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Wie BYD Österreichs Elektroauto-Markt erobern will

Wie BYD Österreichs Elektroauto-Markt erobern will

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Mit BYD (Build Your Dreams) ist nach MG seit Beginn des Jahres eine weitere China-Marke in Österreich am Start. Verantwortlich für die Markteinführung und den Aufbau des Händlernetzes ist die Denzel-Gruppe, ein traditionsbehaftetes Auto-Handelsimperium. Wohin die Reise gehen soll, darüber hat sich die österreichische Tageszeitung „Der Standard“ mit dem Vorstandsmitglied Hansjörg Mayr unterhalten.

Seit gut einem halben Jahr ist die Denzel-Gruppe damit beschäftigt, die chinesische Elektroauto-Marke BYD in Österreich zu etablieren und das Händlernetz kontinuierlich auszubauen. Vorausgegangen war die Ernennung des traditionsbehafteten österreichischen Automobilimperiums zum „Dealer+“-Partner im Oktober 2022 – ein bedeutender strategischer Schritt für die Chinesen. Ziel sei es nach Angaben beider Unternehmen, „das Bestreben, die Dekarbonisierung durch innovative und nachhaltige eMobility-Lösungen rasch voranzutreiben.“ Richten soll das vor allem das Vorstandsmitglied Hansjörg Mayr, der bei Denzel für das China-Geschäft zuständig ist. Das erste Quartal 2023 ist aus BYD-Sicht zwar gut gelaufen, doch so richtig habe man noch gar nicht angefangen, erklärt Mayr. Er zeigt sich optimistisch: „Wir haben in den ersten drei Monaten 74 Stück zugelassen (…) Jetzt, nachdem die Verträge abgeschlossen sind mit den Händlern, müssen wir einmal die Rahmen einrichten, dann kriegen die Händler die ersten Autos und dann erst kann es richtig losgehen. Wir sind jedenfalls von den Voraussetzungen des Netzwerkes her auf gutem Weg, die angestrebten 1000 Fahrzeuge zu schaffen.“ 

Aktuell angeboten werden in Österreich drei BYD-Modelle: der „Atto 3“, ein kompaktes E-SUV, der „Tang“ als 7-sitzige Mischung aus Großraumvan und Fullsize-SUV sowie die E-Limousine namens „Han“ (ohne Solo). Bis Ende 2023 werde das Modellportfolio in Österreich auf sechs Modelle ­anwachsen. BYD ist laut eigenen Angaben „der weltweit führende Hersteller von elektrifizierten Autos“ – zumindest in Chinaund der erste Automobilhersteller der Welt, der die Verbrenner-Produktion zugunsten der Elektromobilität eingestellt habe. Die Besonderheit: BYD produziert von den Akkus über die Halbleiter bis zu den Antriebsmotoren und der Software alles selbst. Das garantiere kurze Lieferzeiten und eine rasche Verfügbarkeit. In allen BYD-Elektro-Pkw ist die „Blade Batterie“ verbaut, welche ohne Nickel und Kobalt auskomme. Sie soll besonders ressourcenschonend, langlebig und sicher sein.

„Die Verarbeitungs- und Materialqualität im Innenraum überrascht die Menschen“, sagt Denzel–Vorstand Hansjörg Mayr – hier der Innenraum des Atto 3 | Bild: BYD

Fokus auf Sicherheit, „deutsches“ Design

Ganz günstig sind die BYD-Modelle auch in Österreich nicht, liegt der Kaufpreis des Atto 3 inklusive E-Mobilitätsbonus und Steuern bei mindestens 42.600 Euro, für den Han und Tang werden mindestens 70.800 Euro fällig. Stellt sich also die Frage, auf welchen Käuferkreis es BYD abgesehen hat. „Im Moment, würde ich sagen, ist das Interesse querbeet. Es ist aber geprägt von technikaffinen Menschen, solchen, die die Marke kennen – sei es, aus der Batterie- oder aus anderen Technologiebereichen. Oder Leute, die Aktien besitzen, für die ist die BYD-Aktie ja ein bekanntes Gut. Beim großen Rest müssen wir aber erst einmal die Marke bekannt machen“, erklärt Hansjörg Mayr gegenüber „Der Standard“. Gelingen soll das auch über einen im März neu gelaunten Onlineshop, über den die Fahrzeuge einfach bestellt werden können. Um sich auf dem hart umkämpften Automarkt behaupten zu können, müssen sich die Hersteller nicht nur neue Vertriebswege ausdenken, sondern vor allem ein gutes, sicheres Produkt anbieten, weiß Mayr. Bei der Lithium-Eisenphosphat-Batterie von BYD sei die Brandgefahr im Vergleich zu manch anderen „sehr gering“, erklärt der Manager weiter. Der chinesische Hersteller möchte mit sicheren Fahrzeugen punkten.

