Warum der VDA auf E-Fuels beharrt
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Die EU will ab 2035 die Neuzulassungen neuer Verbrenner zum Wohle des Klimaschutzes weitestgehend verbieten. Ein Vorstoß, den viele, aber nicht alle in der Automobilbranche unterstützen. In einem Interview mit der Zeit zeichnet Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), ein differenziertes Bild davon, warum sie nicht ausschließlich auf Elektroautos setzen würde.
„Wer sich einseitig auf eine Technologie festlegt, der entwickelt Rohstoffabhängigkeiten“, sagt Müller vor allem mit Blick auf wichtige Materialien für die Batterieherstellung, wie etwa Lithium und Kobalt. Damit der Zugang zu den wichtigsten Rohstoffen dauerhaft gesichert werden könne, brauche es neue Handelsabkommen. Hier fordert Müller mehr Engagement und kluge Weichenstellungen von der Politik.
Müller geht davon aus, dass die Verbrenner-Technologie global gesehen noch über 2035 hinaus benötigt wird: „Die unterschiedlichen Antriebstechnologien werden in unterschiedlichen Regionen der Welt ihren Beitrag zu nachhaltiger Mobilität leisten“, sagt die VDA-Präsidentin. Nur so könne die „gewaltige Transformationsaufgabe entsprechend angegangen und gemeistert werden – mit Benefits für Gesellschaft, Industrie und vor allem für das Klima“.
„Selbstverständlich“, so Müller, müsse der Verkehr klimaneutral werden. „Aber welche Strategie haben wir denn für die 1,5 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die heute auf der Welt unterwegs sind?“ Hier seien synthetische Kraftstoffe gefragt, sagt sie, es gebe für diese Fahrzeuge „keine Alternative“. Die EU denke „zu klein, wenn sie schon heute synthetische Kraftstoffe ausschließt“, kritisiert sie das geplante Verbrenner-Aus in Europa. „Wenn es der Industrie gelingt, einen klimaneutralen Kraftstoff zu entwickeln, dann sollte das eine Option sein – vor allem für die aktuell 280 Millionen bereits existierenden Autos in der EU“, so Müllers Forderung.
„In Brüssel wird leider alles auf den Antrieb reduziert“
Müller gibt auch zu bedenken, dass zur emissionsfreien Mobilität „viel mehr“ gehöre als nur der Antrieb, etwa die Lieferkette: „Es geht um Kreislaufwirtschaft, Recycling der Karosserie bis hin zur Frage der Wiederverwendung von Batterien“. Alles Themen, an denen die Autoindustrie „intensiv und innovativ“ arbeite. Und bei Elektroautos komme es für den Klimaschutz stark darauf an, dass die Energie klimaneutral erzeugt wird: „Wir setzen daher voll auf erneuerbare Energien“, so Müller. Es müsse „also sichergestellt werden, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien so schnell erfolgt wie die Elektromobilität“.
Die benötigte Energie werde Deutschland allerdings nicht allein erzeugen können, meint Müller, weshalb es an der Zeit sei, Energiepartnerschaften mit anderen Ländern zu schließen. Auch hier findet die VDA-Präsidentin, dass die Politik „zu langsam und zaghaft“ vorgeht. Ihr fehle auch hier ein langfristiger Plan, wie schon bei der Beschaffung von wichtigen Rohstoffen für die E-Mobilität. „In Brüssel wird leider alles auf den Antrieb reduziert“, sagt sie. „Die Konsequenzen der Entscheidung, die sich ergebenden Anforderungen, werden nicht mitgedacht“, so ihre Kritik. „Wenn man sich – wie jetzt – politisch für den E-Antrieb entscheidet, dann muss die Strategie auch abgesichert werden, zum Beispiel durch den entsprechenden Zugriff auf Rohstoffe“. Das sei noch nicht passiert, und Müller sagt, sie sei „deswegen in hohem Maße irritiert. Wo ist hier die Strategie? Wo der langfristige Plan?“
Müller hat noch viele weitere Fragen: „Wo kommt der Strom her? Wo kommen die Batterien her? Welche anderen Möglichkeiten gibt es, Batterien herzustellen? Was ist mit den Halbleitern?“ Es gebe noch viel zu tun, nicht nur für die Unternehmen. Die aktuelle geopolitische Lage zeige deutlich, „dass wir in der EU unsere Strategien besser absichern müssen“.
Quelle: Zeit – „Ein mit Kohlestrom geladenes E-Auto ist nicht grün“
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