Industrie: Mexiko bleibt wichtiger Standort trotz US-Zöllen
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Mexiko spielt eine zentrale Rolle in der nordamerikanischen Autoindustrie – und das dürfte trotz neuer US-Zölle auch so bleiben. Zwar machen zusätzliche Einfuhrabgaben Lieferungen in die Vereinigten Staaten teurer, doch das Land bietet weiterhin entscheidende Vorteile für Autobauer und Zulieferer. Eine aktuelle Analyse zeigt: Die Nähe zum US-Markt, eine stabile Regulierung sowie gut ausgebildete Fachkräfte sichern Mexikos Position langfristig, wie Automotive News berichtet.
Das Beratungsunternehmen Roland Berger hat demnach berechnet, dass neue Automodelle trotz Zöllen in Mexiko günstiger produziert werden können als in den USA. Die gesamte Lieferkette vieler Hersteller sei auf den Standort ausgerichtet, betont Stephan Keese, Senior Partner bei Roland Berger. Seit Jahren nutzen Unternehmen das Land für arbeitsintensive Produktion. Mit der Zeit kamen hochautomatisierte Prozesse und Entwicklungszentren hinzu. Investitionen in Bildung und Infrastruktur haben diese Entwicklung unterstützt.
Trotz der von der US-Regierung unter Trump eingeführten Importzölle in Höhe von 25 Prozent auf Autos und später auch auf Autoteile, bleibt der Warenaustausch zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten stabil. Grund dafür sind Ausnahmeregeln im Handelsabkommen USMCA. Autos und Teile, die bestimmten Ursprungsregeln entsprechen, sind ganz oder teilweise von den Abgaben befreit. Das verschafft Mexiko im Vergleich zu anderen Exportnationen einen klaren Vorteil, wie Wirtschaftsminister Marcelo Ebrard betonte.
Doch nicht nur Handelsabkommen sichern Mexikos Bedeutung. Die Lohnkosten sind ein wesentlicher Faktor. Während die Produktionskosten pro Auto in Mexiko im vergangenen Jahr bei etwa 293 Euro lagen, waren es in Kanada rund 929 Euro und in den USA sogar 1287 Euro. Diese Differenz hat dazu geführt, dass sich Hersteller verstärkt in Mexiko angesiedelt haben. Neben geringeren Löhnen sind die Verfügbarkeit von Fachkräften und geringere Fluktuation weitere Pluspunkte. Viele Unternehmen finden dort leichter qualifiziertes Personal – ob für Ingenieursposten oder als Schichtleiter in den Werken.
Miese Stimmung zwischen USA und China lässt Mexiko interessanter werden
Der Trend könnte sich weiter verstärken. Der wachsende wirtschaftliche Abstand zwischen den USA und China lenkt den Blick internationaler Unternehmen zunehmend auf alternative Produktionsstandorte. Mexiko gehört dabei zu den Ländern, die davon profitieren könnten. Laut einer Untersuchung der Bank of America vom 5. Juni wird der Großteil der Produktionsverlagerung nicht in die Vereinigten Staaten erfolgen, sondern nach Südostasien und Mexiko.
Auch wenn einige Firmen Teile ihrer Fertigung zurück in die USA holen, sollen die höheren Kosten vor Ort durch stärkere Automatisierung ausgeglichen werden. Dabei bleibt Nordamerika für viele Autobauer ein zusammenhängender Markt. Die drei Länder – USA, Kanada und Mexiko – übernehmen unterschiedliche Funktionen, arbeiten aber eng zusammen. Große Zulieferer wie Bosch oder ZF unterstützen diesen regionalen Ansatz. Paul Thomas, Präsident von Bosch in Amerika, verweist auf die klare Regelung durch das USMCA. Für ZF wiederum steht bei Investitionsentscheidungen die Abwägung von Kosten und Nutzen im Vordergrund.
Neue Zölle allein führen nicht zu einer Umkehr. Der Aufbau von Industrie in den USA werde nur durch gezielte Fördermaßnahmen gelingen, sagt Stephan Keese. Protektionismus reiche nicht aus. Ohne Mexiko sei eine Reindustrialisierung der Vereinigten Staaten kaum realistisch. Das Land bleibt damit ein unverzichtbarer Teil der Lieferkette für nordamerikanische Autobauer – auch in einem schwierigen politischen Umfeld.
Quelle: Automotive News – Why U.S. tariffs are unlikely to slow Mexico’s high-tech auto ascent
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