Pkw-Absatztrends 2024: China weiter auf dem Vormarsch
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Die globale Marktpositionierung der Automobilhersteller zeigt dynamische Marktveränderungen mit einer zunehmenden Marktmacht chinesischer Hersteller, die ihre Marktanteile im Heimatmarkt China steigern und mehr und mehr auch internationale Märkte in den Fokus nehmen. Die 31 größten Automobilkonzerne konnten im Jahr 2024 ein Absatzplus von 2,9 Prozent auf rund 84,2 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge realisieren. Die höchsten weltweiten Wachstumsraten wiesen dabei die chinesischen Automobilhersteller BYD (41,8 Prozent), Changan (39,4 Prozent) und Nio (38,7 Prozent) auf. BYD schaffte es als erster chinesischer Hersteller zum zweiten Mal in Folge in die Top Ten der volumenstärksten globalen Autokonzerne (4,3 Millionen / Platz 7).
Der größte Weltautomarkt China ist der Schrittmacher der Transformation und der dynamischen Marktveränderungen. BYD erhöhte von 2019 bis 2024 seinen Marktanteil von 2,1 auf 16,2 Prozent, wobei der Elektroautobauer bereits 13 Prozent seiner Verkäufe im Ausland realisiert. Der bisherige chinesische Marktführer Volkswagen verlor im Jahr 2024 seine Spitzenposition mit einem Marktanteil von nur noch 12,3 Prozent. Die deutschen Premiumhersteller BMW und Mercedes verzeichneten im Jahr 2024 ebenfalls Rückgänge im Marktanteil. Die Marktrelevanz, d.h. Bedeutung des chinesischen Marktes an den Gesamtabsätzen, ist jedoch nach wie vor hoch und liegt bei Volkswagen bei 32 Prozent, bei Mercedes bei 34,5 Prozent und bei BMW bei 29 Prozent.
VW fällt in China von Platz 1 auf 3 zurück, kann Marktführerschaft in Europa aber ausbauen
In den ersten vier Monaten des Jahres 2025 konnten auf dem chinesischen Automobilmarkt wiederum maßgebliche einheimische Unternehmen ihre Absätze nochmals deutlich steigern – allen voran BYD mit +14,9 Prozent (965.000 Pkw) und der Multimarken-Konzern Geely mit einem bemerkenswerten Zuwachs von 63,6 Prozent (825.000 Pkw). Volkswagen verzeichnet hingegen ein Minus von 5 Prozent und kommt nur noch auf 815.000 Pkw-Neuzulassungen. Im Hersteller-Ranking rutschte Volkswagen auf Platz drei ab, während die Geely Gruppe zum zweitstärksten Autohersteller in China aufstieg. Tesla geht mit einem Minus von 0,3 Prozent aus den ersten vier Monaten heraus und steht bei 163.338 Neuzulassungen (April: -8,6 Prozent). Der Marktanteil von Tesla in China sank von 4,9 Prozent (Platz 5) auf nur noch 3,2 Prozent (Platz 8).
In Europa konnte Volkswagen von Januar bis April 2025 seine Position als Marktführer mit einem Absatzplus von 4,5 Prozent auf nun 1,18 Millionen Fahrzeuge hingegen deutlich steigern. Insbesondere die Kernmarke VW sowie Skoda sorgen für hohe Zuwächse, während Audi und Porsche teils stark verlieren. Die deutschen Premiumhersteller BMW (+ 2,3 Prozent) und Mercedes (-1,8 Prozent) halten sich in einem schwierigen Marktumfeld noch relativ robust. Die Stellantis Gruppe verzeichnet dagegen einen Absatzrückgang von 9,6 Prozent auf nur noch 691.000 Pkw.
