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VW-Chef Blume: „Unsere Industrie befindet sich im Umbruch“

VW-Chef Blume: „Unsere Industrie befindet sich im Umbruch“

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VW-Konzernchef Oliver Blume sieht die Automobilindustrie in einer Umbruchphase historischen Ausmaßes. „Wir leben in einer Zeit des rasanten Wandels“, sagt er im Interview mit der Automobilwoche. Die klassischen Modelle – Entwicklung in Deutschland, Produktion in Europa, Export in die Welt – funktionierten im Volumengeschäft nicht mehr wie früher. Neue Wettbewerber, geopolitische Verwerfungen und regionale Regulierungen zwängen Volkswagen zu tiefgreifenden Veränderungen.

Blume verweist auf die strategische Neuausrichtung, die mit seiner Amtsübernahme vor zweieinhalb Jahren begonnen habe: „Wir hatten eine klare Analyse gemacht. Daraus entwickelten wir eine Strategie und einen Fahrplan des Umsetzens.“ Diese Strategie umfasst technologische Innovationen, bessere Qualität und Design, eine neue Antriebsstrategie sowie eine globale Flexibilisierung. Vor allem die Aktivitäten in China und Nordamerika seien neu aufgestellt worden, ergänzt durch eine Zukunftsvereinbarung für die Volkswagen AG in Deutschland.

In China verfolgt der Konzern nun die Devisein China für China – mit einem eigenen Entwicklungszentrum in Hefei und über 3000 chinesischen Fachkräften. Dort würden Technologien, Design und Plattformen direkt auf die lokalen Kundenbedürfnisse abgestimmt. „In diesem und im nächsten Jahr bringen wir die ersten vor Ort konzipierten Fahrzeuge auf die Straße“, so Blume. Bis 2027 sollen 40 neue Modelle des Konzerns in China eingeführt werden, darunter 20 vollelektrische. VW sei in der Lage, dort „deutlich schneller zu entwickeln“ und die Kosten um bis zu 40 Prozent zu senken.

Abbau von 35.000 Stellen in Deutschland ohne Werksschließungen

Zugleich hat der Konzern auch seine Kostenstruktur in Europa unter die Lupe genommen. Ohne Werksschließungen will Volkswagen über 35.000 Stellen abbauen und die Produktionskapazität um 730.000 Einheiten pro Jahr verringern – unter anderem durch die Verlagerung der Golf-Produktion nach Mexiko oder eine Reduktion der Montagelinien in Zwickau und Wolfsburg. Die daraus resultierenden Einsparungen belaufen sich allein im Personalbereich auf vier Milliarden Euro jährlich. Blume nennt das eine „historische Vereinbarung“, wie sie „in dieser Form bei Volkswagen noch nie gegeben hat“.

Dennoch betont Blume, dass Deutschland als Produktionsstandort eine Zukunft haben müsse: „Unsere Schwäche sind die Kosten – daran müssen wir weiter arbeiten.“ Aber er sieht auch Stärken: gut ausgebildete Mitarbeitende, Innovationskraft, Qualität in der Fertigung. Der Standort Wolfsburg bleibe dabei unangetastet, auch wenn strukturelle Veränderungen vorgenommen würden – etwa durch effizientere Produktionsabläufe und schlankere Prozesse.

In den USA verfolgt VW eine klare Wachstumsstrategie. Mit über 20.000 direkt Beschäftigten, rund 55.000 Jobs inklusive Händlernetz und Milliardeninvestitionen in Werke und Partnerschaften sei man tief verankert. „Ein Unternehmen mit starkem lokalem Footprint sollte bei Zöllen profitieren“, argumentiert Blume. Der Konzern wolle künftig stärker lokal entwickeln und produzieren. Mit Tech-Partnern wie Amazon, Google und Rivian wolle man Software und Zukunftstechnologien „für die westliche Welt“ in den USA entwickeln. Auch die Marke Scout soll in einer neuen Fabrik in South Carolina wiederbelebt werden – eine Produktion für andere Konzernmarken sei dort denkbar.

