
Fiat Grande Panda: Elektro-Ikone mit Retro-Charme im Test
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Der Name Panda ist bei Fiat längst mehr als nur eine Modellbezeichnung – er ist ein Symbol. Für praktische Alltagstauglichkeit, schnörkelloses Design und diesen ganz eigenen italienischen Charme, den viele Autofahrer mit der Marke verbinden. Seit über 40 Jahren prägt der Panda das Bild auf Europas Straßen, insbesondere in Italien, wo er bis heute zu den meistverkauften Modellen gehört. „Der Panda ist, wenn man für die Automobilindustrie spricht, sowas wie die Blue Jeans – passt immer, ist praktisch, zeitlos und für jeden zu haben“, brachte es Andreas Mayer, Deutschland-Chef für Fiat und Abarth, bei einem Presseevent in Dreieich auf den Punkt.
Mit dem neuen Grande Panda wagt Fiat nun einen modernen Neustart – größer, elektrischer und selbstbewusster. „Er ist mehr als ein Auto. Er ist eine Aussage“, betonte Produktmanagerin Vanessa Schwalm während der Vorstellung. Das Design sei bewusst ikonisch gehalten, mit Anlehnungen an den ursprünglichen Panda aus den 1980ern – etwa bei den pixelartigen LED-Scheinwerfern oder den eingeprägten Schriftzügen. Und doch tritt der Grande Panda in eine neue Ära ein: als global ausgerichtetes Modell auf der Smart-Car-Plattform von Stellantis, als Hybrid oder vollelektrische Variante. Von letzterer peilt man einen Absatz von bis zu 6000 Einheiten pro Jahr in Deutschland an.
Im Rahmen einer ersten Ausfahrt rund um Dreieich – mit Abschnitten durch den Stadtverkehr, über kurvige Landstraßen und ein kurzes Autobahnstück – konnte ich das Topmodell (La Prima) mit E-Antrieb bereits unter realen Bedingungen erleben. Klar, ein paar Stunden reichen nicht für ein vollständiges Urteil. Aber sie geben ein Gefühl für das, was Fiat hier auf die Räder gestellt hat: Ein Auto, das bewusst auf Zugänglichkeit setzt, auf Alltagstauglichkeit, aber eben auch auf Charakter. „Der Grande Panda ist praktisch, smart, nachhaltig und mit ganz viel Liebe gebaut worden“, fasste Mayer die Philosophie hinter dem Modell zusammen.
Reviews des Fiat Grande Panda in der La Prima Variante
Design zwischen Retro-Anspielung und neuer Eigenständigkeit
Schon beim ersten Blick wird klar: Fiat geht beim Grande Panda keinen neutralen Weg, sondern entscheidet sich bewusst für eine eigenständige Designsprache. „Der Grande Panda hat auf jeden Fall eine gewagte Einstellung – er ist mehr als ein Auto, er ist eine Aussage“, beschreibt es Produktmanagerin Vanessa Schwalm. Das trifft den Kern: Die Karosserie steht kantig und selbstbewusst auf der Straße, mit markanten Radläufen, aufrecht stehender Front und einem klaren Fokus auf Funktion und Form.
Gleichzeitig greift das Design zahlreiche Reminiszenzen an den ersten Panda aus den 1980er Jahren auf. Die pixelartig angeordneten LED-Hauptscheinwerfer erinnern an frühe Videospielästhetik, das Profil ist bewusst einfach und robust gehalten. „Die Kombination aus markanten Linien und kraftvollen Flächen wird durch die ausgeprägten Radläufe und den silbernen Unterfahrschutz vorne und hinten zusätzlich betont“, so auch der Hersteller selbst über das E-Auto.
Besonderes Augenmerk verdient ein Detail in der C-Säule: ein optisches Spiel mit dem historischen Fiat-Logo. Je nach Betrachtungswinkel zeigen sich entweder das aktuelle Markenlogo oder vier parallele Balken im Stil der 80er-Jahre. Andreas Mayer nennt das „ein kleines Easter Egg“, das die Verbindung zur Historie charmant herstellt. Auch die Dachreling mit Diamantschliff, die hochglänzend schwarz lackierten Fensterrahmen und die speziell gestalteten 17-Zoll-Leichtmetallfelgen der La Prima-Version unterstreichen den hochwertigen Anspruch, den Fiat mit dem Grande Panda verfolgen will.