Auch die Hersteller aus Japan (-7,9 Prozent), Korea (-3,4 Prozent) und den USA (-17 Prozent) weisen in Europa deutlich niedrigere Verkäufe aus. Tesla realisiert mit einem Minus von 38,8 Prozent nur noch 61.000 Pkw-Absätze. Dagegen kann die Renault-Gruppe ihre Absatzzahlen nach vier Monaten des Jahres 2025 um 7,7 Prozent steigern, vor allem dank hoher Zuwächse der Kernmarke. Unter den chinesischen Herstellern und Konzernen kommt die SAIC-Gruppe auf ein Plus von 31,2 Prozent, während Volvo ein Minus von 11,6 Prozent ausweist.
Das sind einige der zentralen Ergebnisse der Studie auf Basis der Marktpositionierungsmatrix des Center of Automotive Management (CAM) in Kooperation mit Cisco und dem Fachblatt Automobil-Produktion. Mittels zentraler KPIs stellt die Matrix eine aktuelle Übersicht über die Stärke („Marktanteil“, „Absatzwachstum“) und Abhängigkeiten („Marktrelevanz“) globaler Automobilhersteller in den wichtigsten Automobilmärkten China, USA, Europa, Japan, Brasilien und Indien bereit.
Zunehmende geopolitische Risiken durch US-Zölle und strategischer Ausblick
Vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen und protektionistischer Tendenzen gewinne die globale Neuausrichtung von Produktions- und Absatzstrategien weiter an Bedeutung, so das CAM. Für deutsche Automobilhersteller werde es künftig entscheidend sein, die Abhängigkeit von einzelnen Kernregionen – insbesondere China und den USA – zu verringern und neue Wachstumsfelder in aufstrebenden Märkten wie Indien, Südostasien oder Südamerika konsequenter zu erschließen.
Darüber hinaus könnte eine stärkere Lokalisierung der Wertschöpfungsketten in Schlüsselmärkten wie den USA dazu beitragen, zollbedingte Wettbewerbsnachteile abzumildern. Nur durch eine flexible und diversifizierte Marktstrategie lassen sich langfristig stabile Absatzstrukturen etablieren, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber konjunkturellen und politischen Risiken nachhaltig zu stärken.
„Die aktuellen Marktdaten unterstreichen die Dynamik und Heterogenität der globalen Automobilmärkte. Während sich chinesische Hersteller wie BYD mit hoher Geschwindigkeit zu international relevanten Akteuren entwickeln, geraten etablierte Konzerne insbesondere in China zunehmend unter Druck“, so Studienleiter Stefan Bratzel. „Zugleich zeigen die Entwicklungen in Japan und Brasilien, dass lokale Marktimpulse – sei es durch Nachholeffekte oder staatliche Förderprogramme – signifikante Absatzsteigerungen ermöglichen. Demgegenüber steht die spürbare Marktsättigung und Kaufzurückhaltung in den traditionellen Kernregionen Europa und USA. Für global agierende Hersteller gewinnt eine stärker diversifizierte Marktpräsenz in Verbindung mit der gezielten Erschließung wachstumsstarker Regionen zunehmend an strategischer Relevanz, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber konjunkturellen Schwankungen und geopolitischen Risiken nachhaltig zu stärken.“
Weltweit bleibt Toyota vor VW und Hyundai-Kia
Absatzstärkster Konzern bleibt im Jahr 2024 Toyota mit mehr als 10,7 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen, gefolgt von Volkswagen mit 8,7 Millionen Einheiten und der Hyundai Group mit 7,2 Millionen Autos. Während aus globaler Perspektive insbesondere chinesische Automobilhersteller, darunter BYD (+41,8 Prozent), Changan (+39,4 Prozent) und Nio (+38,7 Prozent), sowie Chery (+38,4 Prozent) das stärkste Absatzwachstum erzielten, performten etablierte Konzerne wie Nissan (-0,8 Prozent), Stellantis (-8,7 Prozent) oder Honda (-6,1 Prozent) eher unterdurchschnittlich.