Investitionen in die Zukunft von Porsche werden weiterhin gestärkt

Bei Porsche zeigt sich hingegen eine deutlich angespanntere Lage. Zwar habe man fünf von sechs Baureihen erneuert und 2023 Rekordverkäufe in fast allen Märkten erzielt – aber in China sei das Volumen auf ein Drittel geschrumpft. Hinzu komme der schleppende Hochlauf der Elektromobilität. „Das wirkt sich natürlich auch auf unser Lieferantennetzwerk aus“, so Blume. Die Folge: Investitionen für höhere Volumina stünden nun deutlich geringeren Absätzen gegenüber.

Porsche reagiert darauf mit einem Strategiewechsel. Die geplante Batteriezellen-Produktion durch die Tochter Cellforce wird eingestellt, stattdessen sucht man eine Partnerlösung. Die daraus resultierenden Wertberichtigungen summieren sich mit den übrigen Herausforderungen auf einen negativen Ergebniseffekt von über einer Milliarde Euro. Dennoch betont Blume: „Wir investieren entschlossen in die Zukunft von Porsche – in Produkte, Software und Maßnahmen, mit denen wir uns nachhaltig stärken.“

In China setzt Porsche auf emotionale Markeninszenierung und lokale Entwicklung. Eine „Porsche-Garage“ auf der Messe in Shanghai habe großen Anklang gefunden. Man wolle Exklusivität und Individualisierung vorantreiben, etwa mit einem neuen Pop-up-Store in Shanghai, wo Kund:innen ihr Auto maßschneidern lassen können. Besonders beim 911 gebe es in China weiteres Potenzial. Parallel arbeitet das Team an einer neuen Entwicklungsstrategie unter dem Titel China One R&D, mit Fokus auf Konnektivität und intelligente Systeme.

Blume räumt jedoch ein, dass das Elektroauto-Luxussegment in China bislang kaum existiert. „Um am Markt noch erfolgreicher zu sein, müssen wir umfangreichere automatisierte Fahrfunktionen in die Fahrzeuge bringen“, so der Porsche-CEO. Dafür habe man sich für chinesische Partner entschieden, um die Entwicklung zu beschleunigen – auch beim Infotainment.

Porsche K1 weiterhin gesetzt, Zeitpunkt ungewiss

Angesprochen auf den geplanten K1, ein vollelektrischer Luxus-SUV oberhalb des Cayenne, betont Blume, dass die weltweite Nachfrage nach solchen Modellen – etwa in den USA – weiter vorhanden sei. Die Frage sei nicht ob, sondern wann und in welcher Reihenfolge solche Modelle ausgerollt würden.

Auf die Struktur des Konzerns angesprochen, verteidigt Blume die Eigenständigkeit der Marken trotz 56 Vorständen bei den Pkw-Marken. „Effizienz ist entscheidend für unseren Erfolg – auf allen Ebenen.“ Die Führungsstruktur werde regelmäßig überprüft, auch mit Blick auf Nachwuchstalente, Internationalität und Frauenförderung.

Seine eigene Doppelrolle als CEO von Volkswagen und Porsche bezeichnet er als bewusst gewählte Übergangslösung. „Die Doppelrolle macht so lange Sinn, wie sie für beide Unternehmen Vorteile bietet.“ Noch sei nicht der Zeitpunkt für eine Trennung gekommen. „Ich habe Freude daran, diese Verantwortung zu erfüllen. Und zwar zu 100 Prozent für beide Unternehmen.“ Eine Nachfolgefrage sei derzeit nicht entschieden, werde aber von den Aufsichtsräten geregelt.

Auf die Frage, ob er sich für die Probleme bei Porsche verantwortlich sehe, antwortet Blume ohne Ausflüchte: „Natürlich habe ich die Verantwortung dafür, wie sich das Geschäft entwickelt.“ Er verstehe es als seine Pflicht, das Unternehmen „in diesem unruhigen Fahrwasser auf Kurs zu halten“. Keiner sei unersetzbar, aber es sei die Aufgabe eines Chefs, auch die eigene Nachfolge im Blick zu haben.

Quelle: Automobilwoche – Exklusiv-Interview mit VW-Chef Oliver Blume: “Unsere Schwäche sind die Kosten – daran müssen wir weiter arbeiten”

Der Beitrag VW-Chef Blume: „Unsere Industrie befindet sich im Umbruch“ erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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