordinierte industriepolitische Strategie in Europa. Für Schäfer ist klar: Ohne eine eigenständige europäische Batterieindustrie wird der Kontinent langfristig ins Hintertreffen geraten. „Wir brauchen eine europäische Batterieindustrie. Das bedeutet eine europäische Zellfertigung und abgesicherte Rohstoffe“, sagt er.

Europa müsse sich aus der Abhängigkeit von Importen befreien und stattdessen eigene Raffinerien aufbauen, alternative Materialien erforschen und bestehende Rohstoffvorkommen, etwa in Serbien, gezielt erschließen. Die zunehmende Nachfrage nach Batteriematerialien werde in Zukunft zu Verknappungen und Preissteigerungen führen – wer hier keine Vorkehrungen treffe, setze sich unnötigen Risiken aus. Die Pleite des schwedischen Batterieherstellers Northvolt wertet Schäfer als symptomatisch für die Schwierigkeit, erfolgreich eine industrielle Zellproduktion in Europa aufzubauen.

Viele der einst angekündigten Projekte seien gescheitert. Mercedes engagiert sich selbst mit dem Gemeinschaftsunternehmen ACC – zusammen mit Stellantis und TotalEnergies – in einer Zellfabrik in Frankreich, ähnliche Fabriken wie in Kaiserslautern allerdings wurden auf Eis gelegt. Schäfer warnt daher: „Die dafür nötige Anlagentechnik ist in Europa kaum vorhanden. Zudem ist Fertigungs-Know-how unabdingbar, um diese Prozesse zu perfektionieren.“

Auch in technischer Hinsicht treibt Mercedes den Wandel voran. Mit dem Concept AMG GT XX zeigt die Marke, wie sie sich die Zukunft der Performance-Elektromobilität vorstellt. Das Fahrzeug basiert auf der neuen AMG.EA-Plattform und soll sowohl in puncto Effizienz als auch Performance neue Maßstäbe setzen. Schäfer zieht eine Parallele zum Vision EQXX, bei dem bereits viele Komponenten wie Antrieb, Batterie oder Infotainment in die Serie übernommen wurden. Ähnliches ist auch für den Concept AMG GT XX geplant: „Wir werden den Axialfluss-Motor-Antrieb und die Batterietechnologie in die Serie übertragen. Auch die Außenkommunikation durch die einzelnen Panels wird kommen“, erklärt er. Solche Studien sollen nicht nur Innovationsgeber sein, sondern auch das Image von Mercedes als technologisch führende Marke im elektrischen Zeitalter festigen.

Das Laden soll so einfach und schnell werden wie das Tanken

Ein zentraler Baustein für den Erfolg der Elektromobilität ist laut Schäfer die Ladeinfrastruktur. Mercedes verfolgt weiterhin das Ziel, das Laden so einfach und schnell wie das Tanken zu gestalten. Ladeleistungen von über 300 Kilowatt seien inzwischen realitätsnah, wie er aus eigener Erfahrung berichtet. Schäfer glaubt aber nicht, dass bei dieser Leistung Schluss sein wird. „Die Entwicklung wird weitergehen. Das sieht man bereits in China“, so der Vorstand. Für schwere Nutzfahrzeuge seien Ladeleistungen jenseits der 400 Kilowatt ohnehin notwendig. Gleichzeitig betont er, dass eine hohe Ladeleistung nicht nur an einzelnen Punkten verfügbar sein müsse, sondern über den gesamten Ladebereich – zwischen zehn und 80 Prozent Batteriestand – gehalten werden solle.

Die politischen Rahmenbedingungen sieht Schäfer als entscheidenden Faktor für den Erfolg der Elektromobilität in Europa. Der jüngst vorgestellte Acht-Punkte-Plan der Bundesregierung sei ein Schritt in die richtige Richtung, müsse aber auch konsequent umgesetzt werden. Besonders beim Ausbau des Schnellladenetzes sieht er Handlungsbedarf. „Ein verlässliches Umfeld ist elementar – sowohl für Käufer als auch für die Zulieferer der Automobilindustrie“, betont Schäfer. Nur wenn ein nachhaltiges Ökosystem geschaffen werde, könne der Wandel gelingen. Dazu gehöre nicht nur ein dichtes Netz an Ladepunkten, sondern auch die Absicherung der Lieferketten, die Forschung an alternativen Materialien und der Aufbau von Fertigungskompetenz innerhalb Europas. Für ihn steht fest: „Nur eine konzertierte Interaktion von unterschiedlichen Stakeholdern kann am Ende zum Erfolg führen.“

Auch beim autonomen Fahren will Mercedes weiter Maßstäbe setzen. Der Konzern ist nach wie vor der einzige Hersteller, der ein zugelassenes Level-3-System sowohl in Europa als auch in den USA im Angebot hat. In Shanghai wurde kürzlich mit dem Drive Assist Pro ein neues Punkt-zu-Punkt-System vorgestellt. Seit August 2024 sammelt Mercedes zudem in Peking mit speziell ausgerüsteten S-Klassen Daten für ein künftiges Level-4-System. Wann dieses serienreif sein wird, ist laut Schäfer schwer vorherzusagen. Er geht aber davon aus, dass es „eher früher als später“ so weit sein könnte – vorausgesetzt, die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden geschaffen. Momentan gebe es für Level 3 nur in wenigen Ländern klare Regularien, für Level 4 fehlen diese noch fast vollständig. Die Regulierung sei ein zentraler Engpass bei der Einführung solcher Systeme.

Das Ziel ist klar elektrisch

Auf die Frage, ob Mercedes sich mit seiner Mischarchitektur MMA zwischen den Technologien verliere, antwortet Schäfer mit einem klaren Nein. Die Plattform sei ursprünglich als reine Elektroarchitektur konzipiert worden, lasse aber auch den Einbau eines querliegenden Vierzylinder-Mildhybrids zu – ohne Kompromisse beim Packaging. In höheren Segmenten wie der E-Klasse hingegen werde konsequent getrennt: Hier entstehen entweder rein elektrische Fahrzeuge oder solche mit Verbrennungsmotor, aber keine Mischlösungen. „Wir entwickeln ein kompromissloses Elektroauto und ein ebenso kompromissloses mit einem Verbrennungsmotor“, erklärt Schäfer.

Ob Mercedes tatsächlich bis in die 2040er-Jahre hinein Verbrenner bauen wird, will er nicht prognostizieren: „Das wäre ein Blick in die Glaskugel.“ Zwar sei das Ziel klar elektrisch, aber es gebe nach wie vor eine Nachfrage nach Verbrennern. Mercedes wolle den Übergang gemeinsam mit seinen Kund:innen gestalten – mit emotionalen Elektroautos wie dem Concept AMG GT XX, aber auch mit Mildhybriden und Plug-in-Hybriden. Wichtig sei, die Menschen nicht zu überfordern, sondern ihnen technologisch überzeugende und attraktive Optionen zu bieten, um den Wandel aktiv mitzugestalten.

Der Beitrag Markus Schäfer, Mercedes: Politik muss jetzt liefern erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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