Mit BYD (4,3 Millionen Pkw) und Geely (3,3 Millionen Pkw) liegen zudem erstmals zwei chinesische Konzerne in den Top Ten der volumenstärksten Automobilhersteller. Chery (2,6 Millionen) und SAIC (2,4 Millionen) folgen auf den Rängen 12 und 14 nur knapp dahinter und lassen bereits Größen wie Renault (2,3 Millionen), Mercedes-Benz (2,0 Millionen) oder Tesla (1,8 Millionen) hinter sich.
Wie sich die unterschiedlichen Märkte entwickeln
Abseits der Entwicklungen einzelner Hersteller offenbart die neue Marktpositionierungsmatrix des CAM zudem, dass sich die Absatzzahlen auf den einzelnen Automobilmärkten im direkten Jahresvergleich stark unterscheiden.
Mit einem Volumen von 22,9 Millionen Pkw (+5,5 Prozent) ist China weiterhin auf Wachstumskurs. China verzeichnet im Vergleich zu 2023 ein moderates Wachstum und bewegt sich damit im Mittelfeld der internationalen Entwicklung. Dies ist einerseits auf die wenig durch Corona oder den Halbleitermangel beeinflussten Jahre 2020 bis 2022 zurückzuführen, offenbart jedoch auch andererseits temporäre Sättigungstendenzen. Die Sättigungstendenzen und hohe Wettbewerbsdynamik in China sind auch ein Grund für die zunehmende Internationalisierung chinesischer Hersteller.
Die Kernregionen USA (+1,9 Prozent) und Europa (+0,7 Prozent) liegen weit hinter den Steigerungsraten des Vorjahres. Diese Abschwächung ist unter anderem auf eine zunehmende Kaufzurückhaltung zurückzuführen, die in vielen Märkten zu beobachten ist. Ursachen dafür sind unter anderem die anhaltend hohe Inflation, gestiegene Lebenshaltungskosten sowie erschwerte Finanzierungsbedingungen, die potenzielle Käuferinnen und Käufer vermehrt zu Zurückhaltung oder zur Entscheidung für den Gebrauchtwagenmarkt bewegen.
Indien kann im Vergleich zum vergangenen Jahr nochmal um 4,2 Prozent auf ein Volumen von 4,3 Millionen Fahrzeugen zulegen. Besonders stark sind die Märkte Brasilien (+14,1 Prozent, 2,5 Millionen) und Japan (+10,7 Prozent, 4,4 Millionen) gestiegen. In Japan führten ein Nachholeffekt nach dem schwachen Vorjahr sowie die hohe Nachfrage nach Hybrid- und Kompaktfahrzeugen zu einem deutlichen Anstieg der Neuzulassungen, während in Brasilien vor allem die wirtschaftliche Erholung und gezielte staatliche Kaufanreize den Absatz merklich belebten.
Welcher Hersteller wo punkten kann
Jenseits der globalen Marktperspektive deckt ein Blick auf die Wettbewerbspositionierung führender Automobilhersteller in den relevanten Absatzregionen unterschiedliche strategische Ausgangspositionen auf, die mit Chancen und Risiken verbunden sind:
Toyota bleibt, gemessen am abgesetzten Fahrzeugvolumen, der größte Automobilhersteller der Welt und verkaufte im Gesamtjahr 2024 mit seinen Marken Toyota, Lexus und Daihatsu weltweit 10,7 Millionen Einheiten (-3,6 Prozent). Besonders auf dem heimischen Markt in Japan ist der Absatz um -19,5 Prozent eingebrochen. Dort sank der Absatz auf 1,5 Millionen Einheiten, wodurch auch der Marktanteil auf nur noch 34,6 Prozent fiel. Stärker zulegen konnte der Volumenhersteller besonders in Europa mit einem Plus von 13,2 Prozent auf über 1 Millionen Fahrzeuge und in Indien mit einem Plus von 28,8 Prozent auf nun über 300.000 Einheiten. Auf dem Hauptabsatzmarkt USA muss sich Toyota mit 2,3 Millionen Einheiten (+7,9 Prozent) deutlich dem Marktführer General Motors (2,7 Millionen, +3,6 Prozent) geschlagen geben.
