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Michael Drechsel: Wie E-Autoakkus die Energiewende vorantreiben

Michael Drechsel: Wie E-Autoakkus die Energiewende vorantreiben

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Willkommen bei einer neuen Folge des Elektroauto-News.net-Podcasts. In der aktuellen Folge habe ich Michael Drechsel zu Gast. Er arbeitet für Intelligent Energy System Services (IESS) und beschäftigt sich dort mit dem Thema Batterie und vor allem dem „Second Life“-Einsatz von alten E-Autoakkus und Batteriespeicherlösungen sowohl für, ich sage mal, Ladestationen, wo sie mit angekoppelt sind – hier der Verweis auf den Podcast mit Jolt –, oder eben auch im Zusammenspiel als Energiespeicher für PV-, Windkraft-, Windenergieanlagen.

Im Detail haben wir erst mal mit den Vorteilen gegenüber „Second Life“-E-Autoakkus, deren CO₂-Rucksack gesprochen, um dann zu sagen, warum Second Life die Lösung ist, um das Beste aus der Batterie herauszuholen, auch nach dem Leben im E-Auto. Wir gehen direkt rein in die Folge mit Michael. Viel Spaß damit.

Gerne kannst du mir auch weitere Fragen zur E-Mobilität per Mail zukommen lassen, welche dich im Alltag beschäftigen. Die Antwort darauf könnte auch für andere Höre:innen des Podcasts von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für die bereits erwähnten Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung, beim Podcast-Anbieter deiner Wahl, freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

Transkript zu Michael Drechsel: Wie alte E-Autoakkus die Energiewende vorantreiben

Sebastian

Servus Michael. Vielen Dank, dass du dir heute die Zeit nimmst, dass wir uns ein Stück weit mit dem Thema alte E-Autoakkus auseinandersetzen, mit den Vorurteilen, den Mythen, die es da sozusagen drumherum gibt, und was für Möglichkeiten, die dann eben noch bieten, dass sie dann einfach nicht nur Müll und schädlich für die Natur oder für die Umwelt sind, sondern auch noch viele Vorteile mit sich bringen. Bevor wir da allerdings eintauchen und ein Stück weit mit den Vorteilen aufräumen, stell dich doch gerne mal selbst vor und auch das Unternehmen, für das du tätig bist.

Michael Drechsel

Gerne Sebastian. Vielen Dank für die Einladung. Ich bin Michael Drechsel, bin tätig für die Intelligent Energy System Services, oder kurz IE2S, und begleite dort das Themenfeld Battery und freue mich sehr, heute mit dir durch den Podcast durchzugehen und damit ein paar Mythen aufzuräumen.

Zu mir: Ich durfte in Erlangen-Nürnberg Wirtschaftsingenieurwesen studieren und bin eigentlich eher im Maschinenbaubereich unterwegs gewesen, durfte über Stationen bei Bosch in Nürnberg und dem Planungsumfeld von Audi, bei der Audi Planung GmbH die Themenfelder Energieeffizienz und Nachhaltigkeit in der Produktion mit begleiten, was mich so mein ganzes Berufsleben immer wieder motiviert hat, ebendiese Nachhaltigkeitsfelder nach vorn zu bringen.

Durfte dann auch bei der Audi Planung GmbH eine Teamleitung übernehmen für das Thema neue Mobilität und Innovationen in der Produktionsdigitalisierung und hatte da dann meine ersten Berührungspunkte mit dem Ausplanen von Ladeparks, von Verwaltungen von Elektroplänen oder dann eben auch dem Thema: Wie kann man mit Batteriespeichern und „Second Life“-Batterien Lösungen schaffen, um einerseits diese Ladevorgänge zu optimieren oder sagen wir mal, die Ladevorgänge geschickt in einem Ladepark aufzubauen oder zu ermöglichen, und eben auch Batteriespeicher auf den Weg zu bringen, die netzdienlich arbeiten. Da kommen wir bestimmt später noch dazu, was Netzdienlichkeit bedeutet und darf das jetzt schon ein paar Jahre machen. Bin bei der IE2S seit starken anderthalb Jahren und darf genau an dieser Schnittstelle, die mich immer so begeistert hat, zwischen Mobilität und der Energiewelt eben Themen begleiten. Und es macht mir wahnsinnig viel Spaß.