Dabei bleibt das Auto stets farbenfroh – ganz bewusst. Unter dem Motto „No More Grey“ verzichtet Fiat auf graue Lackierungen. Stattdessen gibt es satte Farben wie Passione Rot, Lago Blau oder Luna Bronze, die laut Vanessa Schwalm „die fröhliche italienische Markenidentität“ unterstreichen sollen. Wer den Panda sieht, soll nicht auf ein emotionsloses Serienprodukt blicken, sondern auf ein E-Auto mit dem gewissen Etwas.
Innenraum: Praktisch, bunt – und überraschend nachhaltig
Wer im Grande Panda Platz nimmt, merkt schnell, dass in der La Prima-Version pragmatische Lösungen auf mutige Farbgebung, klare Formen auf nachhaltige Materialien treffen. „Trotz der Ikone, die das Fahrzeug mit seinem großen Erbe ist, wurde auch wieder viel Raum für Hommage-Details geschaffen – wie das bei Fiat oft üblich ist“, erklärt die Grande Panda-Produktmanagerin. Gleichzeitig sei der Panda aber authentisch italienisch, vielseitig und klar auf urbane Bedürfnisse zugeschnitten.
Tatsächlich begegnet einem Nachhaltigkeit hier nicht als theoretisches Versprechen, sondern als handfeste Materialentscheidung. Laut Fiat werden für das Interieur jedes Grande Panda rund 140 Getränkekartons verarbeitet. Genauer gesagt: die 20 Prozent, die nicht aus Papier bestehen – also Aluminium und Kunststoff – werden im Werk recycelt und zu einem neuen Material namens Lapolen Ecotek verarbeitet. Dieses schimmert leicht metallisch und verleiht den blauen Kunststoffelementen einen besonderen Charakter. Der Farbton selbst – ein sattes „Tasmania-Blau“ – zieht sich wie ein verbindendes Element durch den gesamten Innenraum.
In der La Prima-Ausstattung kommt zusätzlich ein Bambox genanntes Material zum Einsatz, das zu etwa einem Drittel aus echten Bambusfasern besteht und der Armaturenbrettverkleidung nicht nur eine natürliche Haptik verleiht, sondern ein Stück Symbolik mitbringt: „Pandas mögen Bambus – also war klar, dass wir es im Panda verbauen“, so Mayer mit einem Augenzwinkern.
Bei einer Außenlänge von knapp 4 Metern bietet der Grande Panda im Innenraum mehr Platz, als man erwartet. Vorne sitzt man bequem, mit aufrechter Haltung und guter Rundumsicht. Hinten ist es für Erwachsene zwar nicht extrem großzügig, aber ausreichend. Die Rücksitzbank ist fix verbaut, lässt sich aber im Verhältnis 60:40 umklappen – der entstehende Ladeboden ist leicht ansteigend, aber gut nutzbar.
Fiat hat den Innenraum clever strukturiert: 13 Liter Ablagevolumen allein im Bereich der Armaturentafel schaffen Ordnung, ohne zu überfrachten. Auch die Ablagen in den Türen und die Mittelkonsole zeigen, dass hier nicht einfach ein Baukasten recycelt wurde. Der Kofferraum bietet mit 361 Litern Volumen deutlich mehr als viele Mitbewerber im B-Segment. Wer die Rücksitze umklappt, kann bis zu 1315 Liter Stauraum nutzen.
Dass Fiat zudem auf durchgängige Akzentfarben, intuitive Bedienung und viele kleine Designelemente wie die ovale Lingotto-Form rund um Kombiinstrument und Infotainmentscreen setzt, zeigt: Hier wurde nicht nur ein Auto gestaltet, sondern ein Wohnraum mit Charakter. Wer genau hinsieht, entdeckt auch noch das ein oder andere Easter-Egg.