Dass BYDs Design aus der Feder des deutschen Designers Wolfgang Egger (Alfa Romeo, Seat, Audi, Lamborghini) stammt, könnte der Marke weiteren Rückenwind geben. Denn Mayr weiß: „Wenn einem das Design gefällt, schaut man weiter. Wenn nicht, ist man raus. Wir sind glücklich, so einen renommierten Designer zu haben.“ Dabei sehe er auch kein Problem darin, dass die Autos aus China, „einer strammen Diktatur“, kommen. Die Leute würden nämlich ein Produkt suchen, das als Gesamtpaket bestmöglich zu ihren individuellen Mobilitätsbedürfnissen und zum Budget passt. „Jeder weiß, dass Apples Produkte von Foxconn in China gebaut werden. Die Wirtschaft ist global, auch Pkw anderer, nicht-chinesischer Hersteller kommen bereits aus China-Produktion.“

Beim Vertriebt setzt BYD wie zum Beispiel Tesla auf sogenannte Flagship-Stores, die sich überall dort befinden, wo viel los ist. Etwa in Einkaufszentren können Kunden „ganz einfach, ganz schnell“ eine Probefahrt machen. „Das wird sehr gut angenommen. Die Verarbeitungs- und Materialqualität im Innenraum überrascht die Menschen“, fügt der Denzel-Vorstand hinzu. Es gehe vor allem auch darum, den Leuten die Elektromobilität näherzubringen. Unter etwa fünf Millionen Fahrzeugen auf Österreichs Straßen sind gerade mal 115.000 batterieelektrisch, heißt es im Interview. Die meisten Menschen seien also noch nie elektrisch gefahren. „Wir wollen das Elektroauto spürbar, erlebbar machen. Ohne, dass man beim Autohändler einen Termin ausmachen müsste“, erklärt Hansjörg Mayr. Hierfür stünden zum Beispiel am Flagship-Store im österreichischen Einkaufszentrum Shopping City Süd in Wien regelmäßig bis zu zehn Vorführfahrzeuge zur Probefahrt bereit – sodass „in aller Regel“ immer eines verfügbar sei. Das Konzept dahinter ist so einfach wie clever: „Nach der Probefahrt steigen wir mit den Kunden auf einem ganz anderen Gesprächsniveau ein. Wir fangen nicht bei den Basics an, denn der hat das schon gespürt, erlebt, hat dann schon eine Vorstellung, wie Elektro ist.“

In naher Zukunft soll das Portfolio auf sechs Modelle ausgeweitet werden – diese werden über ein klassisches Händlernetz vertrieben, nicht über ein Agenturmodell | Bild: BYD

Kein Agenturmodell: „Der Händler vor Ort kann es immer besser“

In naher Zukunft soll das Portfolio auf sechs Modelle ausgeweitet werden. Folgen sollen das Crossover-Modell namens Dolphin, ein kleineres Auto unterhalb des Atto 3, sowie eine weitere Limousine namens Seal, ebenfalls kleiner als das bereits erhältliche Modell Han. Und Nummer sechs? Könnte ein Plug-in-Hybrid werden, lässt Mayr durchblicken: „Wir werden da noch genau beobachten, wie der Markt sich für die Plug-ins entwickelt. Ob die Marke BYD zu 100 Prozent auf batterieelektrisch setzt oder darüber hinaus auch Plug-in-Hybride anbieten wird. Im Moment rechnen wir damit, dieses Modell einzuführen, eine finale Entscheidung ist aber noch offen.“ Offen sei für Mayr hingegen nicht, ob man das angestrebte Ziel, bis Ende des Jahres 25 Händler unter Vertrag zu nehmen, schaffe. Die geplanten 15 bis Ende des ersten Quartals habe man nämlich bereits übertroffen. Aktuell (Stand Mitte April) seien es bereits 21, „vielleicht werden es 26. Damit wollen wir Österreich gut abdecken“, gibt er sich optimistisch.