Sebastian

Und ist ja auch ein spannender Fakt, dass man eben genau sich an diesem Punkt da bewegt, weil es geht ineinander über. Es gibt da einfach verschwimmende Grenzen und es ist nicht mehr nur Mobilität oder eben Energiewende, Energiespeicher, sondern das eine bedingt ja das andere sozusagen und vielleicht gehen wir da auch mal über. Wir reden ja alle davon, weil man liest ja auch täglich auch die ganzen E-Autos, wenn die denn mal kaputt sind, verschrottet, keine Ahnung, was, einen Unfall haben. Wohin mit den ganzen Akkus? Die sind doch so schädlich. Und das sind Punkte, die wir immer im Portal ein Stück weit auch versuchen schon aufzuklären. Es gelingt mal mehr, mal weniger gut. Ich denke, du wirst da auch deine Erfahrungen schon gemacht haben, aber vielleicht kannst du uns da mal ein Stück weit abholen, was so die typischen Vorteile sind und warum die einfach auch überhaupt keinen Sinn ergeben, wenn man sich mal tiefer und ernsthaft damit beschäftigt.

Michael Drechsel

Absolut richtig. Diese Vernetzungswelt von beiden und die Möglichkeiten, die da auftun, sind wahnsinnig spannend. Vielleicht da einfach nur mal im Vorgriff: Der Grund, dieses Thema weiter zu begleiten, oder der Grund dafür, zur IE2S zu gehen, war genau der, dass diese Firma eben zwei Shareholder hat. Das eine, die MHP Management- und IT-Beratung – der eine oder andere kennt es, eine Firma aus dem Porsche-Kontext – und die andere Seite eben der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW, der allein schon in der Gesellschaftsform uns das eben ermöglicht, diese Themenfelder zusammenzubringen. Das heißt, wir arbeiten jetzt im Moment genau an diesen Feldern, einerseits die Transformation in der Energiewelt zueinander zu bringen und gleichzeitig aber auch diese Mobilitätswelt nach vorn zu bringen.

Ein Beispiel davon ist es eben, Altbatterien aus Elektroautos zu nutzen, um die Felder miteinander zu vernetzen. Das ist eine Lösung, neben so Schlagworten wie Vehicle to Grid oder einfacher gesprochen, bidirektionales Laden, was viele der Zuhörer auch noch interessieren wird, wie es da weitergeht. Oder eben auch Themen, die einfach dazu dienen, das Netz zu stabilisieren, was wir sehr stark begleiten, also Netzausbau und die Anforderungen, die durch die Mobilität auf das Netz kommen. Das sind Themen, die uns als Firma sehr stark begleiten.

Ich sage mal, für uns war der Slogan, der da dahintersteckt und wieso mich dieses Thema in der Konstellation so begeistert, ist das Thema, dass wir mit einem Purpose arbeiten, der da heißt: Empowering climate-positive generations. Und ich nenne es immer so: Ich will einfach mitwirken, an Themen zu arbeiten, die es meinen zwei kleinen Mädels daheim ermöglichen, später mal in einer Welt zu leben, die sicher ist, in einer Welt zu leben, die lebenswert ist und die nachhaltig gestaltet ist, wo auch die Generationen nach uns eben die Chance haben, ich sage mal, die Welt so zu genießen, wie wir das tun.

Und jetzt um mal auf die Frage zu gehen: Was machen wir mit den Akkus? Ich glaube, genau das ist eines der großen Punkte, die viele bewegt. Die Frage: Wie wurde denn mein Fahrzeug eigentlich produziert? Was steckt denn da für ein ökologischer Fußabdruck in dieser Batterie denn schon drin? Und wann bin ich denn mit einem Elektrofahrzeug wirklich nachhaltiger unterwegs als mit einem Verbrenner?

