Welche Maßnahmen die Kosten für das Stromnetz senken können
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Mit staatlichen Zuschüssen will die Bundesregierung Stromkosten für Haushalte und Unternehmen verringern – unter anderem über das Absenken der Netzentgelte. Eine aktuelle Studie des Thinktanks Agora Energiewende zeigt, wie die Kosten für das Stromnetz langfristig verringert werden können: Durch Einsparungen beim Ausbau und grundlegende Reformen für einen effizienteren Betrieb könne der Staat Milliarden einsparen und gleichzeitig das Stromnetz fit für die Zukunft machen.
Die geplanten staatlichen Zuschüsse zur Senkung der Netzentgelte könnten um bis zu 80 Prozent geringer ausfallen, wenn die Bundesregierung Einsparmöglichkeiten beim Ausbau der Stromnetze nutzt und Reformen für einen effizienteren Netzbetrieb umsetzt. Für den Bundeshaushalt bedeutet das bis zum Erreichen der Klimaneutralität 2045 eine Ersparnis von rund 160 Milliarden Euro, so die neue Studie von Agora Energiewende, die die Entwicklung der Stromnetzentgelte und Umlagen zur Netzfinanzierung für die kommenden 20 Jahre berechnet hat.
Um die notwendigen Zuschüsse bis 2045 von 197 Milliarden Euro auf 35 Milliarden Euro zu senken, sind laut dem Thinktank drei zentrale Maßnahmen erforderlich: Freileitungen statt Erdkabel beim Stromnetzausbau, Eigenkapitalbeteiligungen des Bundes zur Senkung der Investitionskosten für Netzbetreiber sowie die Einführung dynamischer Netzentgelte für flexible Verbraucher wie Elektroautos und Wärmepumpen zur Netzentlastung. Das würde sowohl die Ausbau- als auch die Betriebskosten der Stromnetze senken und damit die Netzentgelte – die die Netzkosten auf alle Stromverbraucherinnen und -verbraucher umlegen – dauerhaft stabilisieren.
„Attraktive Strompreise sind die Voraussetzung dafür, dass sich die Anschaffung von Elektroautos, Wärmepumpen oder strombasierten Industrieanlagen lohnt – und dass der CO2-Ausstoß dauerhaft sinkt“, sagt Markus Steigenberger, Geschäftsführer der Agora Thinktanks. „Ein kluges Maßnahmenpaket kann die Kosten für Bau und Betrieb des Stromnetzes erheblich reduzieren und damit Zuschüsse aus der Haushaltskasse langfristig überflüssig machen.“
Ohne eine grundlegende Reform und ohne die von der Regierung angekündigten Zuschüsse könnten die netzbezogenen Kosten für die Stromverbraucher laut Agora-Berechnungen schon innerhalb der nächsten zehn Jahre um bis zu 30 Prozent steigen – und damit den Umstieg auf klimafreundliche Technologien hemmen. Für einen vierköpfigen Haushalt würde das einen Anstieg von heute rund 13 Cent auf 15 Cent pro Kilowattstunde beziehungsweise Mehrkosten von 104 Euro jährlich bedeuten. Für Industriekunden, die nicht von Ausnahmeregelungen profitieren, würden die Kosten von rund 5 Cent auf 6 Cent pro Kilowattstunde steigen, was beispielsweise für einen Molkereibetrieb mit einem Jahresverbrauch von 900.000 Kilowattstunden 8500 Euro mehr im Jahr wären.
Mit den von Agora vorgeschlagenen Maßnahmen ließen sich die netzbezogenen Kosten auf der Stromrechnung langfristig auf dem heutigen Niveau von rund 13 Cent je Kilowattstunde für Haushalte und rund 5 Cent je Kilowattstunde für Industriekunden am Mittelspannungsnetz halten. Die Berechnung berücksichtigt dabei alle netzfinanzierenden Kostenanteile am Strompreis, was neben den eigentlichen Netzentgelten auch die Umlagen für besondere Netznutzung und Anschlüsse von Windanlagen auf See umfasst.
Eine Netzentgeltreform für mehr netzdienliches Verhalten und eine faire Kostenverteilung
Neben strukturellen Maßnahmen zur Senkung der Netzkosten schlägt Agora Energiewende weitergehende Reformen bei der Netzentgeltsystematik vor. Ziel ist laut der Studie eine möglichst unkomplizierte, transparente und gerechte Verteilung der Kosten. Damit knüpft die Denkfabrik an den aktuellen Prozess der Bundesnetzagentur zu einer Netzentgeltreform an, der sich derzeit in der Konsultationsphase befindet. Der Agora-Vorschlag stellt eine verursachungsgerechte Verteilung und die Belohnung von netzdienlichem Verhalten in den Mittelpunkt, zum Beispiel durch eine flexible Stromnutzung. Dazu gehört die Einführung dynamischer, aber auch bundesweit einheitlicher Netzentgelte und die Bündelung aller netzbezogenen Kosten – etwa auch die Umlage für die Anbindung von Windenergieanlagen auf See – in einem Posten. Dies würde für mehr Transparenz sorgen und die komplizierte Umlagenstruktur vereinfachen.
„Die heutige Verteilung der Netzkosten und Umlagen ist historisch gewachsen, folgt komplizierten Regeln und enthält zahlreiche Ausnahmen – niemand weiß genau, welche Akteure welchen Anteil an den Netzentgelten tragen“, sagt Steigenberger. „Einfach gestaltete Netzentgelte, die zugleich volkswirtschaftlich sinnvolle Anreize zur Netzentlastung setzen, sollten das Ziel der laufenden Reform sein. Das spart Kosten, sichert langfristig attraktive Strompreise und ermöglicht eine moderne Netzinfrastruktur als Rückgrat eines klimaneutralen Energiesystems.“
Die 58-seitige Studie „Stromnetzentgelte – gut und günstig. Ausbaukosten reduzieren und Entgeltsystem zukunftssicher aufstellen“ (verlinkt als PDF) berechnet die Entwicklung der Stromnetzentgelte bis 2045 inklusive der für die Stabilisierung notwendigen staatlichen Zuschüsse und gibt Empfehlungen ab, wie die Kosten gesenkt werden können.
Quelle: Agora Energiewende – Pressemitteilung vom 30.06.2025
Der Beitrag Welche Maßnahmen die Kosten für das Stromnetz senken können erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.