Größere Sorgen macht jedoch der wichtige Markt China: Nach dem Absatzrekord im Jahr 2022 sanken die Verkäufe entgegen dem Markttrend um 7,9 Prozent auf 1,6 Millionen Einheiten zu 2023. Ursächlich hierfür dürften vor allem das unausgereifte und nicht wettbewerbsfähige Angebot an Elektroautos und Plug-in-Hybriden.
Der Volkswagen-Konzern reiht sich mit einem Absatz von rund 8,7 Millionen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen sowie einem Weltmarktanteil von 10,3 Prozent als zweitgrößter Automobilhersteller ein. Auch wenn das absolute Verkaufsvolumen nur noch eine nachrangige Bedeutung im Konzern einnimmt, sinkt der Gesamtabsatz um -2,3 Prozent. Knapp 40 Prozent des Absatzes entfielen auf Europa, den Heimatmarkt, wo Volkswagen markenübergreifend 3,4 Millionen Einheiten absetzte. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigerung von 2,5 Prozent.
Wie auch Toyota musste der deutsche Konzern in China Verluste hinnehmen. 2,8 Millionen Einheiten wurden 2024 abgesetzt, ein Minus von 13,2 Prozent im Vergleich zu 2023. Das expansive Vorgehen und die technologischen Kompetenzen vieler chinesischer Wettbewerber machen dem hiesigen Hersteller sichtlich zu schaffen. BYD stieg etwa mit einem Absatz von zuletzt 3,7 Millionen Pkw (+37,4 Prozent) innerhalb weniger Jahre zum schärfsten Konkurrenten im Volumensegment auf und überholte den bisherigen China-Marktführer aus Deutschland. Weiterhin stark unterrepräsentiert ist der VW Konzern in den USA. Von den rund 15,9 Millionen verkauften Fahrzeugen entfallen gerade einmal 4,1 Prozent (656.000) auf VW-Marken.
Die Marktpositionierung der deutschen Premiumhersteller BMW, Mercedes-Benz und Audi variiert insgesamt nur marginal, wobei BMW (inkl. Mini und Rolls-Royce) mit ca. 2,45 Millionen Pkw führend beim Verkaufsvolumen ist und Mercedes-Benz (1,98 Millionen) sowie Audi (1,67 Millionen) hinter sich lässt. 66,9 Prozent (BMW), 69,6 Prozent (Mercedes-Benz) bzw. 78,6 Prozent (Audi) der deutschen Premiumfahrzeuge werden dabei ausschließlich in Europa und China neu zugelassen. Die starke Konzentration auf die beiden Marktregionen geht jedoch mit einer hohen Verwundbarkeit einher.
Dies gilt im Besonderen für die Marke BMW, die in China einen rückläufigen Absatz auf 714.000 Fahrzeuge (-13,4 Prozent) verbucht und knapp 40 Prozent seiner Modelle in Europa verkauft. Auf dem strategisch wichtigen Absatzmarkt USA können alle deutschen Premiumhersteller keine nachhaltigen Wachstumspfade einschlagen. BMW und Mercedes-Benz verkaufen seit mehr als zehn Jahren zwischen 300.000 und 400.000 Autos pro Jahr, während Audi konstant bei rund 200.000 Einheiten jährlich liegt. Hier bleibt abzuwarten, inwiefern Zölle auf importierte Autos in die USA den Absatz der deutschen Hersteller auch in Zukunft beeinflusst. Audi hat bereits Lieferungen in die USA bis auf weiteres ausgesetzt.
Quelle: CAM – Pressemitteilung vom 28.05.2025
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