Wenn du mir erlaubst, ich würde gerne mal mit diesem Mythos aufräumen. Es heißt, die Elektroakkus sind alle vom Fußabdruck her so schlimm, dass sich das nie rentiert. Das ist so einfach nicht korrekt und alles hängt sehr entscheidend davon ab, was wir mit diesen Akkus machen. Und dafür ist es notwendig, dass wir eben die Akkus maximal nutzen. Und dazu gehört eben auch die Möglichkeit, die in einem Speicher in ein zweites Leben zu bringen, und das möchte ich noch mal sehr deutlich sagen, bevor so ein Akku ins Recycling geht, weil an Recycling führt kein Weg vorbei. Das heißt auch nicht entweder in einen Batteriespeicher oder ins Recycling, sondern wenn, dann heißt es, der Akku bekommt noch mal eine zweite Chance, in einem zweiten Leben einen Nutzen zu stiften, bevor er ins Recycling geht. Das ist mir noch mal ganz wichtig.

Sebastian

Ich denke, das ist auch ein wichtiger Punkt und das ist auch das, was wir beobachten, wenn wir uns natürlich mit dem Umfeld der Batterie beschäftigen, dass da aber auch die meisten in der Industrie, also 90 bis 95 % genau diesen Weg auch einschlagen und sagen: Erst Second Life, dann Recycling, einfach aus dem Hintergrund schon heraus. Natürlich können wir rein theoretisch schon 90 bis 95 % des Akkus recyceln. Das bekommen wir in kleinen Serien fairerweise hin. Wenn wir jetzt aber in Großserien denken, ist das im Moment auch noch nicht abbildbar von der Industrie.

Und durch diesen „Second Life“-Einsatz ermöglicht man sich ja quasi genau diese Zeit dann noch mal zu kaufen, diese 18, 15 Jahre, bis man ans Recycling gehen muss. Ich denke, das ist auch was, was man mal im Hinterkopf behalten muss, dass das zwar alles relativ schnell geht, auch die E-Mobilität, die nach vorn bricht, aber bis es dann so weit ist, dass wir recyceln müssen, haben wir de facto noch mal zehn Jahre ungefähr vor uns, zumindest für die Großserien.

Michael Drechsel

Ich finde es ganz interessant. Die ersten Reaktionen, als ich mit dem Elektroauto gefahren bin, war: Was passiert denn eigentlich nach den sieben, acht Jahren, wenn der Akku dann in der Reichweite einbricht? Und ich denke, viele Hörer hier kennen dieses Vorurteil. Man muss schon fairerweise sagen, dass mir noch niemand berichtet hat, dass er nach sieben Jahren einen mittleren fünfstelligen Betrag in die Hand genommen hat, um eine neue Batterie für sein Gebrauchtfahrzeug zu kaufen, nur weil die Reichweite eingeschränkt war. Also ist mir nicht bekannt. Ich weiß nicht, ob dir, Sebastian, da jemand bekannt ist, aber ich kenne es, wenn dann nur, aus Themen wie Beschädigung liegt vor oder es liegt irgendwie eine Rückrufaktion vor oder irgendwas Spezielles, Technisches, aber nicht, weil die Reichweite einbricht.

Sebastian

Ja, dazu vielleicht auch ein Einwurf meinerseits. Ich hatte ja auf der Power2Drive einen kurzen Vortrag zu dem Thema – da war das auch drin – und damit hatte ich mich auch beschäftigt, noch mal mit den Zahlen. Die Hersteller sagen immer, das kann nach acht Jahren bei 70 % liegen. Das ist wie ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Das gibt dir nur das Mindesthaltbarkeitsdatum vor. Das heißt nicht, dass das genau an dem Tag nach sieben Jahren schlecht ist. Es nimmt einfach ab. Da kommt es darauf an: Wie fahre ich das E-Auto? Fahre ich es schon? Lade ich es schon? Wie gehe ich damit um? Also da spielen ja viele Punkte mit rein. Das heißt nicht, heute gekauft, in sieben Jahre ist es dann kaputt. Das muss man ja auch mal bedenken bei der Sache.

Da gibt es ein schönes Beispiel, auch wieder Ausnahme wahrscheinlich, die gibt es in alle Richtungen, aber ein Tesla hat 282.000 Kilometer auf dem Zähler, acht Jahre alt, 92 % Energiekapazität. Und dann sind wir ja noch bei dem anderen Thema. Du hast es vorhin auch Reichweitenabbruch, -rückgang genannt. Nur weil das dann weniger Reichweite de facto hat, kann die ja trotzdem ausreichen. Wir erinnern uns, 80 Kilometer maximal am Tag, die typische Pendlerstrecke. Das legt ja auch nach acht Jahren noch ein Smart hin, übertrieben gesagt. Weißt du, es reicht aus und das sind die Punkte, die man berücksichtigen muss, aber vielleicht hast du ja auch noch weitere Punkte zum Second Life, wo wir dann eben die Vorteile gewinnen.