Technik und Bedienung: Reduziert, aber clever umgesetzt
Im neuen Grande Panda geht Fiat auch beim Thema Digitalisierung einen pragmatischen Weg. Statt mit überbordender Technik zu glänzen, konzentriert sich das Infotainment auf das Wesentliche. Im Zentrum steht ein 10,25 Zoll großer Touchscreen, der in der Topversion La Prima serienmäßig verbaut ist. Wer schon einmal ein Smartphone bedient hat, kommt im Panda schnell zurecht, so das Versprechen des Herstellers. Android Auto und Apple CarPlay sind kabellos an Bord, das System reagiert flott, die Menüstruktur ist einfach.
Wer mehr erwartet – etwa eine echte E-Auto-Routenplanung oder umfassende Fahrzeugauswertungen – muss auf die hauseigenen Dienste wie Connect Plus zurückgreifen. Diese beinhalten unter anderem den Service e-Routes, der Ladepausen entlang der Strecke plant und Informationen zu Parkplätzen, Verkehr und Wetter liefert. Die Grundidee ist vielversprechend, in der Praxis jedoch noch ausbaufähig.
Der Blick auf das Kombiinstrument hinter dem Lenkrad ist ebenfalls rein digital – und visuell gelungen. Die Darstellung ist klar, reduziert und nutzt ebenfalls die Lingotto-Form als Rahmen, die die ovale Teststrecke auf dem Dach der historischen Fiat-Fabrik in Turin zum Vorbild hat. Über die Multifunktionstasten am Lenkrad lassen sich Geschwindigkeit, Lautstärke, Fahrmodi und Fahrassistenzsysteme steuern. Auch hier gilt: weniger ist mehr. Wer den Panda fährt, soll nicht abgelenkt werden, sondern sich aufs Wesentliche konzentrieren können.
Fiat Grande Panda Elektro Fahreindruck: Entspannt abgestimmt mit klarem Fokus
Der Grande Panda Elektro geht mit einem 80 kW starken Elektromotor an den Start, was 109 PS entspricht – absolut ausreichend für den automobilen Alltag. Fiat gibt eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 11,5 Sekunden an, wobei das Zwischensprintvermögen von 0 auf 50 km/h in 4,2 Sekunden deutlich macht, dass der Panda vor allem für Stadt und Vorstadt gebaut ist. Bei 132 km/h ist abgeriegelt – mehr braucht es in diesem Segment auch selten.
Was sofort auffällt: Der Panda will nicht nervös wirken. Die Strompedalkennlinie ist spürbar zurückhaltend abgestimmt. „Fiat möchte damit ein entspanntes Fahrverhalten fördern“, heißt es seitens des Teams rund um Produktmanagerin Vanessa Schwalm – und das gelingt. Wer den Panda bewegt, erlebt kein forsches Abrufen der Leistung, sondern einen sanften Schub, der eher Gelassenheit als Dynamik vermittelt. Im Stadtverkehr kann das angenehm sein, auf der Landstraße verlangt es jedoch hin und wieder einen energischeren Tritt aufs Pedal, vor allem bei Überholmanövern oder kurzen Beschleunigungslücken.
Die Fahrwerksabstimmung überzeugte im ersten Eindruck: Sie federt Bodenwellen sauber weg, ohne schwammig zu wirken. Gerade im urbanen Umfeld, wo Querfugen, abgesenkte Bordsteine und schlecht geflickter Asphalt zum Alltag gehören, spielt der Panda seine Komfortkarte gekonnt aus. Dabei wirkt das Fahrwerk weder polterig noch überdämpft – ein guter Kompromiss für ein Auto dieser Klasse.
Auch auf dem kurzen Autobahnabschnitt rund um Dreieich zeigte sich der Panda stabil. Die Lenkung bleibt präzise, ohne zu direkt zu sein. In Kombination mit dem angenehm niedrigen Windgeräuschniveau ergibt sich ein überraschend entspannter Langsamfahrt-Komfort – wobei klar ist: Für regelmäßige Autobahn-Etappen ist der Grande Panda weniger gedacht. Das wird auch bei starker Beschleunigung spürbar, wenn das Antriebssummen akustisch präsenter wird.
