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Milence: Ladeinfrastruktur für Lkw muss anders sein

Milence: Ladeinfrastruktur für Lkw muss anders sein

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In der aktuellen Elektroauto-News-Podcast-Folge hatte ich Tobias Prenzel zu Gast – Head of Business Development & Partnerships bei Milence. Tobias war zuvor unter anderem bei Ionity tätig und bringt rund acht Jahre Erfahrung in der E-Mobilität mit. Seit zwei Jahren widmet er sich nun dem elektrischen Schwerlastverkehr und verantwortet bei Milence die Geschäftsentwicklung und Partnerschaften. Mit ihm habe ich über die Herausforderungen, Strategien und konkreten Fortschritte beim Aufbau eines europaweiten Schnellladenetzwerks für elektrische Lkw gesprochen.

Milence ist kein gewöhnlicher Ladeanbieter. Das Unternehmen wurde unter anderem von den drei großen Nutzfahrzeugherstellern Daimler Truck, Volvo Group (Volvo Trucks, Renault Trucks) und Traton Group (MAN, Scania) gegründet. Ziel ist es, die dringend benötigte Ladeinfrastruktur für elektrische Lkw zu schaffen – unabhängig, verlässlich und skalierbar. Tobias macht direkt klar: „Ein eigenes Netzwerk ist zwingend notwendig. Bestehende Pkw-Ladeinfrastruktur ist nicht für Lkw geeignet – weder von der Bauweise noch von der Kapazität her.“

Aktuell betreibt Milence 20 Ladehubs in sieben Ländern mit über 150 Ladepunkten. Ein Leuchtturmprojekt ist der Standort im Hafen von Antwerpen mit 20 CCS- und zwei MCS-Ladesäulen – laut Tobias „einer der größten Ladehubs für Lkw in Europa“. Bis Ende 2025 soll das Netz auf 40 Ladehubs anwachsen. In Deutschland wird in den kommenden Wochen stark expandiert: von aktuell zwei auf acht Standorte, vor allem im Osten, im Rhein-Ruhr-Gebiet und in Richtung Südwesten. Langfristiges Ziel: 100 Ladehubs bis 2027, überall dort, wo der Bedarf entsteht. „Wir skalieren nach Nachfrage – auch ein kleiner Hub kann später aufgestockt werden“, so Tobias. Technologisch setzt Milence heute auf den bewährten CCS-Standard mit bis zu 400 kW Ladeleistung. MCS (Megawatt Charging System) wird aber zunehmend mitgedacht – und zum Teil bereits verbaut. „MCS ist ein Kern unserer Strategie“, betont Tobias. Ziel ist es, der Industrie den Weg zu ebnen und Ladeinfrastruktur verfügbar zu machen, bevor die entsprechenden Fahrzeuge in großen Stückzahlen auf die Straße kommen.

Milence | Milence Hermsdorfer Kreuz

Ein großes Thema im Hintergrund: Netzanschlusskapazitäten. Ladehubs benötigen bis zu zehn Megawatt Anschlussleistung – eine Herausforderung, vor allem in Regionen mit begrenzter Netzverfügbarkeit. Besonders in den Niederlanden gebe es Regionen, wo Netzanschlüsse erst in fünf bis zehn Jahren möglich seien. In Deutschland und Frankreich sei die Lage etwas entspannter, dennoch bleiben Genehmigungsprozesse und die Sicherstellung der Netzverfügbarkeit zentrale Herausforderungen. In einzelnen Fällen hilft Milence mit Batteriespeichern aus, um kurzfristig Engpässe zu überbrücken – wie am ersten Standort in Venlo.

Auch bei der Standortwahl setzt Milence klare Prioritäten: maximal fünf Minuten Fahrzeit von der Autobahnausfahrt, möglichst an oder in der Nähe von Autohöfen. „Effizienz ist für unsere Kunden entscheidend“, sagt Tobias. Wo keine Infrastruktur vorhanden ist, sorgt Milence selbst für grundlegende Aufenthaltsqualität – mit Toiletten, Duschen, Sicherheitskonzepten und in manchen Fällen auch eigenen Ruhezonen. „Sicherheit ist für uns ein zentraler Aspekt – für Fahrer:innen und das Ladegut.“

Beim Thema Preisgestaltung bleibt Milence transparent: Der aktuelle Tarif liegt bei 39,9 Cent netto pro Kilowattstunde. Dynamische oder standortabhängige Modelle werden intern diskutiert, sind aber noch Zukunftsmusik. „Für uns zählt heute vor allem Verlässlichkeit und Planbarkeit – insbesondere für Flottenbetreiber.“ Ein wichtiges Element zur Planbarkeit ist das eigene Reservierungssystem, das Milence in Kürze offiziell launchen wird. Erste Pilotkunden integrieren das System bereits in ihre Routenplanung. Dabei wird nicht nur ein Slot reserviert – die Identifikation am Gate und die Zuordnung eines Ladepunkts erfolgen automatisiert. Künftig soll das System auch über Plattformen verfügbar sein. Dazu kommt eine proaktive Wartung: Ein zentrales Network Operations Center in Arnheim überwacht alle Ladepunkte kontinuierlich und sorgt mit Predictive Maintenance dafür, dass Ausfälle idealerweise gar nicht erst entstehen.

Der Blick in die Zukunft zeigt: Der elektrische Schwerlastverkehr ist zentral für die Erreichung der europäischen Klimaziele. Tobias bringt es auf den Punkt: „25 Prozent der Straßenverkehrsemissionen stammen von Lkw. Ohne eine funktionierende Ladeinfrastruktur wird die Dekarbonisierung nicht gelingen.“ Milence wird daher auch durch EU-Förderungen unterstützt – rund 111 Millionen Euro fließen aktuell in den Ausbau von 284 MCS-Ladesäulen an 71 Standorten. Das zeigt, wie ernst es der Branche und der Politik mit der Transformation ist.

Milence | Milence Hermsdorfer Kreuz

Auch über neue Preismodelle wird bereits nachgedacht. MCS könnte perspektivisch einen Mehrwert durch Zeitersparnis bieten – ob das zu einem höheren oder niedrigeren Preis führt, bleibt offen. „Wichtig ist uns vor allem: langfristige Planbarkeit, transparente Tarife und ein Ladeerlebnis, auf das sich unsere Kund:innen verlassen können.“ Es war ein spannendes Gespräch mit vielen Einblicken hinter die Kulissen eines Unternehmens, das gerade dabei ist, die Weichen für die Zukunft des Schwerlastverkehrs zu stellen. Und jetzt genug der Vorrede – hört am besten direkt rein ins Gespräch mit Tobias Prenzel von Milence.

Gerne kannst du mir Fragen zur E-Mobilität, die dich im Alltag beschäftigen, per Mail zukommen lassen. Die Antwort darauf könnte für andere Hörer des Podcasts ebenfalls von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für etwaige Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung beim Podcast-Anbieter deiner Wahl freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

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