Michael Drechsel

Also der Punkt ist ja folgender. Erstens: Es ist toll, dass die Akkus so lange halten. Das heißt, den Aufwand, den wir hineinstecken in die Produktion, der rentiert sich wirklich und es motiviert ja auch umso mehr und wir kommen gleich noch: Welche Quellen gibt es im Moment für solche Akkus am Markt? Es motiviert ja umso mehr, diese noch in dem Speicher zu nutzen, weil eben die Nachhaltigkeit und die Langlebigkeit da ist. Punkt.

Ich habe noch mal einen interessanten Fakt recherchiert, mit einem Kollegen von mir: Wir müssen uns auch klarmachen, also wir können, wenn wir die Recyclingquoten sehr, sehr weit hochtreiben, sehr, sehr hohe Prozentanteile des Materials zurückgewinnen, aber wir stecken im Moment je Kilowattstunde und Kapazität, die in einem Auto verbaut wurde, je nach Produktion etwa 50 elektrische Kilowattstunden in die Produktion. Die sind verloren. Und wenn man den Hochlauf mal betrachtet von allen Batteriewerken, die für Deutschland geplant sind, bis 2030, bedeutet es, dass wir den Energiebedarf der Stadt Berlin 1,7-fach noch mal neu bei uns in die Netze bringen. Also da kommt ein extrem großer Energiebedarf auf uns zu, den wir in diese Batterien stecken. Und das soll uns noch mehr motivieren, im Sinne der Nachhaltigkeit diese Batterien auch vollumfänglich zu nutzen und eben nicht nur in einem Fahrzeug, sondern auch später in einem Speicher.

Und die Realität im Moment ist die: Die Batterien, die es am Markt gibt, die Quellen dafür, sind zum Beispiel Vorserienfahrzeuge der großen Fahrzeughersteller. Und da gibt es eben Fahrzeuge, die getestet wurden, genau zu dem Zweck, wo auch das Ziel ist, dass die Batterien jetzt nicht in Privathände gelangen, sondern von Profis verarbeitet werden. Das ist eine Quelle, die im Moment da ist. Und dann haben wir eben noch Batterien, die typischerweise daher kommen, dass ein Fahrzeug beschädigt wurde und dann ein Profi eben begutachten muss: Ist diese Batterie im Fahrzeug noch sicher zu verwenden? Oder was häufig passiert, man tauscht diese Batterie und schaut dann, ob man sie noch reparieren kann oder ob man sie eben zerlegt.

Die Elemente, die noch gut sind, analysiert … Der geneigte Hörer weiß häufig, dass so eine Batterie aufgebaut ist, typischerweise aus Zellen, die zu Modulen zusammengefasst und einzelne Module, die dann zu Batterien zusammengebaut werden. Und gerade die nicht beschädigten Module, die in einer Einheit sind, die sind sehr spannend für den Aufbau von „Second Life“-Batteriespeichern. Also die Idee ist nicht nur immer eine ganze Batterie zu nehmen und da zehn miteinander zu verschalten oder 20 oder wie viele auch immer. Diese Lösungen gibt es, die sind auch sinnvoll an der einen oder anderen Stelle. Man kann aber auch platzsparender und geschickter Speicher aufbauen, die aus Modulen zusammengesetzt werden. Und das sind die zwei Wege, die wir haben. Also Batterien kommen aus der Vorserie, aus Reparaturen und können dann eben in unterschiedlichen Bauformen wie aus einer Gesamtbatterie oder aus einem Modul zusammengefasst und daraus ein Speicher erstellt werden.

Sebastian

Vielen Dank, dass du das noch mal aufgeführt und dann mit den Hörer:innen da auch ein Bild gezeichnet hast, wie denn eben so was vonstattengeht. Ich finde jetzt auch gerade ein wichtiger Hinweis, du hast eben gesagt, da wird der Bedarf Energie von Berlin Faktor 1,7 überschritten. Das zeigt uns ja aber auch ganz gut auf, dass wir eben auf erneuerbare Energien setzen müssen, um da eine Veränderung herbeizuführen.