Laden: Clever gedacht – aber nicht ohne Kompromisse
Fiat hat sich beim Grande Panda Elektro für eine ungewöhnliche Lösung entschieden, die Alltagstauglichkeit und Designanspruch vereinen soll: ein optionales integriertes Spiralkabel unter der Fronthaube. Es lässt sich bequem wie ein Staubsaugerkabel herausziehen, misst 4,5 Meter und soll Schluss machen mit verdrehten oder verschmutzten Kabeln. Besonders in engen Parklücken oder bei schlechtem Wetter ein echter Pluspunkt – zumindest auf den ersten Blick.
Denn das Komfortmerkmal hat einen kleinen technischen Haken: Wer das Spiralkabel bestellt, bekommt nur den einphasigen 7-kW-Onboard-Charger. Der sonst serienmäßige 11-kW-Lader entfällt. Für Nutzer mit Drehstromanschluss zu Hause bedeutet das längere Ladezeiten. Vanessa Schwalm formulierte es charmant pragmatisch: „Es ist eine brillante Lösung für Kunden im Stadtbereich – aber eben nur mit 7 kW.“ Hier würde ich nachschärfen und die Aussage treffen, dass es eher die passende Lösung für Fahrer:innen ist, die die meiste Zeit daheim laden. Da machen über Nacht 4 kW Unterschied nicht allzuviel aus – mit Blockiergebühr nach vier Stunden am öffentlichen Lader allerdings schon.
Immerhin: An öffentlichen DC-Schnellladern zieht der Panda mit bis zu 100 kW Strom. Der Hersteller nennt eine Ladezeit von 27 Minuten für den Bereich von 20 auf 80 Prozent. Wer das Auto also hauptsächlich unterwegs oder über Nacht lädt, dürfte mit der Konfiguration dennoch gut leben können.
Die Batterie fasst 43,8 kWh netto. Fiat gibt eine WLTP-Reichweite von bis zu 320 Kilometern an. Realistisch gesehen sind bei gemischter Nutzung – also Stadt, Überland und etwas Autobahn – eher 250 bis 270 Kilometer zu erwarten. Das deckt sich auch mit dem ersten Fahrtest rund um Frankfurt: Wer ohne Klimaanlage fährt und im Eco-Modus bleibt, kann mit etwas Feingefühl gute Werte erzielen. Bei zügigerem Tempo oder intensiver Klimanutzung sinkt die Reichweite entsprechend. Aber mag man darauf gerade bei aktuellen Temperaturen verzichten? Eher nicht.
Der Fiat Grande Panda Elektro: ein E-Auto, das nicht alles will – aber vieles richtig macht
Der Fiat Grande Panda La Prima Elektro verzichtet bewusst auf übertriebene Technikversprechen oder große Gesten. Stattdessen präsentiert er sich als alltagstaugliches E-Auto mit klarer Ausrichtung: unkompliziert, funktional und eigenständig. Gerade im urbanen Umfeld spielt er seine Stärken aus – etwa durch die gute Übersicht, das einfache Bedienkonzept und praktische Details wie das integrierte Spiralkabel.
Auch im Innenraum überzeugt der Panda mit durchdachter Raumnutzung und Materialien, die nicht nur zweckmäßig, sondern im besten Sinne ungewöhnlich sind – vom recycelten Tetrapak-Kunststoff bis zur Bambusfaser im Armaturenbrett. Die Technik bleibt bewusst reduziert, lässt aber die wichtigsten Funktionen nicht vermissen.
Natürlich bringt das Konzept auch Einschränkungen mit sich: Die Ladeleistung variiert je nach Konfiguration, die digitale Tiefe ist überschaubar, und auf der Autobahn stößt der Panda früher an seine Grenzen als andere E-Modelle. Doch im angestrebten Einsatzbereich – Stadt und Umland – fällt das kaum ins Gewicht.
Mit einem Einstiegspreis von 24.490 Euro für die Red-Version und 27.990 Euro für die La Prima positioniert sich Fiat wettbewerbsfähig – vor allem im Hinblick auf Ausstattung und Charakter. Damit bleibt der Grande Panda auch preislich ein Angebot für alle, die Elektromobilität unkompliziert, bezahlbar und eigenständig erleben möchten. Unterm Strich kein E-Auto für jeden Anspruch, aber eines, das viele Bedürfnisse zuverlässig abdeckt.
Disclaimer: Fiat hat zum Kennenlernen des Fiat Grande Panda Elektro nach Frankfurt eingeladen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.
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