
Polestar 4 im Test: SUV-Coupé mit eigenständigem Design
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Mit dem Polestar 4 hat der schwedisch-chinesische Hersteller ein SUV-Coupé auf den Markt gebracht, das sich zwischen klassischem SUV und sportlichem Coupé positioniert. Polestar beschreibt das Modell als eine Kombination aus aerodynamischer Effizienz und großzügigem Innenraum. Doch wie wirkt sich diese Mischung in der Praxis aus? Nachdem ich den Stromer bereits im vergangenen September auf einem Tagestermin fahren konnte, habe ich mir den Polestar 4 Long Range Single Motor nun ein wenig länger angeschaut.
Anfang März hatte ich die Gelegenheit, den Polestar 4 in der Farbe Electron im Raum Heidelberg unter verschiedenen Bedingungen zu testen. Ob in der Stadt, auf der Landstraße oder der Autobahn – das SUV-Coupé sollte zeigen, wie gut es sich im Alltag bewährt. Im Fokus standen nicht nur Reichweite und Ladeverhalten, sondern auch das Fahrgefühl, die Bedienung und der Komfort, der besonders für Langstrecken entscheidend ist.
Technische Daten des Polestar 4 Long Range Single Motor
Batteriekapazität: 100 kWh
Reichweite (WLTP): 600 km
Verbrauch (WLTP): 18,1 kWh/100 km
Ladeleistung AC: 11 kW, Ladezeit 0 bis 100 Prozent ca. 11 Stunden
Ladeleistung DC: 200 kW, 10 bis 80 Prozent in ca. 30 Minuten
Antrieb: Heckantrieb mit einem Elektromotor
Leistung: 200 kW (272 PS)
Drehmoment: 343 Nm
Beschleunigung 0–100 km/h: 7,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Schon auf den ersten Blick zeigt sich der Polestar 4 als eigenständiges Modell der Marke. Die Abmessungen von 4,84 Metern Länge, 2,14 Metern Breite (inklusive Spiegel) und 1,54 Metern Höhe verleihen ihm eine selbstbewusste und zugleich sportliche Erscheinung. Das Design ist von der Studie Polestar Precept inspiriert und bringt erstmals die neuen Dual-Blade-Scheinwerfer mit, die sich klar von den Designs anderer Polestar-Modelle abgrenzen. Besonders auffällig ist der Verzicht auf eine Heckscheibe, wodurch das Glasdach weit bis über die hinteren Passagiere reicht und so eine offene, luftige Atmosphäre schafft. Dadurch entsteht ein völlig neues Raumgefühl, das vor allem in der zweiten Sitzreihe zur Geltung kommt.
Die großzügige Beinfreiheit wird durch den langen Radstand von 2,99 Metern zusätzlich verstärkt, wodurch der Polestar 4 fast schon das Ambiente einer Chauffeurslimousine vermittelt. Die elektrisch verstellbaren Rücksitze ermöglichen es, eine komfortable Position zu finden, während die Passagiere über Bedienelemente in der ausklappbaren Mittelarmlehne ihre Sitze individuell anpassen können. Eine integrierte Ambientebeleuchtung, die von den Planeten unseres Sonnensystems inspiriert ist, sorgt dabei für ein stilvolles Lichtambiente, das sich je nach Stimmung anpassen lässt.
Im Cockpit setzt Polestar erstmals auf einen querformatigen 15,4-Zoll-Touchscreen, der nicht nur die zentrale Steuerung des Fahrzeugs übernimmt, sondern auch individuell angepasst werden kann. Das schlanke, fahrerorientierte Design trägt zur modernen Ästhetik des Innenraums bei. Zudem lassen sich Schnellzugriffe definieren, um häufig genutzte Funktionen direkt erreichbar zu machen.
Hervorzuheben ist der “Animal Mode”, der den Innenraum temperiert und eine Meldung auf dem Display zeigt, um Passanten darauf hinzuweisen, dass ein Haustier sicher im Fahrzeug untergebracht ist. Das durchdachte Konzept zeigt, dass Polestar über die üblichen Komfortfunktionen hinaus an die Bedürfnisse der Nutzer denkt.