Und da war ich gerade auch vor einiger Zeit, wenn der Podcast herausgekommen ist, weil wir basteln zugegen, die Batterien bauen, die eigene Batteriespeicher bis zu 10 Megawattstunden aufbauen jetzt auf dem Gelände und da Photovoltaikstrom, Windkraft einspeichern können, um ihr Werk dann komplett autark zu betreiben. Also auch da wird ja hingedacht, dass die ganzen Batteriefabrikenaufbauer sich unabhängiger machen, autark, um zum einen natürlich ihre Margen zu schützen, damit sie da nicht so abhängig vom Strom sind, zum anderen aber auch, um ebendiese Lastspitzen, die rein rechnerisch natürlich vorhanden sind und das Ganze wieder in der Gesellschaft ausbremsen könnten, dann eben direkt gegen vorzubeugen.

Michael Drechsel

Was du gerade auch hinausgehst, ist die Frage: Wo setzen wir denn jetzt solche Speicher ein? Es ist genau das, was du sagst. Wenn wir nachhaltig produzieren wollen und unser Energiesystem dezentraler, regenerativer aufbauen, haben wir mehr fluktuierende Energien und wir müssen uns überlegen: Wie können wir die geschickt speichern oder den Verbrauch und die Erzeugung zeitlich zueinander anpassen? Und da haben wir den Vorteil bei den Batteriespeichern, dass die eben sehr schnell reagieren können. Die können schnell Energie aufnehmen, schnell Energie abgeben. Es gibt andere energetische Systeme, die das eher langfristig können. Ganz extrem Pumpspeicherkraftwerk.

Und das ist eben das Interessante bei uns, dass wir Experten haben, die aus der Sicht des Netzes, also Kollegen, die aus dem „TransnetBW“-Umfeld kommen, die den Übertragungsnetzbetrieb kennen, die uns dann helfen solche Speicher zu nehmen und, ich habe vorhin mal gesagt, netzdienlich einbinden, wo wir dann eben hergehen und sagen: Wie können wir primär oder sekundär Regelleistung an der Stelle mit Speichern ebendiese Dienstleistungen erzeugen, um das Gesamtnetz zu stabilisieren?

Dann gibt es natürlich kleinere Anwendungen, wo man hergeht und sagt: Wie kann ich mich denn durch so einen Batteriespeicher entweder stärker aufstellen für das Thema Eigenverbrauch? Also meine PV-Anlage speist in meinen Speicher und stützt damit meine Fertigung zum Beispiel, weil ich einfach diese Idee habe, dass ich mehr aus meiner eigenen Energieerzeugung nutzen möchte.

Ich meine, man kennt es ja aus dem Arbeitsumfeld. Wenn alle Entscheidungen so gefällt werden, wie man sie zu Hause auch fällt, kommen wir immer häufig zu guten Entscheidungen und man sieht ja, wie viele Privathaushalte im Moment die Kombination von Photovoltaik und Speicher für sich nutzen. Und ich glaube, dass das auch im Industrieumfeld ein ganz, ganz starkes Wachstum jetzt sehen wird, dass immer mehr Firmen dort hingehen, um zu sagen: „Ich nutze meine Energie selber, ich binde das geschickt ein“, oder was auch eine ganz tolle Möglichkeit ist, ich baue einen großen Ladepark auf, habe vielleicht nur eine etwas kleinere Anschlussleistung für den großen Ladepark, aber Puffer mit so einem Batteriespeicher zwischen. Und genau wie du es gesagt hast, sind die Peak Shaving lokal, also die Lastspitzen herauszunehmen und dadurch eben es auch zu ermöglichen, günstige Ladeleistungen, günstige Ladelösungen auf den Weg zu bringen.

Sebastian

Das sind definitiv die Ansätze, die da auch verfolgt werden sollen, damit das Ganze auch Erfolg hat. Aber vielleicht können wir von da aus direkt den Bogen spannen sozusagen zu euch, was ihr denn eigentlich macht, wie ihr diesen ganzen Wandel auch ein Stück weit unterstützt und euren Teil dazu beitragt, weil genau bei diesen unterschiedlichen Themenfeldern, die man ja damit bedienen kann, setzt ihr glaube ich an. Vielleicht kannst du uns da auch noch ein Stück weit abholen, wie ihr euch damit einbringt als Unternehmen?