Aktuell arbeite man noch an einer Händlerabdeckung in den wichtigen Gebieten Salzburg, Linz und St. Pölten. Doch Zeitdruck habe man nicht, gibt Mayr zu. Es wäre entscheidend, den richtigen Partner zu finden. Und wenn dieser nicht da ist, dann würde man auch noch warten. Den richtigen Partner definiert der Manager als „finanziell solide und stark aufgestellt ist, ein Betrieb in einer guten Lage und der auch die neue Marke entsprechend repräsentativ vertreten wird.“ Interessant dabei: Der Importeur Denzel setzt weiter auf den klassischen Händlerzugang und verwirft die andernorts um sich greifenden Agenturmodelle. Mayr ist der Meinung, dass ein Agentursystem für eine neue Marke wie BYD schwierig sei. „Wir sind auch sicher, dass es der Händler vor Ort immer besser kann als wir. (…) Als neue Marke, wenn man die Chance hat, ein Händlernetz von null weg aufzubauen, ist das eine wunderbare Ausgangsposition. Wir hatten über 100 Bewerbungen, das heißt: Die Sogwirkung von BYD in der Händlerschaft ist enorm“, sagt Mayr weiter. Dabei verweist er auf die vor zwei Jahren eingeführt Marke MG, die bis heute „hocherfolgreich“ ist. Die Händler hätten das Potenzial der chinesischen Marken erkannt. Die Aktivitäten des Herstellers, die Marke auf europäischer Ebene bekannt zu machen, werden laut Mayr erst noch beginnen.

Mit sieben Sitze ist der Tang das Flaggschiff der BYD-Modellfamilie | Bild: BYD

BYD setzt auf eine einfache Modell- und Ausstattungsstruktur

Darüber hinaus geht Mayr im Gespräch auf die Themen Lieferzeiten, Logistikkette und Ersatzteilversorgung ein: „Wir stellen fest, dass sich seit dem vierten Quartal 2022 die Versorgungsengpässe deutlich entspannt haben. Die Chipkrise beispielsweise ist zwar noch nicht vorbei, entspannt sich aber.“ Aus den Krisenzeiten habe man außerdem auch etwas gelernt: So fokussiere man sich bei den chinesischen Marken auf ein Line-up, das überschaubar ist. „Also nicht 27 Modellvarianten, sondern idealerweise zwei Modelle: ein Standardmodell und ein luxuriöses“, heißt es weiter. Und da biete die Elektromobilität große Vorteile, weil es zumeist nur eine oder zwei Batteriegrößen zur Auswahl gibt. Die bessere Ausstattung sei dann an den größeren Akku gekoppelt, was die Lagerhaltung simpel und die Verfügbarkeit sicherer mache. Doch Herausforderungen gibt es immer zu bewältigen, aktuell sollen mangelnde Schiffs- und Lkw-Kapazitäten für Kopfzerbrechen sorgen. „Es fehlen Transportkapazitäten, die während der Corona-Krise weggefallen sind. Es fehlen sowohl Lkw als auch Fahrer, und der Ukraine-Krieg hat auch noch einmal die Verfügbarkeit von Lkw-Fahrern reduziert“, so Mayr.

Die Denzel Gruppe macht nach eigenen Angaben 800 Millionen Euro Umsatz pro Jahr und zählt zu den hundert bedeutendsten Unternehmen in Österreich. Dass sich dieses Imperium die chinesischen Marken MG und BYD angelacht hat, wiegt schwer. Deutsche Hersteller dürften es also zukünftig weniger leicht haben, sich am Elektroauto-Markt zu behaupten. Mayr weiß: „In Europa werden wir sicher in den nächsten zehn Jahren eine inhomogene Entwicklung erleben, was die Elektromobilität betrifft. Es wird in diesen zehn Jahren ein Rennen um die besten Technologien sein, im Sinne von Technologieoffenheit.“ Doch für China sehe der Vorstand eine klare Entwicklung hin zur Elektromobilität. Dort hätten sich die E-Auto-Neuzulassungen in den letzten zwei Jahren verfünffacht – von einer auf fünf Millionen E-Autos bei insgesamt 22 Millionen Neuzulassungen. „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass im Jahr 2025 schon mehr Elektroautos in China zugelassen werden als andere“, prognostiziert er. Wichtig sei auch die Beobachtung, dass durch die Skalierung in der Produktion die E-Mobilität bezahlbarer würde. Letztlich entscheide der Kunde, welche Antriebsform für ihn das Beste ist. Unabhängig davon ist Mayer der Meinung, dass das Elektroauto so oder so eine große Rolle spielen wird.

Quellen: Der Standard – BYD: „Wollen das E-Auto spürbar, erlebbar machen“ / BYD – Pressemitteilung vom 11.04.2023

Der Beitrag Wie BYD Österreichs Elektroauto-Markt erobern will erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

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