Ergänzt wird das digitale Erlebnis durch einen Full Display Mirror (FDM) von Gentex, der den klassischen Rückspiegel ersetzt und stattdessen ein hochauflösendes Kamerabild in Echtzeit liefert. Die Darstellung ist scharf und die Helligkeit lässt sich anpassen, doch die fehlende Tiefenwahrnehmung erschwert das Einschätzen von Entfernungen, insbesondere für Fahrer:innen, die an herkömmliche Spiegel gewöhnt sind.
Die Materialauswahl im Innenraum unterstreicht die nachhaltige Ausrichtung der Marke. Die getestete Variante mit biobasiertem Charcoal MicroTech und Zinc-Dekoreinsätzen bietet eine hochwertige Haptik und betont den minimalistischen Ansatz, den Polestar verfolgt. Insgesamt ergibt sich ein aufgeräumter, moderner Innenraum, der Funktionalität und Design auf stimmige Weise kombiniert.
Antrieb und Fahrverhalten des Polestar 4
Der Polestar 4 Long Range Single Motor stand in der Farbe Electron für unseren Test bereit. Unter der Haube arbeitet ein 200 kW (272 PS) starker Elektromotor mit einem Drehmoment von 343 Nm, der die Hinterräder antreibt. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h erfolgt in 7,1 Sekunden, was für ein SUV-Coupé in dieser Leistungsklasse solide Werte sind. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h. Mit ein wenig Rückenwind und Gefälle kitzelt man noch das ein oder andere km/h mehr aus dem SUV-Coupé heraus.
Die 100-kWh-Batterie ist tief im Fahrzeugboden integriert, was zu einem niedrigen Schwerpunkt und einer ausgeglichenen Gewichtsverteilung führt. Dadurch liegt der Polestar 4 satt auf der Straße und vermittelt ein stabiles, sicheres Fahrgefühl. Besonders in Kurven zeigt sich das Fahrwerk ausgewogen und vermittelt eine direkte Rückmeldung an Fahrer:in. Beim Beschleunigen bleibt das E-Auto stabil, zeigt eine gleichmäßige Leistungsentfaltung und verzichtet auf ungewollte Nickbewegungen.
Als Fahrer:in lässt sich das E-Auto auf die eigenen Bedürfnisse einstellen. Hierzu bietet Polestar unterschiedliche Einstellungsmöglichkeiten für Fahrwerk und Lenkung: Neben zwei Antriebsmodi (Range und Performance) gibt es drei Lenkmodi (Standard, Light, Firm) sowie drei Fahrwerksabstimmungen (Standard, Nimble). Auch die Rekuperation lässt sich in drei Stufen regeln, inklusive One-Pedal-Driving. So kann das Fahrverhalten individuell angepasst werden, je nach bevorzugter Fahrweise und Fahrsituation.
Besonders auffällig ist das präzise abgestimmte Fahrwerk, das Komfort und Agilität kombiniert. Im Range-Modus setzt Polestar auf eine sanfte Leistungsentfaltung und eine betont sparsame Fahrweise, während der Performance-Modus das SUV-Coupé deutlich direkter macht. Hier zeigt sich, dass Polestar trotz der SUV-typischen Bauform eine sportliche Fahrweise ermöglicht, ohne Fahrkomfort zu opfern. Die Lenkung gibt eine direkte Rückmeldung und fühlt sich je nach gewähltem Modus entweder leichtgängig oder angenehm straff an. Was das Fahren sowohl in der Stadt als auch auf längeren Strecken angenehm macht.
Auf der Autobahn fällt das Fahrzeug durch eine ruhige Fahrweise auf, allerdings sind ab etwa 100 km/h Windgeräusche an den Außenspiegeln wahrnehmbar. Diese könnten besser gedämmt sein, um das insgesamt angenehme Fahrerlebnis nicht zu stören.