Michael Drechsel

Sehr gerne. Also, wir betrachten uns selber als Energiearchitekten. Was heißt Energiearchitektur? Also wir haben Situationen, wo Firmen, Einzelpersonen auf uns zukommen und sagen: „Wir haben die Vision, die Idee von einer Autarkie, von einer Eigenversorgung, von einer Optimierung. Ich möchte meine Dachflächen mit Photovoltaik vollmachen, das sinnvoll einbinden.“ Und wir zeigen dann auf, welche energetischen Möglichkeiten es gibt. Wir gehen vor allem auch her und berechnen die Wirtschaftlichkeit. Wir müssen hier auch in Systemen denken, die sich rentieren.

Das heißt, wir begleiten den Kunden von der ersten Idee bis hin zu einem Vergabeprozess, wo ich am Schluss sage: „Das ist mein Konzept, das möchte ich vergeben“, helfen dann gemeinsam mit die Realisierer oder die Partner für solche Lösungen an den Tisch zu bringen und sind dann mit dabei bis zum Schluss zur Schlüsselübergabe, wie es bei einem Architekten auch der Fall wäre, wenn es darum geht, diese Speicher dann nach einer Präqualifizierung zum Beispiel in diese Netzdienstleistungen einzubringen.

Das Gleiche gilt aber auch für große OEMs, die zu uns kommen und dann wie beim Altbestand sagen: „Ich habe hier eine Batterie. Was kann ich mit der machen? Was muss ich tun, damit ich die rechtskonform sauber in den Betrieb einbinden kann, wo ich aus diesem Batteriespeicher einen Nutzen generieren kann?“ Von dem her haben wir Kunden, die Visionen haben. Wir haben Kunden, die die Batterien vorliegen haben. Wir haben Partner an der Hand, die Speicher bauen. Wir zeigen auch auf, wie man diese Speicher sinnvoll einbindet, begleiten diese Präqualifizierungen und zeigen eben die Lösungen dafür auf. Und das Tolle an dem Ganzen ist, dass man eben Dinge entstehen sieht, also von der ersten Idee bis zur Übergabe am Schluss. Und das motiviert mich jeden Tag hier weiter dran zu arbeiten.

Sebastian

Das glaube ich, dass das Gefühl da antreibt. Aber jetzt kann man ja mit einem Vorteil auch noch aufräumen. Du hast im Vorfeld gesagt, ihr seid jetzt nicht die typischen PowerPoint- oder Excel-Jongleure, sondern ihr wollt da auch mit gutem Beispiel vorangehen und eben nicht nur zeigen, das, das und das ist Schritt für Schritt möglich, sondern ihr beschäftigt euch auch schon tiefer und praktischer mit dem Thema, wenn man das so sagen kann.

Michael Drechsel

Das ist absolut richtig. Also sprich, wir fahren selber Alterungsmodelle für Batterien. Wir haben Partner bei uns mit, die die Bewertung von solchen Akkus vornehmen, damit wir auch wissen: In welchem Zustand sind die Akkus? Was ist sinnvoll noch zu verbauen? Was nicht? Und wir werden zeitnah auch einen Speicher selber mit auf den Weg bringen, einfach nur um noch mal mit gutem Beispiel voranzugehen und eben nicht nur im Sinne eines Papier-Engineerings-Themas auf den Weg zu bringen, sondern das Ganze auch konkret in Hardware nach vorne zu bringen. Da gerne uns folgen. Da werden weitere Informationen bald veröffentlicht.

Sebastian

Das klingt überzeugend. Wir machen das auf jeden Fall, werden auch darüber berichten. Ich sage erst mal vielen Dank für deine Zeit, Michael, für die Einblicke und den Blick auf Second Life und warum es denn eben vollkommen Sinn ergibt. Ich hoffe, wir haben den einen oder anderen Zweifler oder Zweiflerinnen überzeugen können, und wenn nicht, dann zumindest mit euren kommenden Projekten, wo ja auch dann noch mal aufgezeigt wird, dass es funktioniert. Danke für deine Zeit.

Michael Drechsel

Sebastian, vielen Dank.

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