Energieverbrauch und Laden im Alltag
Im Test kamen wir auf einen Verbrauch von 21,1 kWh/100 km, was im Rahmen der Herstellerangabe von 18,1 kWh/100 km liegt. Die Reichweite laut Polestar beträgt 600 km nach WLTP-Zyklus, bei unserer Fahrweise sind es eher um die 500 km. In der Realität spielen dann mehrere Faktoren eine Rolle: Ob man hauptsächlich im Stadtverkehr, auf der Landstraße oder doch auf der Autobahn unterwegs ist, beeinflusst die tatsächliche Reichweite erheblich. Zudem wirkt sich die Außentemperatur aus, ebenso wie die eigene Fahrweise – wer das Strompedal häufiger durchtritt, wird natürlich auch einen höheren Verbrauch feststellen.
Die maximale Ladeleistung beträgt 200 kW (DC), womit der Akku in rund 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden kann. Durchschnittlich lädt der Polestar 4 jedoch mit etwa 135 kW, wie aus verschiedenen Analysen hervorgeht. In unserem Test lag die Ladeleistung im Bereich von knapp 110 kW im Schnitt, als wir den Akku von etwa 30 auf 70 Prozent aufluden.
Besonders interessant für Besitzer mit eigener Wallbox: Das Fahrzeug unterstützt AC-Laden mit bis zu 22 kW, womit eine Vollladung in rund fünf Stunden möglich ist. Bei 11 kW dauert der Ladevorgang eines komplett leeren Akkus etwa 11 Stunden. Die Hardware für bidirektionales Laden ist bereits integriert, sodass das Auto als Energiespeicher genutzt werden könnte, sobald entsprechende Funktionen freigeschaltet werden.
Preis und Verfügbarkeit
Noch bis zum 31. März 2025 gewährt Polestar 4000 Euro Rabatt auf beide Varianten des Polestar 4. Die Heckantriebsvariante startet damit bei 57.900 Euro anstelle der regulären 61.900 Euro, während das Modell mit Allradantrieb bei 65.900 Euro (statt 69.900 Euro) beginnt. Der Polestar 4 basiert auf der SEA-Plattform (Sustainable Experience Architecture) des chinesischen Mutterkonzerns Geely, die speziell für Elektroautos entwickelt wurde und bei verschiedenen Modellen innerhalb des Konzerns zum Einsatz kommt. Gefertigt wird der Polestar 4 derzeit in Hangzhou Bay in China, ab diesem Jahr soll zusätzlich eine Produktion im koreanischen Renault-Werk in Busan anlaufen.
Der getestete Polestar 4 Long Range Single Motor hatte einen Basispreis von 61.900 Euro. Durch die gewählten Sonderausstattungen – darunter das Pilot-Paket (1500 Euro), das Plus-Paket (5500 Euro) und 21-Zoll-Sportfelgen (1800 Euro) – sowie das optionale AC-Ladekabel (200 Euro) summierte sich der Endpreis auf 72.200 Euro. Nach Abzug der aktuellen 4000-Euro-Rabattaktion lag der Preis für den Testwagen bei 69.500 Euro inklusive Überführungskosten.
Fazit zu zwei Wochen mit dem Polestar 4 Long Range Single Motor
Der Polestar 4 vereint eigenständiges Design, moderne Technologie und eine klare Fokussierung auf Effizienz. Das SUV-Coupé bietet ein großzügiges Platzangebot und vielseitige Einstellungsmöglichkeiten für Fahrwerk und Antrieb. Der Verzicht auf eine Heckscheibe schafft eine neue Raumwirkung, bringt aber Einschränkungen bei der Sicht nach hinten mit sich. Die Windgeräusche bei höheren Geschwindigkeiten könnten besser gedämmt sein.
Andererseits überzeugt das Fahrzeug mit einer praxisnahen Reichweite, guten Ladeeigenschaften und einer modernen Ausstattung. Wer ein SUV-Coupé mit skandinavischem Design, anpassbarer Fahrcharakteristik und zukunftsorientierter Technologie sucht, dürfte beim Polestar 4 fündig werden.
Disclaimer: Der Polestar 4 wurde uns für diesen Testbericht kostenfrei für den Zeitraum von zwei Wochen von Polestar zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.
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